Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
ersten Mord bis zum letzten. Papier
gefressen, tonnenweise. Hab’ nach Verbindungen und Kanälen geforscht, wie sie
Daniel im Web zwischen den einzelnen Pädophilenringen herzustellen versucht.
Schwierig, das bleibt alles im Vagen, die tarnen sich hervorragend.«
»Und sonst? Irgendwas Aufregendes?« bohrte Pete weiter.
Eberhard winkte ab: »Christian hat den ganzen Tag rumgemotzt und
gegrübelt, dann wieder geflucht und gegrübelt, bis seine Stirn so faltig war
wie Volkers Hemden und ihm und uns der Qualm aus den Ohren kam. Und Karen
schnippelt an der Leiche eines alten Mannes herum, der vermutlich von seiner
Frau vergiftet wurde. Hat nichts mit uns zu tun.«
Pete nahm noch einen Schluck Bier und sah Christian auffordernd an:
»Yvonne sagte, es gibt Neuigkeiten.«
Christian nickte grinsend und ließ endlich die Katze aus dem Sack:
»Wir haben einen, der an allen Flughäfen war. Zum passenden Zeitpunkt. München.
Bei Augsburg. Berlin. Bei Mahlsdorf. Saarbrücken. Bei St. Ingbert«, verkündete
er.
»Und was ist mit Hamburg? Hier gab’s doch auch eine Leiche. Bei
Norderstedt.« In Petes Augen glomm Jagdfieber auf.
»Unser Kandidat wohnt in Hamburg. Alle seine Reisen führen ihn
wieder hierher zurück«, triumphierte Eberhard.
Daniel trommelte unbewußt den Rhythmus der von drinnen
herausschallenden Musik auf der Tischplatte mit. »Es war eine Scheißarbeit.
Herd und ich haben kaum gepennt letzte Nacht. Die Fluggesellschaften sind
wirklich die Pest, wenig kooperativ, da muss man schon mal laut werden, bis die
Tempo machen.«
Pete nickte verständnisvoll.
»Aber es war eine ganz gute Idee«, schloß Daniel lächelnd.
»Welche Zeiträume habt ihr gecheckt?«, wollte Pete wissen.
»Todeszeitpunkt plus/minus fünf Tage. Und nur ein Name stand innerhalb
dieses Zeitraums auf allen Listen«, meinte Eberhard. »Karl Detering.«
»Karl Detering«, Pete sprach den Namen langsam und fragend aus, so
als könnte ihm der Klang etwas verraten, »was wissen wir über ihn?«
Pete bestellte mit einem Handzeichen eine neue Runde Bier.
Eberhard übernahm das Reden: »Noch nicht viel. Er ist ein gut
situierter Immobilienmakler, der in ganz Deutschland Häuser und Grundstücke
vertickt. Deswegen beruflich viel unterwegs.«
»Siebenunddreißig Jahre alt. Paßt gerade noch ins Profil«, meinte
Volker.
»Aber verheiratet. Da hat unser Profiler danebengelegen«, sagte
Eberhard.
»Wenn der Typ unser Mann ist«, gab Christian vorsichtig zu bedenken.
Die Kellnerin brachte das Bier. Offensichtlich hatte sie in Kenntnis
ihrer Gäste schon vorgezapft.
Daniel setzte sein Glas als erster ab: »Daß unser Karl zum richtigen
Zeitpunkt an drei richtigen Orten ist, respektive vier, das schließt jeden
Zufall aus.«
Pete schüttelte den Kopf. »Mit Wahrscheinlichkeitsrechnung kann man
einem Staatsanwalt nicht kommen.«
Alle schwiegen und sahen Christian erwartungsvoll an. Pete spürte,
daß da noch etwas war. »Unser Kandidat hatte im Alter von zweiundzwanzig eine
Anzeige am Hals wegen Unzucht mit Minderjährigen. Es handelte sich um einen
fünfzehn Jahre alten Jungen. Die Anzeige wurde zurückgezogen, vermutlich, weil
die Mutter des Jungen kurz darauf ein Haus besaß, das noch wenige Monate zuvor
von dem sauberen Makler Detering angeboten worden war.«
Petes Blick verengte sich. »Bingo«, sagte er, »und nun?«
»Graben«, antwortete Christian, »wir müssen tief graben. Richtig im
Dreck wühlen.«
Anna saß unterdessen in ihrer Praxis und beendete die
Aufzeichnungen des heutigen Tages. Sie hatte ihre schlechte Laune den ganzen
Tag nicht ablegen können, was fatalerweise auch ihre Patienten zu spüren
bekommen hatten. Manchmal fragte Anna sich, ob sie überhaupt eine gute
Therapeutin war. Sie schloß die Unterlagen weg und zündete sich ihre
Abschlußzigarette an, als es klingelte. Überrascht sah Anna auf die Uhr. Sie
erwartete niemanden mehr, ihre offizielle Sprechzeit endete um sechs, jetzt war
es schon fast halb acht. Dennoch öffnete sie. Carlos Dante grüßte knapp und
ging an ihr vorbei ins Sprechzimmer, ohne ihre Aufforderung abzuwarten. Sauer
stiefelte Anna hinterher.
»Hören Sie mal, Sie können hier nicht einfach so reinspazieren, ohne
zu fragen, ohne Termin!« fuhr sie ihn an.
Carlos wandte sich zu ihr um und sah sie mit seinen fast schwarzen
Augen an. Wieder beschlich Anna das Gefühl, er würde sie mit seinem Blick
bannen und sie würde gleich wie der Hase vor der Schlange sitzen,
bewegungsunfähig und
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