Der Beschützer
wirkte und zahllose Risse aufwies. Die Felsen dazwischen sahen aus wie die Trittsteine eines Riesen. Rechts und links, jeweils einige Kilometer entfernt, hoben sich die Ufer des ausgetrockneten Flusses einstigem Schwemmland entgegen. Dort ragten Gebilde auf, deren regelmäßige Strukturen die traurigen Reste von Gebäuden vermuten ließen. Die Trockenheit hatte das Leben in jenen Städten verschlungen, bis nur noch Staub übrigblieb, um an den Fundamenten zu nagen und die Streu der Zivilisation dorthin zurückzuholen, woher sie kam: in den Boden des Planeten.
Weiter vorn, mitten im ehemaligen Flußbett, hatte man ein einfaches Zeltlager errichtet. Dünne, teilweise wie ausgezehrt wirkende Leute sahen auf, als sie das Summen des
Transporterfelds hörten. Die Kleidung schien zum größten Teil aus Lumpen zu bestehen, und in ihren von der Sonne verbrannten Mienen zeigte sich Grimm. Janeway bemerkte die kleinen Raumschiffe, die einige hundert Meter hinter dem letzten Zelt standen und in dieser Umgebung fehl am Platz wirkten. Wir dürfen diese Fremden nicht unterschätzen, dachte sie. Nur jemand, der zu kämpfen verstand, konnte unter so schwierigen Umständen überleben.
»Warum sollte jemand an einem solchen Ort leben wollen?« fragte Paris mit unangemessenem Abscheu. Er trat nach dem Sand, der feinem Pulver glich. Unterdessen beobachtete die Kommandantin, wie sich im Lager jähe Aktivität entfaltete.
War ihre Ankunft der Grund? Oder lag es an den dumpfen Vibrationen, die Janeway unter ihren Stiefeln spürte?
Neelix trat an ihre Seite und blickte ebenfalls zum Lager. »Es geht ihnen um die reichen Cormalin-Vorkommen.«
»Wird die Substanz von den Ocampa für den Tauschhandel genutzt?« erkundigte sich Chakotay.
»Nicht von den Ocampa.« Neelix schien die Frage für dumm zu halten und sich darüber zu ärgern. »Ich meine die Kazon-Ogla.«
»Kazon-Ogla?« wiederholte Janeway. Aus den Augenwinkeln sah sie ein kurzes Aufblitzen. Die energetischen Impulse von der Raumstation, dachte sie und hob den Kopf. Trotz des hellen Sonnenlichts konnte sie beobachten, wie die Entladungen den Horizont berührten – daher die Vibrationen im Boden. »Wer sind die Kazon-Ogla?«
Neelix deutete zum Lager. »Die Leute dort.« Er ging los und rieb sich die Hände. »Die Kazon kontrollieren diesen Teil des Quadranten. Einige von ihnen haben Wasser, andere Erz oder Lebensmittel. Sie alle handeln miteinander – und versuchen dabei, sich gegenseitig umzubringen.« Offenbar sind es sehr sympathische Leute. Janeway bedeutete ihren Begleitern, Neelix zu folgen. Weitere Kazon kamen aus den Zelten und holten ihre Waffen hervor. »Sie haben doch gesagt, die Verschwundenen seien bei den Ocampa.«
Neelix winkte ab, und Janeway wechselte einen Blick mit Tuvok, als der kleine Alien den knurrenden Kazon entgegeneilte. »Meine Freunde!« rief er. »Wie es mich freut, euch wiederzusehen!«
Der Vulkanier gab durch nichts zu erkennen, wie er Neelix’
Verhalten beurteilte, aber Janeway kannte ihn lange genug, um gewisse Zeichen zu erkennen und zu deuten. Daher gewann sie nun den Eindruck, daß Tuvok nicht viel von Neelix hielt.
Allem Anschein nach gab es Leute, die seine diesbezüglichen Empfindungen teilten. Mehrere Kazon packten Neelix, hoben ihn hoch und schüttelten ihn so wie ein Hund sein Spielzeug.
Mit weithin hallenden Schreien kehrten sie zum Lager zurück.
Janeway streckte die Hand aus und hinderte Paris daran, den Phaser zu ziehen, als weitere Einheimische kamen und die Landegruppe umringten. Gleich müßten die automatischen Translatoren genug Informationen gesammelt haben, um uns eine Kommunikation zu ermöglichen, dachte sie. Bis dahin blieb ihnen die Möglichkeit, sich zur Voyager zu beamen, wenn die Lage brenzlig werden sollte. Die Kazon konnten nicht ahnen, daß ihnen ein solcher Fluchtweg offenstand. Es lag Janeway nichts an einem Konflikt mit diesen Leuten – immerhin wußten sie vielleicht, wo sich Kim und Torres aufhielten.
Sie breitete die Arme aus und ließ sich von den Kazon entwaffnen. Ein strenger Blick forderte Paris und Chakotay auf, ihrem Beispiel zu folgen. Wann sind die Translatoren endlich soweit?
»Wartet! Wartet!« kreischte Neelix. Er versuchte, freundlich zu lachen, doch unüberhörbare Furcht zitterte in seiner Stimme. »Ja, es ist wundervoll, wieder bei euch zu sein«, behauptete er, als man ihn ins Lager trug. »Aber ich muß mit dem Maje reden, dem klugen und immer weisen Jabinc «
Eine hagere Frau
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