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Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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darüber hatte sie nicht näher nachgedacht. Sie dachte, einen solchen Motor könne man in jedem beliebigen Spielzeuggeschäft kaufen, wenn man genügend Geld hatte. Sie hielt sich lediglich grollend darüber auf, wie verwöhnt die Kinder heutzutage mit teuren Spielsachen seien. Und nun nannte sie Karlsson «diesen kleinen, widerlichen dicken Jungen» — das fand Lillebror wirklich nicht sehr freundlich.
    «Karlsson ist nicht widerlich...» begann er, aber in diesem Augenblick klingelte es an der Wohnungstür.
    «Was? Kommt Onkel Julius jetzt schon?» rief Lillebror und rannte hinaus, um aufzumachen.
    Es war jedoch nicht Onkel Julius, es war Karlsson. Ein völlig durchnäßter Karlsson stand dort in einer kleinen Pfütze von Regenwasser und machte ein vorwurfsvolles Gesicht.
    «Wie lange muß man eigentlich im Regen rumfliegen und fluchen, nur weil du dein Fenster nicht offenstehen läßt? Was denkst du dir eigentlich?» fragte Karlsson.
    «Na, was denn, du hattest doch gesagt, du wolltest schlafen gehen», verteidigte Lillebror sich, denn das hatte Karlsson tatsächlich gesagt. «Ich habe wirklich nicht gedacht, daß du heute abend kommen würdest.»
    «Du hättest ja hoffen können», sagte Karlsson. «Du hättest ja denken können, vielleicht kommt er trotzdem, der liebe kleine Karlsson, oh, wie schön würde das sein, doch, vielleicht kommt er, denn er will doch sicher dem Hausbock guten Tag sagen, das hättest du ja denken können.»
    «Willst du das denn?» fragte Lillebror ängstlich.
    «Hoho», sagte Karlsson, und seine Augen blitzten, «hoho, was glaubst du?»
    Lillebror war es ganz klar, daß er die beiden nicht beliebig lange getrennt halten konnte, Karlsson und Fräulein Bock, aber er war nicht darauf vorbereitet, daß sie schon am ersten Abend aufeinanderprallen würden. Er mußte also mit Karlsson reden, aber Karlsson war schon zur Küche unterwegs, eifrig wie ein Jagdhund. Lillebror raste hinter ihm her und packte ihn am Arm.
    «Du, Karlsson», sagte er überredend, «sie denkt, du bist ein Klassenkamerad von mir, und das soll sie ruhig weiter denken, finde ich.»
    Karlsson blieb wie angewurzelt stehen. Und dann gluckste es in ihm, wie immer, wenn er von irgend etwas so richtig entzückt war.
    «Denkt sie wirklich, ich gehe auch in die Schule?» sagte er jauchzend. Und dann lief er eiligst weiter der Küche zu.
    Fräulein Bock hörte, wie sich jemand im Galopp näherte. Sie erwartete ja Onkel Julius und war erstaunt, daß ein alter Mann mit solcher Geschwindigkeit angerannt kommen konnte. Erwartungsvoll schaute sie zur Tür, um den Schnelläufer zu sehen. Als die Tür aber auf ging und Karlsson hereinstürmte, da keuchte sie, als hätte sie eine Schlange erblickt. Eine Schlange, die sie unter keinen Umständen in ihrer Küche haben wollte.
    Das verstand Karlsson aber nicht. Er war in ein paar Sätzen bei ihr und schaute ihr eifrig in das übellaunige Gesicht.
    «Und wer ist wohl der Beste in der Klasse, was meinst du?» fragte er. «Rate mal, wer am besten im Rechnen ist und im Lesen und Schreiben und allem, allem?»
    «Man sagt guten Tag, wenn man hereinkommt», sagte Fräulein Bock. «Und es interessiert mich nicht, wer der Beste in der Klasse ist. Du jedenfalls nicht.»
    «Doch, denk mal, das bin ich doch», sagte Karlsson, aber er verlor den Faden, es schien, als dächte er über etwas nach.
    «Ich bin zumindest im Rechnen der Beste», sagte er finster, nachdem er zu Ende gegrübelt hatte. Dann aber zuckte er mit den Schultern.
    «Na ja, das stört keinen großen Geist», sagte er und begann fröhlich in der Küche herumzuhopsen. Er umkreiste Fräulein Bock, und unversehens stimmte er ein lustiges und wohlbekanntes Liedchen an:
    «Knallen muß es tüchtig, und lustig will ich’s ha’m...»
    «Nein, Karlsson», sagte Lillebror rasch, «nein, nein!»
    Es hatte aber keinen Zweck.
    «Bosse bisse basse bisse bumm fallera!» sang Karlsson. Und als er bis zum «fallera» gekommen war, ertönte plötzlich ein Knall und danach ein Schrei. Der Knall kam aus Karlssons Pistole und der Schrei von Fräulein Bock. Lillebror dachte zuerst, sie würde ohnmächtig, denn sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und saß nur stumm da und machte die Augen zu.

    Als aber Karlsson mit seinem «bosse bisse basse bisse bumm fallera» fortfuhr, da schlug sie die Augen wieder auf und sagte zornig:
    «Ich werd’ dich gleich bossen und bassen, daß du ewig dran denkst, wenn du das noch mal machst, du widerlicher

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