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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Gefangenschaft. Aber er ist
frei. Offensichtlich ist seine Bestimmung also jene: Wenn einer mit dem
Schwerte getötet werden soll, so muß er mit dem Schwerte getötet werden.«
    Sie hörte, wie die Haustür ins Schloß fiel, zerrte weiter an ihren
Fesseln, tobte, weinte, schrie, bis ihr wieder schlecht wurde. Es war ihr
unmöglich, jetzt wo sie mit Joes halb entblößter Leiche zu ihren Füßen allein
war, diese weiterhin zu ignorieren. Sie sah ihn zwar nur noch als formlosen,
schwarzgrauen Umriß, doch sie roch ihn. Um sie herum drehte sich alles, sie
hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen, doch in ihrem Magen befand sich
nichts, was sie hätte ausspeien können. Sie würgte, bis sie husten mußte und
fast keine mehr Luft bekam. In einer letzten Kraftanstrengung beugte sie sich
nach vorne, kam mit dem Stuhl auf die Füße und näherte sich in den winzigen
Schritten, die ihre Fußfesseln zuließen, rückwärts der Wand. Als sie noch einen
halben Meter von der Wand weg war, rammte sie sich mit aller Kraft und ihrem
ganzen Körpergewicht dagegen. Die Rückenlehne des alten Stuhls zerbrach, die
Sitzfläche knickte weg, ein großer Holzsplitter bohrte sich tief in ihren
linken Unterarm, so daß Blut hervorquoll, doch sie konnte sich endlich von
ihren Fesseln befreien. Auf wackligen Beinen stürzte sie zum Spülstein, drehte
den Wasserhahn auf, warf sich einige Hände voll ins Gesicht, klares Wasser,
sauberes Wasser, sie spürte nicht, wie ihre Handgelenke brannten, wo sie das
Klebeband mitsamt einigen Hautfetzen abgerissen hatte, sie rieb das Gesicht,
spülte, rieb und rieb, mit Seife, schäumte und rieb und spülte, bis ihre Haut
brannte, trank ein wenig Wasser direkt aus dem Hahn, wankte ins Wohnzimmer und
suchte mit zittrigen Fingern ihr Handy.
    Christian war gerade dabei, Eberhard und Daniel zur Eile
anzutreiben, damit sie endlich Indizien gegen Richter Gernhardt auftrieben. Die
beiden arbeiteten unter Hochdruck und warfen Christian einfach, aber bestimmt
aus ihrem Büro. Er konnte ihnen nicht helfen, er nervte nur. Genau wie Volker,
den sie zum Dönerstand um die Ecke geschickt hatten. Christian sah ein, daß er
nervte, und ging zurück ins Besprechungszimmer. Er nervte sich ja selbst. Stand
vor der Pinnwand und betrachtete die Fotos der toten Kinder. Ging zu Yvonne und
meckerte, weil es keinen frischen Kaffee gab. Setzte sich an seinen Schreibtisch
und brütete über den Aktenordnern. Klappte sie zu, warf sie an die Wand.
Rauchte. Hob die Ordner wieder auf. Lief hin und her wie ein eingesperrtes
Tier, angespannt und doch machtlos. Er kochte geradezu vor Wut, weil er
Detering auf Wallers Anweisung hatte freilassen müssen. Scout und Nicki hingen
wieder an ihm dran und würden ihn keine Sekunde aus den Augen lassen, doch
Christian setzte keine allzu großen Hoffnungen in diese Maßnahme. Detering war
schließlich mehr als gewarnt. Als sein Handy klingelte, ging Christian hektisch
ran.
    »Hallo, Chris?« Annas Stimme klang brüchig. »Der Killer, er ist
hier, tot … er hat … ich … komm bitte … schnell …« Dann hörte er nur noch
haltloses Schluchzen. Er hielt sie am Telefon, redete beruhigend auf sie ein,
stürmte dabei zu Eberhard ins Büro, schnappte sich ohne ein Wort dessen
Autoschlüssel, rannte hinaus, die Treppe hinunter, zu Eberhards Wagen. Auch
während er fuhr, sprach er auf Anna ein, sie gab kaum noch Antwort, sie weinte,
und er redete. Redete, bis er vor ihrer Haustür stand, klingelte, und sie
öffnete. Erst als er sie sah, ließ er das Telefon sinken. Das Handtuch, das sie
immer noch um sich geschlungen hatte, war naß und blutverschmiert, ihr Gesicht
geschwollen von den Schlägen, die Lippe dick und blutverkrustet, die Augen rot
vom Weinen, die Pupillen schockgeweitet. Er nahm sie in seine Arme und hielt
sie fest. Sie klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende an die rettende
Planke. Dann führte sie ihn in die Küche, wobei sie deutlich den Blick auf die
Leiche vermied. Christian umfaßte ihre beiden Hände und versuchte, ihren
irrlichternden Blick festzuhalten: »Wer ist das? Was ist passiert, Anna?«
    »Joe … Das ist Joe … Er wollte mir … mit einem Skalpell … mein Ohr …
Und dann hat er … Und dann war plötzlich Carlos da und hat ihn …« Anna fing an
zu hyperventilieren. Sanft führte Christian sie ins Wohnzimmer. Ihre Knie, ihre
Beine, ihr ganzer Körper vibrierte dermaßen, daß Christian fürchtete, sie würde
einfach zwischen seinen Händen hindurchrutschen, wenn

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