Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
Erfindung dieser
Katholikenscheißer!«
Vehement griff Blei Deterings Arm, umschloß ihn mit eisernem Griff,
zischelte ihm etwas zu und zerrte ihn hinaus.
Christian, Eberhard, Pete und Anna gingen, jeder in seine
eigenen Gedanken versunken, zum Konferenzraum zurück. Volker kam eine Minute
später herein. Während bei einer Sekretärin Kaffee und Wasser bestellt wurde
und Pete das Band im Rekorder zurückspulte, schaute Anna abwesend aus der
großen Fensterfront auf die Straße. Sie sah, wie Blei und Detering das
Präsidium verließen. Blei führte Detering immer noch am Arm. Auf dem
Bürgersteig schüttelte Detering den dominanten Griff seines Anwalts wütend ab
und fuhr ihn an. Anna konnte sehen, daß die beiden sich kurz und heftig
stritten. Dann gingen sie in verschiedene Richtungen davon. Anna fragte zaghaft
in den Raum hinein, ob das Verhör denn nun irgendwas gebracht habe. Alle sahen
sie mehr oder weniger ausdruckslos an. Pete ließ das Band laufen. Sie hörten
sich das komplette Gespräch von Anfang bis Ende noch einmal an. Nur ein
einziges Mal hatte Detering die Kontrolle verloren.
»Komisch, daß er ›in der Hölle brennt‹ sagt«, meinte Anna grübelnd,
»meistens sagt man, ›in der Hölle schmoren ‹.«
Pete sagte: »Interessant dabei ist, daß seine Mutter wie auch sein
Vater verbrannt sind. In einem richtigen Höllenfeuer.«
»Besorgst du uns mal die Akten zu dem Brand von damals? Vor allem
die Brandursache interessiert mich plötzlich brennend«, bat Christian Eberhard.
Der machte sich eine Notiz.
»Hast du schon rausgefunden, von welchem Computer oder Server oder
Browser, oder wie das heißt, die Mails an Anna gehen?« fragte Christian Daniel.
»Ich mach’s einfach für dich: Von diversen Internet-Cafés. Hilft uns
null weiter.« Daniel schob Anna ihren Laptop über den Tisch wieder zu.
»Scout und Nicki stehen bereit?« Christian hatte etwas
Generalstabsmäßiges an sich. Hinter dieser pragmatischen Sachlichkeit konnte er
seinen Frust über das Ergebnis des Verhörs am besten verbergen.
»Sind vor drei Stunden in Hamburg eingelaufen. Ab sofort macht er
keinen Schritt mehr ohne sie«, antwortete Volker.
»Wir geben ihm zwei Tage. Dann sitzen wir wieder auf seinem Schoß
wegen der Alibis. In der Zwischenzeit will ich alles über seine Geschäfte,
Geschäftspartner, seine Finanzbewegungen und sein Privatleben erfahren. Die
komplette Biographie inklusive Details über diese Amnesie …«
Anna unterbrach erstaunt: »Welche Amnesie?«
»Psychogene«, sprang Pete ein, »haben sie ihm beim Militär
bescheinigt. Unerklärliche Gedächtnislücken über zwölf Jahre: zwischen sieben
und neunzehn. Eventuell ausgelöst durch den Brand, der seine Eltern das Leben
gekostet hat.«
»Um so erstaunlicher, daß er sich an seine Mutter erinnert, die
sogenannte dumme Fotze«, fand Volker. Das Wort wollte ihm kaum über die Lippen,
er mußte es ausspucken, um es loszuwerden.
Anna überraschte das nicht: »Diese harte Aussage paßt zu dem
frühkindlichen Mißbrauch, den er mir gegenüber angedeutet hat. Die Mütter sind
zwar seltener unter den Tätern, aber viele dulden es, bewußt oder unbewußt,
weil sie abhängig von dem Mann sind oder Angst vor Sanktionen haben.«
»Oder die Kohle brauchen können, mit der der Mann ihnen den Mund
stopft. Wie Mama Backes. Die konnte nicht reden, weil sie permanent eine
Flasche am Hals hat«, fügte Pete bitter hinzu.
Anna bekam Kopfschmerzen. Sie hatte ganz selten Kopfschmerzen, aber
nun überkam es sie wie eine überraschende Welle, die mit Macht gegen ihre
Schädeldecke prallte. Sie steckte den Laptop in die Tasche und verabschiedete
sich. Pete und Christian erhoben sich gleichzeitig, um sie zur Tür zu bringen.
Eine Sekunde lang wußte Anna nicht, wie sie sich verhalten sollte. Dann ging
sie einfach vor, den Rüdenkampf den Rüden überlassend. Ihr war das alles zu
anstrengend.
Pete und Christian wechselten einen Blick, durch den in
Sekundenschnelle der Platzhirsch ausgefochten wurde. Pete setzte sich wieder
hin. Christian ging mit Anna hinaus. Das Ganze hatte vielleicht drei Sekunden
gedauert und wäre unaufmerksamen Zuschauern vollkommen entgangen. Doch hier
saßen nur professionell aufmerksame Zuschauer. Eberhard und Volker sahen sich
überrascht an.
»Haben wir was verpaßt?« fragte Eberhard neugierig.
Pete antwortete bemüht locker: »Nicht nur ihr. Ich in vorderster
Front.« Volker lachte in sich hinein. Pete war garantiert nicht aufgefallen,
daß er
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