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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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kennenzulernen, Mutter der schönen Anna. Verzeihen Sie,
daß mein florales Gebinde so jämmerlich daherkommt, die Parks sind auch nicht
mehr das, was sie mal waren.«
    Evelyn nahm die Blumen dankend in Empfang, bat Pete, sich zu setzen,
und ging Richtung Küche, um eine Vase zu holen.
    »Hast du doch einen Freund?« lächelte sie Anna zu, die, an die
Wohnzimmertür gelehnt, die Szene beobachtete.
    »Das ist nur ein Kollege.«
    »Hoffentlich nicht der, den du mir empfehlen wolltest.«
    Ohne die Bemerkung zu kommentieren, ging Anna zu Pete, der es sich
auf dem Sofa gemütlich machte.
    »Was willst du?« zischte Anna.
    Evelyn kam zurück, stellte die Vase mit dem Gestrüpp auf den Tisch
und meinte, sie werde jetzt besser schlafen, es sei ein sehr anstrengender Tag
gewesen. Anna und Pete wünschten ihr eine gute Nacht. Kaum war sie weg, fragte
Pete nach einem Drink, den Anna mit Hinweis auf seinen Zustand verweigerte. Sie
goß ihm eine Tasse Tee ein und gab ihm zehn Minuten, sie auszutrinken und zu
gehen.
    Brav nippte Pete an dem Tee.
    »Ich wollte mich entschuldigen. Ich bin ein Idiot«, erklärte er
zerknirscht wie ein kleiner Junge.
    »Es gibt keinen Grund, dich zu entschuldigen«, sagte Anna knapp.
»Wir hatten eine kleine, unverbindliche Affäre, war nett, fertig, Thema durch.«
    »Ja, aber … Ich benehme mich immer so bescheuert. Bei dir. Dabei mag
ich dich wirklich, du bist eine tolle Frau! Bei Christian … der mag dich
übrigens auch …«
    »Hat er das gesagt?«
    Pete griff sich unwillkürlich an den Kragen, an dem Christian ihn
heute morgen geschüttelt hatte.
    »Nicht direkt. Aber …«, Pete fuhr sich nervös durch die Haare,
»hoffentlich hab ich’s mir jetzt nicht endgültig mit ihm versaut.«
    »Was ist denn passiert?«
    Pete gab keine Antwort, er starrte nur in seine Teetasse. Langsam
hob er den Blick, der immer noch ziemlich glasig war.
    »Ich habe dir doch erzählt, daß mein Vater sich nicht um mich
gekümmert hat.«
    Anna nickte.
    »Ganz so war das nicht. Mein Erzeuger ist Militärpsychologe in den
Staaten, einer von den ganz Wichtigen. Hat sich früher um traumatisierte
Kriegsveteranen gekümmert, dem einen oder anderen Drückeberger auch gerne mal
Simulantentum attestiert und ihn wieder an die Front geschickt. Er ist echt ein
harter Hund, nicht so ein weichgespülter ›Laß-es-raus‹-Therapeut, der mit jedem
Patienten geistig Händchenhält. Als Kind habe ich ihn im Grunde überhaupt nicht
gekannt, weil er sich nach der Affäre mit meiner Mutter wieder schnell
abgesetzt hatte. Aber als ich dann nach dem Abi zu ihm rüberging, hat er sich
auf mich gestürzt wie ein Geier aufs Aas.«
    Anna hatte sich müde ein Glas Rotwein eingegossen, und Pete linste
begehrlich danach. Als sie es bemerkte, goß sie ihm seufzend auch eins ein.
Schließlich war sie nicht seine Drogenbeauftragte.
    »Er hatte gerade seine zweite Ehe in den Sand gesetzt und brauchte
wohl was, um sein Selbstbewußtsein aufzupolieren. Da kam ich gerade recht.
Sportlicher, gutaussehender Sohn mit glänzenden Aussichten.«
    Langsam befürchtete Anna, daß Petes Redebedürfnis sich noch lange
nicht erschöpfen würde. Dennoch brachte sie es nicht übers Herz, ihn
rauszuwerfen. Er schien Ballast abwerfen zu müssen, um seine Höhe zu halten.
Dabei trank er in großen Schlucken.
    »Am Anfang fand ich es super, wie er mich in seinen Kreisen
einführte, mich rumzeigte, permanent die väterliche Pranke auf meiner Schulter,
wie stolz er auf mich war. Aber das hielt nicht lange. Irgendwann merkte ich,
daß er mich modellieren wollte, damit ich perfekt in seine Schablone vom Traumsohn
paßte. Sobald ich anderer Meinung war als er, qualifizierte er mich ab. Er
machte das ganz subtil, sehr professionell. Ich wehrte mich, das machte es noch
schlimmer. Das Ganze entwickelte sich zu einem komplett absurden Machtkampf:
Wer würde sich durchsetzen? Er natürlich! Ich konnte machen, was ich wollte,
nie war etwas gut genug. Weder meine sportlichen Leistungen noch die
wissenschaftlichen. Es gab nur ein Gebiet, auf dem ich ihn demütigen konnte:
Frauen. Für ihn war es unmöglich, sich mit dem Altern abzufinden. Die Weiber
standen einfach nicht mehr auf ihn. Aber auf mich! Und ich führte sie ihm vor,
eine Phalanx attraktiver Frauen, andauernd ’ne andere, eine jünger und schärfer
als die andere … Daß ihm die Augen nur so trieften.«
    Petes Sprache hatte ihre Form inzwischen so komplett eingebüßt wie
er seine aufrechte Haltung. Ungelenk nahm er

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