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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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werden, Holly, oder?«

    »Sir, ich habe bloß …«
    »An den Ermittlungen beteiligt sein? Ein bisschen Glamour in Ihr Leben bringen? Dorfbobby schnappt Killer?«
    »Das habe ich nicht …«
    »Na schön!« Marvel klatschte die Hände zusammen und rieb sie dann, als wolle er gleich bei einem Tauziehen mitmachen. »Nichts liegt mir ferner, als einem guten Mann Steine in den Weg zu legen, Holly. Ich habe genau den richtigen Job für Sie.«
    Jonas sagte nichts. Er hatte das Gefühl, er könne es nur schlimmer machen.
    Doch selbst sein Schweigen stachelte Marvel weiter an. »Mörder«, verkündete er, »kehren doch gern an den Tatort zurück. Stimmt’s?«
    »Manche schon«, antwortete Jonas argwöhnisch.
    »Dann möchte ich, dass Sie auf ihn warten.«
    Jonas war verwirrt.
    Marvel ging zurück zur Haustür und bedeutete Jonas mit einer Geste, ihm zu folgen. Er öffnete die Tür und zeigte auf die jetzt leere Schwelle.
    »Ich möchte, dass Sie bis auf Weiteres hier stehen.«
    »Das soll wohl ein Witz sein!« Die Worte brachen aus Jonas hervor, ehe er ihnen Einhalt gebieten konnte. Fast hätte er noch ein »Sir« hinzugefügt, um sie abzuschwächen, doch dafür war es zu spät.
    Marvel ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Bewahren Sie die Unversehrtheit des Tatorts. Melden Sie verdächtige Aktivitäten. Betrachten Sie sich hiermit als einbezogen.«
    Jonas schwieg. Marvel neigte den Kopf zur Seite und legte eine Hand hinters Ohr. »Ich habe Sie nicht verstanden, PC Holly.«
    Jonas versuchte ein letztes Aufbegehren. »Und was ist mit meinem Job? Ich unterstehe nicht Ihrem Befehl, Sir.«
    »Was denn für ein Job? Katzen von Bäumen runterholen und Schulkindern Zigaretten abknöpfen? Das hier ist ein
Mordfall, und ich bin der dienstälteste Ermittlungsbeamte, also stehen Sie sehr wohl unter meinem Befehl, wenn ich es sage. Kapiert?«
    Wieder legte er den Kopf schief. Wieder die Hand hinter dem Ohr.
    »Ja, Sir«, sagte Jonas. »Ich hab’s kapiert.«
     
    Marvels Schuhe waren hinüber, und es waren die einzigen, die er mitgenommen hatte. Er drehte die Heizung voll auf und stellte die Halbschuhe auf den Heizkörper, ausgestopft mit den Kreuzworträtsel- und Horoskopseiten der Daily Mail, eins so sinnlos und verwirrend wie das andere. Debbie hatte ihm immer sein Horoskop vorgelesen. Eigentlich hatte sie es ihm mehr vorgetragen. Stier. Der Bulle. Wahrscheinlich eher Bull shit . Sie hatte immer gesagt, sie würden perfekt zusammenpassen. Na, und jetzt: Er saß mit nassen Schuhen in einem umgebauten Stall und sie wieder bei ihrer Mutter wie eine abgebrannte Studentin. Hatte ihre Retro-Couch ihm und seiner stetig wachsenden Sammlung leerer Whiskeyflaschen vorgezogen. Die perfekte Ehe.
    Scheiße! Urplötzlich fiel ihm die Kotze wieder ein. Mehr hoffnungs- als erwartungsvoll zog er sein Handy aus der Tasche, erblickte jedoch überrascht fünf fette Netzbalken, die dazu einluden zu telefonieren, solange es noch ging.
    »Reeves?«, sagte er. »Ich bin’s«
    Jos Reeves hatte offenkundig geschlafen, und Marvel warf einen raschen Blick auf die Uhr. Es war doch erst elf Uhr abends. Verdammter Kiffer.
    »Ja«, knurrte Reeves. »Was gibt’s?«
    »Ich hab da was gefunden, sieht aus wie Kotze, draußen vor der Hintertür des Opfers.«
    »Kotze?«, fragte Reeves durch ein Gähnen hindurch.
    »Ja. Haben Ihre Jungs bestimmt übersehen.« Marvel erwähnte nicht, dass er das Erbrochene ebenfalls übersehen hätte, wenn er nicht beinahe hineingetreten wäre.

    »Okay, ich schicke morgen Mikey runter.«
    »Was spricht denn gegen heute Abend?«, erkundigte sich Marvel, dem unbehaglich bewusst war, dass er das Ganze bis eben völlig vergessen hatte.
    Jos Reeves lachte, als hätte er einen Witz machen wollen, und Marvel hoffte, dass es bei diesem Fall niemals auf den Frischegrad oder andere Eigenschaften besagter Kotze ankommen würde. Sonst würde er einige ernsthafte verbale Schwerttänze hinlegen müssen, um zu verhindern, dass ihm die ganze verdammte Geschichte um die Ohren flog. Er wusste, dass Jos Reeves um diese Zeit niemanden herschicken würde, und er wusste, dass es Unsinn war, das von ihm zu verlangen.
    »Na, frischer wird das Zeug nicht«, bemerkte er verdrießlich. »Und hier schifft’s wie aus Eimern.«
    »Ja, hier regnet es auch«, erwiderte Reeves milde in diesem beiläufigen Tonfall, der Marvel so sehr gegen den Strich ging.
    »Hier ist es aber viel nasser«, gab er zurück und legte auf, ehe Reeves ihn mit irgendwelchen

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