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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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hinhielt. „Intensive rotbeerige Nase, Anklänge von Blutorangen, Veilchen und etwas Waldboden … den Rest habe ich vergessen …“
    „Ah“, meinte Schäfer überrumpelt, nahm die Tasche entgegen und ignorierte das dümmliche Grinsen von Schreyer, der sich von seinem Bildschirm gelöst hatte und ihnen nun seine gesamte Aufmerksamkeit widmete. „Also … ja … danke. Und die Arbeit? Was haben Sie gemacht da unten?“
    Kovacs drehte ihren Sessel zu Schäfer hin und kaute auf ihren Lippen. Dann griff sie zu einem Schnellhefter und reichte ihn Schäfer, der pro forma darin herumzublättern begann.
    „Vor zwei Jahren hat der Mann mit seinem LKW ein kleines Mädchen überfahren … sie war sofort tot … die Mutter ist mit dem Tod ihrer Tochter nicht fertiggeworden und seitdem die meiste Zeit in der Psychiatrie …“
    „Rache also“, schloss Schäfer und legte die Dokumente zurück auf den Schreibtisch. „Und wer?“
    „Weiß ich nicht … die Verwandten der Frau leben in der Nähe von Oberwart … nach dem Unfall ist sie dorthin zurückgegangen und hat eine Zeitlang bei ihren Eltern gelebt … bis es nicht mehr gegangen ist …“
    „Bruder, Vater, Onkel“, trieb Schäfer sie an, „lassen Sie sich nicht alles aus der Nase ziehen …“
    „Von den männlichen Verwandten kann es keiner gewesen sein … die haben alle ein Alibi … außerdem ist der LKW -Fahrer nie verurteilt worden, weil die Kleine ohne zu schauen mit ihrem Roller auf die Straße gefahren ist … der war ja völlig fertig …“
    „Scheiße, so was … aber warum sind Sie dann überhaupt dorthin?“
    „Weil wir sonst nichts finden“, gab Kovacs zu. „Der Mann hat bei seinen Kollegen den Spitznamen Samariter gehabt … gutmütig, hilfsbereit, keine Drogen, keine Prostituierten, kein Glücksspiel …“
    „Nichts, von dem wir wissen … der Täter hat ihm zwar alle Wertsachen gelassen, aber das heißt nicht, dass es nichts gegeben hat, das für ihn wertvoll war …“
    „Was zum Beispiel?“
    „Keine Ahnung … irgendetwas Belastendes … ein Foto … ich weiß es nicht … vielleicht war er Zeuge von irgendeinem anderen Verbrechen … zur falschen Zeit am falschen Ort … kommen Sie jetzt … Schreyer, hast du schon was über die Telefonnummer herausgefunden?“
    Schreyer sah Schäfer aus schwarzgeränderten Augen an, deren Lider auf Halbschlaf standen.
    „Nichts bis jetzt … und es wird wahrscheinlich auch nicht viel werden. Das Handy ist erst vor vier Wochen gekauft worden.“
    „Hast du die Nacht durchgearbeitet?“
    „Hmh … kann man so sagen …“
    „Sehr fleißig … dann nimm dir jetzt eine Decke und leg dich in irgendeinen Park …“
    „Ich will aber in keinem Park schlafen … wie sieht denn das aus …“
    „Na von mir aus, such dir eine Couch oder geh nach Hause … vor zwei will ich dich hier jedenfalls nicht mehr sehen.“
    Dass Schäfer dem Inspektor eine Ruhepause befahl, war nur zur Hälfte seiner Sorge um dessen Wohlergehen geschuldet. Wie viele andere geistige Grenzfälle lief Schreyer nämlich gerade in Zeiten völliger Übermüdung zu Höchstform auf und die konnten sie zurzeit sehr gut gebrauchen. Doch bei einer ausführlichen Besprechung in Anwesenheit von zwei dezernatsfremden Beamten wollte Schäfer den Inspektor nicht dabeihaben. Intern wussten sie alle mit seinen sonderlichen Bemerkungen umzugehen – doch von außen wollte Schäfer seine Truppe nicht als Freakshow belächelt wissen.
    Auf dem Weg ins Besprechungszimmer trafen sie auf Leitner, der seinen Vorgesetzten kurz unter vier Augen sprechen wollte.
    „Was gibt’s?“, wollte Schäfer wissen, nachdem er Kovacs vorausgeschickt hatte.
    „Ich wollte Ihnen das sagen, bevor wir mit denen vom Verfassungsschutz zusammensitzen …“
    „Was sagen?“, fragte Schäfer, worauf Leitner seinen Notizblock aufklappte.
    „1997 hat ein Student namens Xaver Plank einen Säureanschlag auf Borns Auto verübt … seine Eltern haben die Sache über einen außergerichtlichen Vergleich aus der Welt geräumt.“
    „Das hat Born zugelassen?“
    „Vermutlich, weil Plank senior in der Partei war …“
    „Na ja … zwischen Auto und Kopf ist halt schon ein ziemlicher Unterschied … aber wir werden uns den Mann auf jeden Fall vornehmen … gute Arbeit, Leitner … auch dass du das nicht gleich vor allen hinausposaunt hast …“
    Die Besprechung wurde weit weniger schlimm, als Schäfer erwartet hatte. Die beiden Beamten ersuchten ihn nur, die jeweiligen

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