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Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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herunter.
    «Die Handtücher reichen nicht», sagte er. «Aber im Badezimmer gibt es wohl noch mehr.»
    «Was willst du denn machen?» fragte Lillebror.
    «Eine Mumie», sagte Karlsson. «Eine unheimliche, fürchterliche, todbringende Mumie!»
    Lillebror wußte nicht so ganz genau, was eine Mumie war, ihm war jedoch so, als hätte es mit alten Königsgräbern in Ägypten zu tun. Es waren wohl einfach nur tote Könige und Königinnen, die dort lagen und aussahen wie steife Pakete mit starren Augen. Papa hatte einmal davon erzählt. Die Könige und Königinnen seien einbalsamiert worden, hatte er gesagt, damit man sie erhalten könne, wie sie waren, als sie noch lebten, und sie seien mit vielen Schichten alter Leinenlappen umwickelt, hatte Papa erzählt. Aber ein Balsamierer war Karlsson wohl doch nicht, dachte Lillebror, und er fragte erstaunt:
    «Wie kannst du denn eine Mumie machen?»
    «Ich wickele den Teppichklopfer ein, aber da kümmere dich nicht drum», sagte Karlsson. «Geh hin und steh Wache und tu das Deine, dann tue ich schon das Meine.»
    Lillebror stand Wache. Er horchte an den Türen und hörte das allerberuhigendste Geschnarche, Grrr-pü-pü-pü und Grrr-asch, genau wie es sein sollte. Dann aber mußte Onkel Julius irgendeinen Alptraum bekommen haben, denn sein Schnarchen wurde plötzlich so eigenartig und winselnd, Grrr-mmmm, Grrr-mmmm, gar nicht dieses beruhigende, sausende Pü-pü-pü. Lillebror überlegte, ob es nicht sicherer sei, wenn er das dem besten Schnarchforscher der Welt draußen in der Küche meldete, aber als er gerade beim schönsten Überlegen war, hörte er eifrig rennende Schritte und dann ein entsetzliches Getöse und nun einen wahren Sturzregen von Flüchen. Der kam von der Diebesfalle drüben, o Hilfe, jetzt waren Fille und Rulle natürlich da! Gleichzeitig hörte er zu seinem Entsetzen, wie das Grrr-asch gänzlich verstummte, o Hilfe, was sollte er nur machen? Er wiederholte verzweifelt alle Befehle, die er von Karlsson bekommen hatte, und dann stimmte er ein jammervolles Grrr-aaah an, dem ein ebenso jammervolles Grrr-hö-hö-hö folgte, doch das wollte gar nicht wie ein Schnarchen klingen.
    Er versuchte es von neuem.
    «Grrr...»
    «Halt die Klappe», fauchte irgend jemand drüben an der Diebesfalle, und im Halbdunkel sah er etwas kleines Dickes dort zwischen den umgefallenen Stühlen herumkrabbeln und vergebens versuchen, wieder hochzukommen. Es war Karlsson.

    Lillebror lief hin und schob die Stühle beiseite, damit Karlsson wieder aufstehen konnte. Aber Karlsson war nicht im geringsten dankbar dafür. Er war wütend wie eine Wespe.
    «Du warst schuld dran», fauchte er. «Hatte ich nicht gesagt, du solltest im Badezimmer Handtücher für mich holen?»
    Das hatte Karlsson nun allerdings nicht gesagt. Der Arme, er hatte natürlich nicht daran gedacht, daß der Weg ins Badezimmer über die Diebesfalle führte, aber dafür konnte schließlich Lillebror nichts.
    Es blieb ihnen übrigens keine Zeit, sich darüber zu zanken, wessen Schuld es war, denn jetzt hörten sie Fräulein Bock drinnen in ihrem Zimmer an dem Türgriff hantieren. Hier war nicht eine Sekunde zu verlieren.
    «Weg!» flüsterte Lillebror.
    Karlsson rannte los, hinaus in die Küche, und Lillebror rannte wie ein Irrer in sein Zimmer und schmiß sich aufs Bett.
    Es war im allerletzten Augenblick. Er zog sich die Bettdecke bis ans Kinn hoch und versuchte es mit einem kleinen Grrr-aaah, das überzeugend klingen sollte, doch es klang nicht sonderlich gut. So schwieg er denn und lag nur da und hörte, wie Fräulein Bock hereinkam und an sein Bett trat. Er blinzelte vorsichtig zwischen den Augenwimpern hindurch und sah sie in ihrem Nachthemd stehen, weiß in all dem grauen Dämmerlicht. Sie sah ihn forschend an, und er spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den ganzen Körper lief.
    «Tu nicht so, als ob du schläfst», sagte Fräulein Bock, aber es klang nicht gereizt. «Hat dich der Donner auch geweckt?»
    Lillebror stammelte:
    «Ja, ich glaube.»
    Fräulein Bock nickte bekräftigend.
    «Ich habe es schon den ganzen Tag gespürt, daß wir Gewitter bekommen. Es war so stickig und merkwürdig. Aber du brauchst keine Angst zu haben», sagte sie und streichelte Lillebrors Kopf. «Es donnert nur, aber einschlagen tut es hier in der Stadt nie.»
    Dann ging sie wieder. Lillebror blieb eine Weile liegen und wagte nicht, sich zu rühren. Aber schließlich stand er ganz leise auf. Er fragte sich voller Unruhe, wie es wohl Karlsson

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