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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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verpasst. Nicht allzu heftig  – aber doch hart genug, dass alle gelacht hatten. Sie hatte während des Krieges doch nicht einen Krankenwagen gefahren, damit die Leute sich derart danebenbenehmen konnten.
    Ach ja, Demonstrieren war ein netter Zeitvertreib im Freien.
    Die arme Margaret.
    In Mr. Jacobys Laden hatte sie sämtliche Einzelheiten erfahren. Das Kissen über dem Gesicht. Der Leichnam im Bach, keine Fingerabdrücke. Handschuhe, hatte Mrs. Paddon wissend bemerkt, und sie dachte an die Filme ihrer Jugend, in denen die Guten braune Lederhandschuhe zum Autofahren trugen und die Bösen schwarze zum Morden. Handschuhe verliehen dem Ganzen mehr Hollywoodflair. Zwei Morde in einer Woche hätten ihr wohl Angst machen sollen, doch sie konnte keine Furcht in ihrem Innern finden. Sie war während des Blitzkrieges im East End gewesen und hatte jeden Tag damit gerechnet umzukommen. Jetzt ermordet
zu werden erschien ihr geradezu lachhaft unwahrscheinlich. Sie fühlte sich sicher in ihrem Zuhause und sogar noch sicherer, weil Jonas und Lucy nebenan wohnten.
    Mrs. Paddon klopfte ans Fenster und winkte Jonas ein Dankeschön zu, dann beschloss sie, ungeachtet des Schnees ihren freigeschaufelten Weg zu nutzen und bei Mr. Jacoby dies und das zu besorgen. Und auf dem Heimweg vielleicht auf einen Sherry im Red Lion vorbeizuschauen.
    »Irgendwas ist immer«, sagte sie trocken und ging ihren Regenschirm holen.
     
    Hin und wieder hörte Jonas auf, auf den Schieferplatten herumzuscharren, und blickte über die hohe Hecke in die Richtung von Ronnie Trewells Haus. Vom Garten aus konnte er es nicht sehen, trotzdem fühlte er sich genötigt, ein Auge auf das Moorgelände darüber zu haben, für den Fall, dass er dort jemanden entdeckte. Wieder dachte er an Ronnie und Dougie mit dem Hund. Wie er es auch drehte und wendete, er konnte sich nicht vorstellen, dass einer von den beiden die Botschaften geschrieben hatte. Clive Trewell war da schon der offenkundigere Verdächtige. Andererseits erinnerte sich Jonas noch gut daran, wie Clive Trewell ihn einmal nach einem spektakulär misslungenen Fahrrad-Kunststück vom Gehsteig aufgesammelt hatte, wo er mit einem BMX-Rad auf der Brust vor dem Red Lion platt auf dem Rücken gelegen hatte.
    Dies sprach Clive Trewell in Jonas’ Augen von aller Schuld frei.
    In einem Umkreis von hundert Metern von dem Zauntritt aus gesehen stand ein Dutzend Häuser, und das Moor war für jeden zugänglich. Jeder hätte dort stehen können, wo er gestanden hatte; jeder hätte ihn in der Badewanne sehen können.
    Jeder.
    Heute Morgen hatte er zum ersten Mal in seinem Leben beim Duschen das Rollo heruntergezogen.

    Gleich nachdem Mrs. Paddon gewinkt hatte, klopfte Lucy ans Wohnzimmerfenster und bot ihm in Zeichensprache eine Tasse Tee an, doch er war bereits spät dran, also tippte er für sie auf seine Armbanduhr. Sie warf ihm eine Kusshand zu, und er grinste und errötete  – es war ihm zu peinlich, ihr vor Mrs. Paddon seinerseits eine zuzuwerfen, obwohl er wusste, dass das idiotisch war. Doch sie hatte ihn als Kind gekannt, und das gab den Ausschlag.
    Er drehte sich um, als ein Auto mit matschigem Quietschen vor dem Gartentor hielt.
    Marvel.
    Jonas’ Herz sackte ab. Irgendetwas sagte ihm, dass Marvel nicht gekommen war, um ihn zu Margaret Priddys Haustür zu fahren.
    Er schaute wieder zu Lucy hinüber und sah, wie ihr Gesicht einen fragenden Ausdruck annahm. Bestimmt hatte sie die Beklommenheit in seinem bemerkt. Jonas wollte nicht, dass Lucy etwas von Marvels Verhalten ihm gegenüber mitbekam, zum Teil ihretwegen, zum Teil seinetwegen, also trat er durch das alte Holztor, stieg die drei Stufen hinunter und ging zur Fahrerseite. Marvels Fenster war offen.
    »Was zur Hölle ziehen Sie hier ab, Holly?«
    Jonas war verwirrt. »Ich fege den Weg zu meiner Haustür, Sir.«
    »Machen Sie Witze?«
    »Nein, Sir, ich glaube nicht.«
    »Die vom Labor haben angerufen und gesagt, auf Margaret Priddy und Yvonne Marsh wären überall Haare und Fasern von Ihnen.«
    Jonas sah ihn verständnislos an. Wieso war das ein Schock für Marvel? Er wäre schockiert gewesen, wenn keine Haare und Fasern von ihm auf beiden Opfern gefunden worden wären.
    »Und der Knopf, den Sie in der Regenrinne gefunden haben? Massenproduktion für Uniformen. Ist wahrscheinlich
von Ihrer Scheißhose abgerissen, als Sie da raufgeklettert sind!«
    »Nein, Sir, ich …«
    »Versuchen Sie, mich hier als verdammten Idioten dastehen zu lassen?«, fauchte

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