Der beste Freund
ihre Karrierepläne änderte oder ihre Beziehung öffentlich bekannt werden ließ. Er hatte auf das leiseste Wanken ihres New-York-Vorhabens gelauert und nicht das Geringste festgestellt.
Während er durch die Pfützen des Nachmittagsregens zu ihrem Haus fuhr, verwünschte er seine Schwäche. Wenn er Sex mit Tess nicht als schönes, aber beiläufiges Erlebnis einordnen konnte, dann sollte er die Finger davon lassen und wieder nüchtern werden.
Und damit würde er heute anfangen. Er würde nicht mit ihr schlafen. Das bittere Gefühl der Enttäuschung musste er überwinden, er würde sich ermahnen, das Richtige tun und an sein eigenes Wohl denken.
Er würde Tess erklären, dass er über diesen Spielen seine Pflichten auf der Ranch zu sehr vernachlässigte. Das stimmte sogar. Die Buchhaltung zum Beispiel lag sehr im Argen.
An der einzigen Ampel der Stadt hielt er. Hinter ihm hupte jemand. Es war Rhino Blakely, Hammer saß neben ihm. Mac winkte den Brüdern zu. Heute brauchte er kein schlechtes Gewissen zu haben, heute würde er Tess freigeben.
Rhino sprang aus dem Truck und kam an Macs Fenster. “Unsere Frauen sind im Kino, und wir haben Lust auf ein Dartsturnier im Ore Cart. Bist du dabei?”
Mac zögerte nur kurz. Eine anderweitige Verabredung würde ihm Druck machen, das Gespräch mit Tess abzukürzen. “Klar. Ich muss nur kurz bei Tess vorbei, aber in einer halben Stunde bin ich zur Stelle.”
“Gut. Es ist Grün.” Rhino sprintete zurück.
Mac fuhr an. Das Schicksal hat in Gestalt von Rhino und Hammer eingegriffen, dachte er. Jetzt würden die Brüder nie erfahren, was für wilde Spiele hinter ihrem Rücken stattgefunden hatten.
Vielleicht tat es auch Tess gut, sich etwas zu sammeln, bevor sie nach New York ging. Es mochte ihr nicht ganz klar sein, aber vermutlich würde sie auch das vermissen, was sie in diesem Sommer miteinander erlebt hatten.
Auf dem restlichen Weg zu Tess’ Haus wiederholte Mac seine Argumente. Es waren gute, vernünftige Gründe, und doch fühlte er sich, als läge ein Fels auf seiner Brust. Er stieg die Stufen zur Veranda hoch und öffnete die Tür. Auf diese Liebesnacht zu verzichten und zu wissen, dass er nie wieder mit Tess schlafen würde, war die härteste Aufgabe, die er sich je zugemutet hatte. Er würde seine ganze Kraft brauchen.
9. KAPITEL
Erotische Musik mit einem hämmernden Beat flutete aus Tess’ Schlafzimmer, und Mac war automatisch erregt. Was mochte sie dieses Mal für ihn vorbereitet haben? Egal, was, er würde widerstehen.
Leicht würde es ihm gewiss nicht fallen. Bei jedem Treffen hatte sie neue Überraschungen parat und ihn jedes Mal in helle Aufregung versetzt. Mit Tess hatte er Dinge ausprobiert, die ihm bei keiner anderen Frau in den Sinn gekommen wären.
Erotische Abenteuer passten zu Tess. Schon als Kind hatte sie ihn mit kühnen Einfällen herausgefordert. Das Floß, das sie gebaut hatten, und mit dem sie fast ertrunken wären. Das Einfangen eines Wildpferds. Die Höhlenexpedition – alles Ideen von Tess.
Nein, es würde nicht leicht sein, heute von ihr wegzugehen, das Abenteuer der Liebe mit ihr aufzugeben, das köstliche Vergnügen, einfach in ihrer Nähe zu sein. Aber das war ein kurzer Schmerz. Langfristig musste er sich darauf einrichten, ohne ihre weichen Lippen, ohne ihren warmen, wunderschönen Körper auszukommen … Mac stand an der Tür und merkte, wie seine Entschlossenheit ins Wanken geriet.
Tess tanzte. Aber nicht einfach so. Sie trug eine weite, durchsichtige Hose, die ihr auf den Hüften saß, einen mit Goldplättchen bestückten BH, goldene Armringe und einen Schleier über Nase und Mund. Sie stellte eine Vision aus einem arabischen Harem dar, perfekt bis zu den Glöckchen an den Fingerspitzen. Während sie die Hüften in einem faszinierenden Rhythmus schwenkte, gab sie mit den Zymbeln den Takt.
“Überraschung.” Ihr Lächeln war kaum wahrnehmbar hinter dem Schleier. “Ich habe wochenlang geübt.” Während sie weitertanzte, winkte sie ihn zu einem Sessel in der Zimmerecke. Offenbar hatte sie den dort genau platziert für ihr Einmannpublikum. “Und nun tanze ich dich um den Verstand. Mach dich auf einiges gefasst.”
Der leichte Schleier hatte eine unglaubliche Wirkung. Er betonte den aufreizenden Blick ihrer Augen und schürte die Gier nach ihrem Mund, einfach, weil er verhüllt war. Indem Tess ihre Lippen verbarg, machte sie sie zu einem geheimen, verbotenen Schatz, den es zu erringen galt.
Aber Mac wollte nichts
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