Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
Vom Netzwerk:
III CENTREX 28 CONSOLE mit fünffacher CROSSBAR-Technik verfügt über eine Reihe von Features, die den Operator der Anlage bei der Durchführung seiner Aufgaben maßgeblich unterstützen.«
    »Genau das meinte ich.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe eine Idee. Reden wir über mein Training. Ich wohne gleich da drüben im Marriott.«
    »...«
    »Es macht Spaß, und es ist lehrreich. Ober, die Rechnung, bitte.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich ...«
    »Aber was sind das für komische Lichter auf der Straße, Rick? Da, an der Ecke zum Beispiel. Mal geht die Straße an und dann wieder aus. Das habe ich ja noch nie gesehen.«
    »Neon. Gymnastisches Neon, glaube ich.«
    »Neon. Wie schön. An, aus. Eins, zwei.«
    »Und es beunruhigt dich nicht?«
    »Kein bisschen.«
│g│
    »Keine Ahnung, was mit diesem Scheißschloss schon wieder los ist«, sagte Lang.
    »Du musst mit dem Schüssel wackeln. Candy und ich wackeln auch immer.«
    »Das hast du schön gesagt«, murmelte Lang. Endlich bekam er die Tür auf.
    Das Apartment von Misty Schwarz ähnelte dem Zimmer von Lenore, es war nur kleiner, hatte lediglich ein Westfenster und war wesentlich aufgeräumter. Lenore schaute sich im Zimmer um und blickte an die Decke, über der ihr Zimmer lag.
    »Mann, bist du ordentlich«, sagte sie.
    Lang hängte ihre Mäntel auf. »Früher hat mein Daddy persönlich kontrolliert, ob ich mein Bett auch ordentlich gemacht habe. Er hatte diese Halbdollarmünze mit Kennedy, die schnippte er fest auf das Bett, und wenn das Ding nicht zurücksprang und mit dem Kennedy-Kopf nach oben auf seinem Daumen landete, konnte ich alles noch einmal machen.«
    »Klasse.«
    »Kann ich dir etwas anbieten, vielleicht eine Dose Wein?«, fragte Lang und machte eine Bewegung zur Tür hin. »Unten im Kühlschrank habe ich Wein. Er steht direkt neben deinem Mineralwasser, wie du vielleicht gesehen hast.«
    »Eine Dose Wein?«
    »War im Sonderangebot.«
    »Danke, lieber nicht«, sagte Lenore. Sie strich ihr Kleid glatt, das war nötig nach der haarsträubenden Fahrt in Langs neuem TransAm über den Inneren Ring. Ein Flugzeug im Landeanflug machte so viel Lärm, dass sich die Zeit dehnte. Lang stand an der Tür und sah sie an. Lenore sah, wie Mistys helles Deckenlicht in Langs Augen traf und sie zu Pfefferminzsplittern atomisierte. Mit einer Hand rieb sie sich den Nacken.
    Als Lang lächelte und sich zum Gehen wandte, sagte sie: »Okay, warum nicht? Ich probier mal. Oder ich probiere von dir. Warum nicht mal Wein?«
    »Prima«, sagte Lang. »In der Zwischenzeit kannst du die alte Fernsehkiste schon mal warm werden lassen.« Er ging hinaus und ließ die Tür offen.
    Die alte Fernsehkiste war ein riesiges weißes Segel, das sich wie ein Raubtier über einen quadratischen Mahagonikasten neigte. Im Innern des Kastens befand sich ein Projektor, der direkt auf einen Verteiler gerichtet war. Lenore drückte einen roten Knopf auf der Kiste, und ein riesiger Kopf erschien auf dem Segel, gleichzeitig wurde es sehr laut. Schnell schaltete sie wieder aus, das Bild verrauschte, und der Bildschirm starb. Der Kopf gehörte zu einer Figur aus »Dallas«, da war sich Lenore sicher.
    Wenn jemand im gleichen Typ Zimmer wohnte wie man selber, war es immer sehr interessant zu sehen, was der Betreffende daraus gemacht hatte. Im Fall von Misty Schwarz war es jedoch längst nicht so interessant, wie es hätte sein können. Lenore kannte Misty nicht sonderlich gut. Es hatte einige Monate zuvor ein paar Streitereien über die Telefonrechnung des Apparats in der Gemeinschaftsküche gegeben, und seitdem war sie nur in Mistys Apartment gewesen, wenn sie sich irgendetwas ausborgen musste, das heißt ein-, zweimal. Candy Mandible, die den Streit hauptsächlich ausgetragen hatte, meinte, Misty sei nur deswegen nicht lesbisch, weil sie ihr eigenes Gesicht noch nicht im Spiegel gesehen hätte. Es war eine Bemerkung, deren Sinn Lenore nicht ganz aufging.
    Was aber nichts daran änderte, dass sie Mistys von Stahldrähten und Sachen aus grobem altweißen Leinen beherrschtes Apartment nicht interessierte. Es gab einen Stahlrahmen-Sessel mit Leinenkissen, den passenden Glastisch und, im rechten Winkel dazu, die entsprechende Couch. An der Wand ein Bild mit einem einfachen orangefarbenen Quadrat vor weißem Hintergrund und ein Foto von Misty Schwarz und einem Mann auf der Skulptur eines schwarzen Pottwals, das waren die mit dem komischen Unterkiefer. Der Mann lag im geöffneten Rachen, hielt sich vor Entsetzen den

Weitere Kostenlose Bücher