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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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zum Essen kommt“, „Leoparden küsst man nicht“, „African Queen“, „Der Regenmacher“ – Schäfer konnte sich nichts Besseres für einen eingebildeten Schlechtwettersonntag vorstellen.
    Da er ohnehin jeden Film zumindest einmal gesehen hatte, wehrte er sich nicht gegen den Schlaf, der ihn immer wieder übermannte. So hatte er auch keine Ahnung, wie spät es war, als das Telefon läutete, während Humphrey Bogart mit Blutegeln überzogen zu Katharine Hepburn ins Boot stieg.
    „Bergmann“, gähnte er in sein Handy, „Entschuldigung, dass ich mich gestern nicht mehr gemeldet habe, ich war zu fertig … Und? Was geht uns das an … Einbruch und Diebstahl ist nicht … Phosphorsäure … Verdammt, warum sind diese Ärsche immer am Wochenende am aktivsten … Na gut, ich mach mich auf den Weg … Wie ist die Adresse?“
    Schäfer erhob sich schwerfällig und wankte ins Bad. Eine kalte Dusche war im Moment gar nicht nach seiner Vorstellung, doch er wusste nicht, wie er sich sonst in die Realität zurückbringen sollte. Im dreizehnten Bezirk hatte ein Mann beim Nachhausekommen einen Einbrecher überrascht und auf ihn geschossen. Zwar hatte er ihn verfehlt, doch angesichts der Schusswaffe hatte es der Eindringling vorgezogen, die Flucht zu ergreifen. Eigentlich nichts, mit dem sich Schäfer und seine Gruppe zu befassen hatten. Hätte nicht die Spurensicherung am Tatort Spuren von Phosphorsäure gefunden – die musste der Einbrecher verschüttet haben, als er aus der Wohnung gestürzt war.
    Missmutig verließ Schäfer das Haus und setzte sich in seinen Wagen, nachdem er drei Strafzettel wegen Falschparkens von der Windschutzscheibe entfernt hatte. Die sollte gefälligst das Dezernat übernehmen; er hasste dieses Auto und die Herumfahrerei sowieso. Eine Viertelstunde später parkte er im dreizehnten Bezirk vor der Villa des Überfallenen. Schon wieder so eine Protzbude, dachte Schäfer, stieg aus und ging zur Eingangstür, die ein Uniformierter bewachte. Im Haus waren neben dem Eigentümer, Bergmann und der Spurensicherung noch zwei weitere Beamte in Zivil. Der Säuregeruch, der Schäfer in Borns Haus zum Erbrechen gebracht hatte, war hier nur sehr schwach – die Forensiker trugen im Wohnzimmer zwar Schutzmasken, wirkliche Gefahr bestand laut ihren Aussagen jedoch keine. Schäfer stand unschlüssig im Vorraum, nahm dann Bergmann am Arm und führte ihn in die Küche.
    „Was sollen wir hier?“
    „Habe ich Ihnen doch schon gesagt … der Einbrecher hat Phosphorsäure bei sich gehabt …“
    „Und deswegen muss es derselbe sein, der Born auf dem Gewissen hat …“
    „Na ja, ist nicht gänzlich auszuschließen …“
    „Gut“, meinte Schäfer und atmete tief durch, „wer ist der sympathische Yuppie mit der Schleckfrisur und dem scheußlichen Maßhemd?“
    „Yuppie … das Wort habe ich schon lange nicht mehr gehört“, erwiderte Bergmann und setzte sich auf einen Barhocker. „Erwin Schröck, dreiunddreißig, Investmentbanker, unverheiratet, lebt allein hier.“
    „Die Hütte kostet mindestens eine Million … Erbe oder Gauner?“
    „Es gibt auch Leute, die legal viel Geld verdienen“, meinte Bergmann leicht genervt, „Schröck hat offensichtlich einen guten Riecher für Börsengeschäfte …“
    „Kennt er Born?“
    „Nur aus den Medien …“
    Auf Schäfers Ersuchen holte Bergmann Schröck in die Küche, wo sie ihm die Standardfragen stellten: Feinde, Neider, betrogene Ehemänner, enttäuschte Geliebte, war ihm an dem Eindringling trotz der schwarzen Wollmaske irgendetwas bekannt vorgekommen … Schäfer hörte nur mit einem Ohr zu; der Mann war ihm unsympathisch, zudem gab er ihm die Schuld, seinen behaglichen Sonntag zerstört zu haben.
    Wenn es sich einrichten ließe, solle Schröck am nächsten Tag am Kommissariat erscheinen, wo sie die Befragung fortsetzen wollten. Sie würden einen Beamten abstellen, der die Nacht hier verbrächte, und zusätzlich einen Streifenwagen vor der Tür parken. Schröck, der die Parallele zwischen dem Einbruch bei ihm und Borns Ermordung nicht herzustellen vermochte, wunderte sich über diese aufwendigen Maßnahmen. Wir wissen schon, was wir tun, versicherte Schäfer ihm und verabschiedete sich. Nachdem er eine halbe Stunde in der Nähe seines Wohnhauses herumgefahren war, ohne einen Parkplatz zu finden, stellte er den Wagen abermals im Halteverbot ab. Ausgleichende Gerechtigkeit, sagte er sich auf dem Weg zur Haustür und wünschte seinem Nachbarn aus dem

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