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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Zuhälterrings, was sie ihm allerdings nie im erhofften Ausmaß nachweisen hatten können, hatte sich offensichtlich im Vollrausch bei Kamp gemeldet und in einem so gut wie unverständlichen Kauderwelsch aus Deutsch, Französisch und Serbisch um Polizeischutz gebettelt, da sein Leben in Gefahr wäre. Beim ersten Mal hatte der Oberst aufgelegt, wütend darüber, dass der Kerl seinen Nachmittagsschlaf gestört hatte und obendrein über seine private Handynummer verfügte. Beim zweiten Mal hatte er auf Mladics Drängen einen Streifenwagen zu dessen Adresse geschickt. Nachdem der Gangsterboss die beiden Beamten jedoch nur beschimpft und ihnen erklärt hatte, dass er nur mit Kamp spräche, waren sie unverrichteter Dinge wieder aufs Revier zurückgefahren.
    „Und was, äh …“, sagte Schäfer und hätte beinahe die Abfahrt zum Flughafen verpasst, was Isabelle mit einem wütenden Blick kommentierte, „was hat diese heitere Schnurre mit uns zu tun? … Ach … Namen und Kontakte will er uns geben … Und das nehmen Sie ihm ab? … Ja, gut, sagen Sie mir die Adresse? … Gut, ich bin gerade auf dem Weg zum Flughafen … Genau … Keine Ursache … Schönen Abend noch.“
    Nachdem Schäfer sich von Isabelle verabschiedet hatte und wieder im Wagen saß, rief er Bergmann an.
    „Mein lieber Kollege … Nur, wenn Sie nicht verhindert sind … Ja, es geht um Mladic, der hat bei Kamp angerufen und herumgesponnen, dass ihn jemand umbringen will, und wenn wir ihn beschützen, verrät er uns irgendwas … Ja, könnte ich schon, aber … Nein, ich habe meine Waffe nicht mit und außerdem … Danke, Bergmann, soll ich Sie abholen? … Obere Augartenstraße zweiunddreißig … Na gut, bis gleich.“
    Und wo war jetzt das verdammte Parkticket? Fluchend hob er sein Gesäß, um in die Hosentaschen greifen zu können. Verdammt, ich krame schon herum wie Columbo, murrte er und sah das Ticket in der Ablage oberhalb des Radios liegen.

17.
    „Läuten Sie woanders“, forderte Schäfer Bergmann auf, der seinen Finger schon auf Mladics Klingelknopf hatte.
    „Na gut“, meinte Bergmann und entschied sich für eine Wohnung im Erdgeschoss. „Polizei, öffnen Sie bitte die Tür.“
    Der Türöffner summte, sie traten in den hell erleuchteten Gang.
    „Mit zunehmendem Alter werden auch die Gauner zu Spießern“, sagte Schäfer, als er den sauberen roten Läufer sah, der auf hellem Steinboden lag und an den Rändern von runden Messingleisten vor dem Aufwölben bewahrt wurde. „Welcher Stock?“
    „Dachgeschoss … Lift oder Stiege?“
    „Stiege … haben Sie Ihre Waffe dabei?“
    „Natürlich.“
    Auf dem Treppenabsatz im vierten Stock blieb Schäfer abrupt stehen.
    „Riechen Sie das?“, flüsterte er und drehte sich zu Bergmann um.
    „Ja … Sie hätten mich ruhig warnen können.“
    „Was? … Haha, seit wann geben Sie den Komiker, Bergmann? … So ähnlich hat es in Borns Wohnung gerochen …“
    „Lassen Sie mich vorausgehen“, sagte Bergmann leise, nahm seine Waffe aus dem Holster und drängte sich an Schäfer vorbei.
    Vor Mladics Tür stellten sie sich zu beiden Seiten mit dem Rücken an die Wand. Schäfer drückte den Klingelknopf. Ein zweites Mal, ein drittes Mal, dann deutete er Bergmann, das Schloss aufzuschießen.
    Bergmann trat zwei Schritte zurück, zielte und drückte ab. Er holte tief Luft, machte einen Schritt nach vorne und trat mit aller Kraft gegen die Tür, die nach innen schnellte, gegen ein unsichtbares Hindernis prallte, zurückpendelte und von Bergmanns Fuß gestoppt wurde. Jetzt nahmen sie beide den beißenden Geruch wahr, der aus der Wohnung kam.
    „Polizei!“, rief Schäfer in den dunklen Raum, „kommen Sie mit erhobenen Händen heraus … bei Gegenwehr machen wir von der Schusswaffe Gebrauch.“
    Bergmann zog seinen Pullover aus und band ihn über Mund und Nase. Dann machte er einen Schritt nach vorne und tastete mit der linken Hand die Wand nach einem Lichtschalter ab. Er fand ihn, an der Decke leuchteten zahlreiche Halogenspots auf. Am gegenüberliegenden Ende des riesigen Lofts, das sie nun vor sich sahen, stand ein Lehnstuhl mit dem Rücken zu ihnen, auf der linken Seite hing ein Arm über die Lehne.
    „Mladic!“, rief Schäfer. Plötzlich nahm er aus dem Augenwinkel eine Gestalt wahr, die sich hinter dem frei stehenden Anrichteblock zu seiner Rechten versteckt haben musste.
    „Bergmann! Bei der Küche“, schrie er, machte einen Schritt nach hinten und stolperte rücklings über die Treppen. Im

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