Der Beschützer
die geringste Beachtung.
Paris warf seinen Tricorder Kim zu, der das Gerät dem Doktor reichte. Der kurze physische Kontakt schien dem jungen Mann unangenehm zu sein, denn er zuckte zurück – vielleicht fühlte sich die Hand des Holo-Arztes anders an als die eines lebenden Wesens. Paris beschloß, sich bei dieser Mission nicht zu verletzen, wenn er es irgendwie vermeiden konnte.
Das Hologramm warf einen Blick auf den Tricorder und gab ihn zurück. »Ich benötige einen medizinischen Tricorder.«
Der Fähnrich nickte, errötete und eilte an einigen Patienten vorbei, um einen entsprechenden Apparat zu holen. Der Arzt nahm ihn entgegen, ohne dafür zu danken.
»Sie sollten so schnell wie möglich zusätzliches medizinisches Personal anfordern. Ich bin nur als eine für den Notfall vorgesehene Erweiterung des Medo-Teams programmiert.«
Aber dies ist ein Notfall ganz besonderer Art, dachte Paris. Er betrifft uns alle und dürfte eine ganze Weile andauern. »Ich schätze, wir müssen Ihre Dienste länger als geplant in Anspruch nehmen, Doc.«
Der holographische Arzt sah auf, und Paris glaubte, in seinem Gesicht nicht nur Überraschung zu sehen, sondern auch einen Hauch Empörung. Doch dabei handelte es sich wahrscheinlich um eine Projektion seiner eigenen Empfindungen: Die Konfrontation mit einem Hologramm, das mehr Verantwortung trug als er selbst, weckte ein Gefühl der Unzulänglichkeit in ihm. Eine klassische Was-wird-nur-ausder-Welt-Situation.
Der Doktor wandte sich ab und sprühte ein schmerzstillendes Mittel auf die dunkler werdende Platzwunde. »Seien Sie unbesorgt«, sagte er zu Paris. »Ich bin in der Lage, jede Art von Verletzung oder Krankheit zu behandeln.« Er begegnete dem Blick der verunsicherten Frau, blieb jedoch kühl und distanziert. »Keine Gehirnerschütterung. Sie erholen sich bald.« Und zu Kim: »Reinigen Sie den Rest.«
O ja, Doc, Sie können tatsächlich jede Art von Verletzung oder Krankheit behandeln, dachte Paris, als er sah, wie der Arzt neben einigen anderen Patienten erschien und schroffe Anweisungen gab. Allerdings hapert’s bei Ihnen mit der Behandlung von Personen.
Janeway beschränkte sich zunächst auf die Rolle des Beobachters, als Carey und einer seiner Assistenten das Kernsiegel aktivierten. Es zischte laut, und Licht gleißte. Plötzlich roch es intensiv nach Ozon. Ein oder zwei schreckliche Sekunden lang befürchtete Janeway, daß aus der Mikrofraktur ein großes Leck geworden war, daß der Warpkern nun kollabierte, das Schiff und alle Personen an Bord mit nuklearem Feuer verschlang. Dann metamorphierten die flackernden Entladungen zu einem beständigen Glühen, und der vage Stickstoffdunst neben dem Kern verflüchtigte sich.
Seltsame Stille herrschte, und die Kommandantin sah Carey an.
»Lösen Sie die magnetischen Konstriktoren«, sagte sie.
Carey nickte, wandte sich der Konsole zu und betätigte eine Schaltfläche. »Konstriktoren sind gelöst.«
Der energetische Puls des Schiffes schlug stärker und schneller. Er allein entschied jetzt über Leben und Tod der Crew. Janeway ballte eine Faust hinterm Rücken – das Gebet des Captains.
»Druck?« fragte sie.
»Zweitausendfünfhundert Kilopascal.« Der Techniker sah lächelnd von den Instrumenten auf. »Er bleibt konstant.«
Dem Himmel sei Dank. Tiefe Erleichterung erfaßte Janeway.
Sie sah zu Carey, deutete mit dem Daumen nach oben und reagierte dann auf das Piepen ihres Insignienkommunikators.
»Brücke an Janeway.« Rollins’ Stimme drang aus dem Lautsprecher des kleinen Kommunikators, rauh vor Panik.
»Die fremde Raumstation sondiert uns, Captain. Die Ortungssignale durchdringen unsere Schilde undc «
Janeway kehrte der hektischen Aktivität im Maschinenraum den Rücken zu und konzentrierte sich ganz auf die leiser werdende Stimme. »Um was für eine Art von Sondierung handelt es sich?«
Sie wartete zehn Sekunden lang, bevor sie begriff, daß Rollins nicht nur eine Pause eingelegt hatte.
»Brücke? Janeway an Brücke! Melden Sie sich!«
Gespenstische Stille folgte.
Aus den Augenwinkeln bemerkte die Kommandantin das Funkeln eines Transporterstrahls. Dahinter glänzte Entsetzen in Careys Augen, als er beobachtete, wie ein Techniker entmaterialisierte. Das Gesicht des betreffenden Mannes zeigte nur Überraschung, als sich seine Gestalt auflöste.
»Computer, Notfac «
Weiter kam Janeway nicht. Der fremde Transporterstrahl erfaßte sie, nahm ihr Atem und Worte. Stummer Zorn erfüllte sie, als die
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