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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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noch zurückzuhalten.
    »Welche verschissenen Psalmen?« fragte Detering.
    »Die Psalmen, die Sie mir per Mail geschickt haben.«
    »Wieso denken Sie, daß ich Ihnen diese …
Psalmen geschickt habe? Wie kommen Sie darauf?«
    Anna versuchte, sich nicht verunsichern zu lassen. Es war
schließlich kaum überraschend, daß Detering ihre Bekanntschaft leugnete.
Dennoch fühlte sie sich befremdet von dem Umstand, daß sie keinerlei Verbindung
zu ihm aufbauen konnte.
    »Erinnern Sie sich nicht, bei mir in der Praxis gewesen zu sein?«
fragte sie.
    »Ich?« Deterings Gegenfrage kam mit einem spöttischen Grinsen.
    Anna nickte: »Zweimal.«
    Christians ungutes Gefühl wuchs. Er spürte, wie sich seine Nackenhaare
aufstellten. Irgendwas lief hier verdammt schief.
    »Ich gehe rein«, sagte er leise und wollte zur Tür. Doch Volker
hielt ihn am Arm fest: »Warte noch. Sie macht das sehr gut.«
    Detering lehnte sich in seinem Stuhl zurück: »Was wollte ich denn
von Ihnen?«
    »Sie haben mir von den schrecklichen Bildern erzählt, die Sie sehen.
Daß Sie nicht schlafen können. Ich glaube, Sie hätten gern von Ihrer Kindheit
gesprochen, aber Sie konnten es nicht. Noch nicht. Aber Sie sollten jetzt
darüber reden.«
    Plötzlich änderte Detering seine Sitzposition. Er rückte nach vorne,
den Rücken kerzengerade, höchste Anspannung im Blick.
    »Was sagen Sie da?« Sein Flüstern kam kratzend.
    »Ich spreche von dem, was Ihr Vater mit Ihnen gemacht hat. Damals,
im Musterhaus.«
    Deterings Pupillen weiteten sich. Schweiß trat ihm auf die Stirn,
seine Hände begannen zu zittern.
    »Mit mir? Gemacht hat? Wer hat … Mit wem haben Sie …?«
    Sein Atem ging plötzlich stoßweise und fing an zu rasseln, in seinem
Gesicht zuckte es unkontrolliert. Die schwarzen Schieferwandsperren seiner
Augen brachen auf und wurden geflutet. Als würden Unmengen von Bildern in sie
hineinstürzen und gleichzeitig aus ihnen herausbrechen, ein Schwall an
schwarzer Gülle und Gift. Wie von einer Faust getroffen stürzte Detering zu Boden
und blieb dort hyperventilierend und zusammengekrümmt liegen.
    Innerhalb von Sekunden waren Christian und Volker im Raum, doch Anna
kniete schon neben Detering, hielt ihn fest und legte ihm ihre Hand auf die
Stirn.
    »Er hat einen Schock, bringt mir …«
    Volker war schon am Waschbecken, befeuchtete ein Handtuch und gab es
Anna. Sie rollte es eilig zusammen, legte es Detering in den Nacken und
positionierte ihn in der Schockstellung. Sein Atem begann sich schon wieder zu
beruhigen, er schob Annas Hand unwillig von sich.
    Drei Minuten später war der Spuk vorbei. Detering hatte sich wieder
gefangen, weigerte sich aber, auch nur ein Wort zu sprechen. Er wurde von
Volker und Eberhard zum Arzt gebracht.
    »Was zur Hölle ist da eben passiert?« wollte Christian von Anna
wissen. Er hatte sich mit ihr und Pete in den leeren Nebenraum zurückgezogen
und ärgerte sich, weil er zugelassen hatte, daß Annas Gespräch mit Detering so
eskaliert war. Nun saß er mit einer Arschbacke auf einem wackligen Schreibtisch
und funkelte Anna wütend an.
    »Wir haben doch jedes Wort mitbekommen und durch die Scheibe alles
gesehen. Anna hat nichts falsch gemacht, im Gegenteil«, sagte Pete. Er empfand
Christians Ton als unpassend, wenn nicht ungerecht. Christian quittierte Petes
Beschützerhaltung mit einem aggressiven Blick.
    Müde hob Anna die Hand, sie hatte keine Energie für eine
Auseinandersetzung.
    »Es war die Erwähnung vom Musterhaus«, sinnierte sie, »da ist
irgendein Damm gebrochen.«
    »Glaubst du, der Zusammenbruch war gespielt? Um aus dem Gespräch
rauszukommen?« fragte Christian, nun etwas beherrschter.
    »Das hätte dir nicht mal Brando so gespielt. Sein Puls raste, und
der Schweiß war eiskalt. Der hatte wirklich einen Schock. Was hab ich bloß
falsch gemacht?« Anna strich sich mit den Händen die Haare zurück.
    Beruhigend legte Christian ihr die Hand auf die Schulter. »Es ist
nicht deine Schuld.«
    »Schade, daß er sich so schnell wieder eingekriegt hat«, sagte Pete,
»vielleicht wäre er reif für ein Geständnis gewesen. So wird er uns
wahrscheinlich von seinem Anwalt einen fetten Strick daraus drehen lassen.
Seelische Folter …«
    Anna hörte gar nicht richtig zu: »Ich habe so was noch nie gesehen …
in den Augen … die waren zu, und dann sind sie plötzlich aufgegangen … und
übergegangen … Als hätten sich die Augen übergeben …«
    Sie sah Christian an: »Hört sich komisch an, aber … Ich weiß

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