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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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nackte Mutter im Schlepptau hatte.
    »Meine Sandalen sind im See«, verkündete sie, als er sie ins Haus zog und sie sanft an seinen schmallippigen Vater weiterreichte. Dann sah er zu, wie die beiden in der Küche verschwanden, wo es immer warm war. Jonas konnte Alan Marsh leise etwas sagen hören; die verwirrten Antworten seiner Frau klangen gedämpfter, als sie die Küche betraten.

    Einen Augenblick lang standen er und Danny verlegen da und schauten ziellos den Flur hinunter. Dann räusperte sich Danny und sagte: »Danke, Alter.«
    »Kein Problem.«
    Es war seit zwanzig Jahren das erste Mal, dass sie miteinander gesprochen hatten.
     
    Während der Rest seines Teams fortfuhr, an hoffnungslose Türen zu klopfen, fuhr Marvel unter einem Himmel, der die Farbe einer alten Quetschung hatte, zu Margaret Priddys Haus. Er wollte nachdenken können, ohne dass Reynolds neben ihm den Schlauberger machte.
    Drei Jungen, die zusammengekauert auf einer Bank am Rand des Fußballplatzes saßen und sich eine Zigarette teilten, sahen zu, wie er seinen Wagen abschloss.
    »Da darf man nich’ parken, Alter«, bemerkte einer von ihnen.
    »Solltet ihr nicht in der Schule sein?«, fragte er, und die drei sahen ihn an, als spräche er Holländisch. Das hat gesessen, dachte er.
    Marvel wandte sich dem Fußballplatz zu. Hundert Meter zu seiner Linken stand ein Schild, auf dem Danke, dass Sie in Shipcott langsam gefahren sind stand. Er wusste, dass die Aufschrift auf der Rückseite Bitte fahren Sie in Shipcott langsam lautete. Oder irgendetwas in der Art; die Schrift war undeutlich gewesen, als er daran vorbeigefahren war. Außerdem war er an etlichen Cottages vorübergekommen, die einzeln oder paarweise an der Straße standen; sie gehörten zwar zum Dorf, lagen aber ein wenig abseits. Margaret Priddys Häuschen jedoch, mit den Mauern in schmutzigem Pfirsichrosa, war das erste, das innerhalb der dürftigen Begrenzung lag, die das Schild markierte. Marvel überlegte, ob das wohl von Bedeutung sei  – ob der Mörder von Osten gekommen und in das erste Haus eingebrochen war, auf das er traf. Das würde etwas über seinen Geisteszustand aussagen. Es
würde von Verzweiflung und Leichtsinn künden. Doch der Mörder hatte keinerlei Spuren hinterlassen  – noch nicht einmal Fußabdrücke  –, und das passte nicht zu Leichtsinn.
    Auf dem Fußballplatz standen Torpfosten ohne Netz, und das Spielfeld neigte sich beängstigend zur am weitesten entfernten Eckfahne hin. In London wären die Eckfahnen geklaut worden. Hinter den Pfosten auf der dem Dorf zugewandten Seite standen drei Schaukeln und eine alte Metallrutsche von der Sorte, die die meisten Gemeindeverwaltungen schon vor langer Zeit aus Sicherheitsgründen verschrottet hatten. Außerdem gab es dort eine flache Halfpipe für Skateboarder, mit einem Geländer an beiden Enden  – vermutlich, damit die Dorfkinder keine Saltos in den nahen Bach schlugen, der am Rand der Wiese entlangfloss und den Fuß des Hochmoors kennzeichnete. Noch während Marvel über das Fußballfeld schaute, kam ein einsamer, fetter Collie ziellos herübergetrottet und schiss einen Haufen auf den Elfmeterpunkt.
    Marvel konnte dunkle Fußspuren im bereiften Gras sehen, die zu den Schaukeln hin- und wieder davon wegführten, und noch mehr, die zur Skateboardrampe führten. Skaten vor der Schule? Oder vielleicht anstatt Schule. Schulschwänzer? Schulabbrecher? Oder etwas Ernsteres? Abgesehen von seiner guten Spürnase für Mörder bestand Marvels größte Gabe darin, dass er in jedem das Böse erkennen konnte. Er hatte in seiner beruflichen Laufbahn genug zu sehen bekommen, um eine ordentliche Dosis menschenverachtenden Misstrauens zu rechtfertigen, und seiner Ansicht nach war eine Halfpipe und ein Tatort, die auch nur ansatzweise nahe beieinanderlagen, ein hinlänglicher Grund, um sich jeden Skater, der gerade vorbeikam, zu schnappen und ihn gehörig auszuquetschen. Wenn Peter Priddy nicht der Mörder war, dann würde er gutes Geld darauf verwetten, dass es irgend so ein pickeliger Kapuzenbengel war, dem die nachgemachte Calvin-Klein-Unterhose oben aus der Hängejeans hervorschaute.

    »Skatet ihr?«, fragte er die Jungen und zeigte dann  – als sie ihn verdutzt ansahen  – mit dem Daumen in Richtung Rampe. Die drei drehten sich um und starrten die Halfpipe an, als sei sie soeben aus dem Weltall herabgebeamt worden.
    »Nö«, sagte einer. »Wir rauchen.«
    Graupel begann gemächlich senkrecht vom Himmel zu

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