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Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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das war Lillebror klar, aber er vergaß es gleich wieder. Er hatte keine Zeit, jetzt an etwas anderes zu denken als an Fille und Rulle. Wo steckten die? Hatten sie sich aus dem Staube gemacht? Er hatte nicht gehört, daß die Wohnungstür hinter ihnen zugeschlagen wäre, daher standen sie wohl noch immer im dunklen Flur, vielleicht unter den Mänteln versteckt. Oh, wie war das alles unheimlich! Lillebror drückte sich so dicht gegen Karlsson, wie er nur konnte.
    «Ruhig, nur ruhig!» flüsterte Karlsson. «Sie sind gleich wieder hier!»
    «Ja, wenn ef nicht daf eineift, dann ift ef daf andere», sagte Onkel Julius. «In diefem Hauff kriegt man jedenfallf niemalf Nachtruhe.»
    Dann verschwanden er und Fräulein Bock wieder in ihren Zimmern, und alles wurde still. Karlsson und Lillebror aber saßen weiterhin unter dem Tisch und warteten. Es verging eine Ewigkeit, meinte Lillebror. Grrr-pü-pü-pü und Grrr-asch, jetzt konnte man es wieder hören, leise und weit entfernt natürlich, aber dennoch ein sicheres Zeichen dafür, daß Onkel Julius und Fräulein Bock zur Ruhe gekommen waren.
    Und tatsächlich, da kamen Fille und Rulle von neuem angetappt. Sie waren sehr vorsichtig, und an der Diebesfalle machten sie halt und horchten. Man konnte ihr Atmen durch das Dunkel hören. Es war schaurig. Und jetzt knipsten sie ihre Taschenlampen an, wahrhaftig, die hatten ebenfalls Taschenlampen, und der Lichtschein flirrte suchend durch den Raum. Lillebror machte die Augen zu, so, als dächte er, er werde auf diese Weise weniger sichtbar sein. Die Tischdecke hing lang herab, und das war ein Glück. Aber trotzdem würden Fille und Rulle sie dort, wo sie saßen, er und Karlsson und Mummi, ganz leicht finden können. Lillebror kniff die Augen zusammen und hielt den Atem an. Und er hörte, wie Fille und Rulle sich ganz nahe bei ihnen flüsternd unterhielten.
    «Hast du auch das Gespenst gesehen?» fragte Fille.
    «Na und ob», sagte Rulle. «Es hat da an der Wand gestanden, aber jetzt ist es weg.»
    «Das scheint mir hier die schlimmste Gespensterwohnung in ganz Stockholm zu sein. Na ja, das wissen wir ja schon lange», sagte Fille.
    «Puha ja, wir wollen lieber abhauen», sagte Rulle.
    Fille aber war nicht dafür zu haben.
    «Nie im Leben! Für zehntausend Kronen nehme ich mehrere Dutzend Gespenster in Kauf, das kannst du schriftlich kriegen!»
    Schweigend hob Fille die Stühle von der Diebesfalle wieder auf und stellte sie beiseite. Die sollten wohl nicht im Wege liegen, falls sie ganz plötzlich weg müßten, und er fragte böse, was für garstige Kinder die Leute in diesem Haus eigentlich hätten, die sich einen Spaß daraus machten, Leuten, die zu Besuch kamen, Fallstricke zu spannen, so daß sie hinstürzten.
    «Ich bin aufs Gesicht gefallen», sagte er, «sicher krieg’ ich jetzt ’n fürchterlich blaues Auge. Diese niederträchtigen Lümmel!»
    Dann leuchtete er von neuem mit seiner Taschenlampe alle Ecken und Winkel ab.
    «Wir müssen jetzt sehen, wohin diese Türen führen und wo wir anfangen müssen zu suchen», sagte er.
    Der Lichtstrahl zuckte bald hierhin, bald dorthin, und immer, wenn er in die Nähe des Tisches kam, kniff Lillebror die Augen zu und machte sich so klein, wie er konnte. Er zog verzweifelt die Füße ein. Sie kamen ihm so riesenhaft vor und so, als hätten sie unter dem Tischtuch gar nicht genug Platz. Wenn sie sich ausstreckten, würden Fille und Rulle sie ganz leicht entdecken.
    Mittendrin merkte er, daß Karlsson sich wieder mit Mummi zu schaffen machte. Der Lichtstrahl war jetzt weitergewandert, unter dem Tisch war es dunkel, aber doch so hell, daß Lillebror erkennen konnte, wie Karlsson die Mumie hinausschob und aufrichtete und mit dem Rücken gegen die Tischkante stützte. Da stand sie, als das Licht von Filles Taschenlampe unversehens zurückkehrte und gerade ihr grausiges Grinsen anstrahlte. Und nun hörte man von neuem zuerst einen zweistimmigen unterdrückten Schrei und dann das Geräusch von flinken Füßen, die auf den Flur hinausflüchteten.

    Jetzt wurde Karlsson lebendig.
    «Komm», keuchte er Lillebror ins Ohr, und dann kroch er, Mummi hinter sich her schleifend, schnell wie ein Igel quer durch den Raum und verschwand in Lillebrors Zimmer, und Lillebror kroch hinterdrein.
    «So was von ungebildeten Leuten!» sagte Karlsson und zog die Tür hinter sich und Lillebror zu. «Daß sie nicht den Unterschied zwischen Gespenstern und Mumien sehen können, das finde ich einfach ungebildet.»
    Er

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