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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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beiseite, und sofort quoll ihnen stinkender Qualm entgegen. Paris hob den Arm vors Gesicht undversuchte, durch den Stoff des Ärmels zu atmen, als er in die Dunkelheit stolperte und dabei das Display des Tricorders im Auge behielt. Große Funken tropften wie flüssiges Gold aus einer Schalttafel in der gegenüberliegenden Wand. Kim lief los, um das Feuer mit Chemikalien zu ersticken, und Paris wandte sich zwei Gestalten zu, die nebeneinander vor einer Konsole lagen. Er wußte, daß für Fitzgerald und die Krankenschwester keine Hoffnung mehr bestand, noch bevor der Tricorder ihren Tod bestätigte.
    »Sie müssen sich in unmittelbarer Nähe des Geräts befunden haben, als es explodierte«, sagte er leise.
    Ein Summen wies darauf hin, daß Ventilatoren damit begannen, den Qualm abzusaugen. Leuchtflächen in der Decke glühten, als zumindest ein Teil der Energieversorgung wiederhergestellt wurde. Beschädigte Konsolen erwachten wie träge zu neuer Aktivität. Paris nahm ein Laken von einer der Untersuchungsliegen und deckte die beiden Leichen damit zu.
    Im Korridor erklangen Stimmen – die ersten Verletzten trafen ein, und sicher dauerte es nicht lange, bis ihnen weitere folgten. Es dürfte sie kaum ermutigen zu erfahren, daß der Bordarzt tot ist, dachte Paris.
    »Computer!« Kim eilte der ersten Gruppe entgegen, die hauptsächlich aus Leuten in den goldgelben Uniformen der technischen Sektion bestand. »Starte medizinisches Notprogramm!«
    Es flimmerte im Raum, und Paris glaube zunächst, daß es sich um den Fokus eines Transporterstrahls handelte. Ein Mann erschien neben einer Diagnoseliege; er trug das Blau der medizinischen Abteilung von Starfleet.
    Paris musterte den Neuankömmling überrascht und erkannte ihn erst nach einigen Sekunden als holographische Projektion.
    »Bitte beschreiben Sie den medizinischen Notfall«, sagte der Mann und sah den vom Korridor hereinströmenden Patienten entgegen.
    »An Bord kam es zu starken Erschütterungen und Explosionen«, erwiderte Kim.
    Daraufhin geriet das Hologramm in Bewegung. Paris wischte sich den Schweiß von der Stirn, und als er den Arm wieder sinken ließ, befand sich der Pseudo-Doktor in einem ganz anderen Bereich der Krankenstation, beugte sich dort über eine Beinwunde und zog behutsam verbrannten Stoff beiseite.
    Der Gesichtsausdruck des Holo-Mannes veränderte sich nicht, als er fragte: »Wie ist der Status des Bordarztes?« Er wartete keine Antwort ab und setzte die Untersuchung des Patienten fort.
    Paris zuckte nur mit den Schultern, als Kim ihn ansah. Wie sollte er einem Computerprogramm die gegenwärtige Situation erklären?
    »Er ist tot«, entgegnete Kim.
    »Null Komma vier Kubikzentimeter Trianolin«, sagte das Hologramm sofort.
    Der Fähnrich trat einige unsichere Schritte vor. »Trianolin?«
    Der holographische Arzt hob den Kopf und maß Kim mit einem Blick, der kühle Ungeduld zum Ausdruck brachte. Paris vermutete einen ganz bewußt programmierten Effekt, eine Eigenschaft, die das Original – der echte Doktor – auf dieses Beispiel für KI übertragen hatte. Damit erzielte das Hologramm die gleiche Wirkung auf Paris wie ein Arzt aus Fleisch und Blut: Er spürte einen Anflug von Unsicherheit und kam sich dumm vor, als er sagte: »Wir haben auch die Krankenschwester verloren.«
    Diese Antwort genügte offenbar, obwohl sie den Schatten von Gereiztheit nicht aus den Zügen des Hologramms verbannte.
    Von einem Augenblick zum anderen stand der Arzt an einem Arzneischrank, griff nach einem Injektor und wählte eine Ladekapsel. »Wann trifft neues medizinisches Personal ein?«
    »Das könnte zu einem Problem werden.« Kim drehte sich um, als der Doktor mit langen Schritten zu seinem Patienten zurückkehrte. »Derzeit sind wir ziemlich weit von allen Orten entfernt, die uns neue Leute schicken könnten.«
    Der Arzt säuberte und versiegelte die Beinwunde. Seine schnelle Gründlichkeit mochte durchaus lobenswert sein, soweit es dabei allein um die Erfordernisse der Behandlung ging, aber der Restc Vermutlich war es ganz gut so, daß der betreffende Techniker schon vorher das Bewußtsein verloren hatte. Doktor Holodeck mochte in medizinischer Hinsicht kompetent sein, doch Paris bezweifelte, ob er auch psychologisch gut mit Kranken umgehen konnte.
    »Tricorder.« Der Arzt stand schon wieder an einem anderen Bett und streckte die eine Hand aus, während er mit der anderen die Platzwunde an der Stirn einer jungen Frau betastete. Ihrem Protest schenkte er nicht

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