Der beste Karlsson der Welt
Karlsson.»
«Tsss», machte Lillebror.
Birger pruschte von neuem los.
«Karlsson, Füttern verboten — stell dir vor, wenn das da steht, wie Karlsson dann aber vor Wut schnaubt!»
«Du bist blöde», sagte Lillebror, «und wie!»
«Aber Lillebror», sagte Mama, «wenn du nicht mitkommen willst, dann können wir ja auch nicht fahren, das muß dir doch klar sein.»
«Natürlich könnt ihr fahren», sagte Lillebror. «Karlsson und ich können zusammen den Haushalt führen.»
«Ach du liebe Zeit», sagte Betty. «Und das ganze Haus unter Wasser setzen? Und alle Möbel aus dem Fenster schmeißen?»
«Du bist blöde», sagte Lillebror.
Es wollte ganz und gar nicht so gemütlich am Abendbrottisch werden wie sonst. Obgleich Lillebror so ein lieber und guter kleiner Kerl war, konnte er mitunter unglaublich eigensinnig sein. Jetzt war er hart wie Stein und wollte sich zu nichts überreden lassen.
«Aber, mein Kerlchen...» begann Papa. Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick klappte der Deckel vom Briefschlitz mit einem Knall herunter. Betty fuhr vom Tisch hoch, ohne erst um Erlaubnis zu fragen. Sie erwartete Post von allen möglichen langhaarigen Jungen. Darum hatte sie es immer so eilig, als erste in den Flur hinauszukommen. Auf der Fußmatte lag auch ganz richtig ein Brief. Der war aber nicht an Betty von irgendeinem langhaarigen Jungen — im Gegenteil: Er war an Papa von Onkel Julius, und der hatte kein bißchen Haar auf dem Kopf
«Beim Essen soll man es gemütlich haben», sagte Birger. «Dann dürfen keine Briefe von Onkel Julius kommen.»
Er war um mehrere Ecken herum mit Papa verwandt, dieser Onkel Julius, und einmal im Jahr kam er nach Stockholm, um mit seinem Arzt zu sprechen und die Familie Svantesson zu besuchen. Onkel Julius wollte nicht in einem Hotel wohnen, das sei viel zu teuer, meinte er. Obwohl er Geld hatte wie Heu, aber das hütete er sorgfältig.
Keiner in der Familie Svantesson freute sich sonderlich, wenn Onkel Julius kam. Am allerwenigsten Papa. Mama sagte jedoch immer: «Du bist ja in Wirklichkeit der einzige Verwandte, den er hat, und er kann einem leid tun. Wir müssen freundlich zu dem armen Onkel Julius sein.»
Doch wenn Mama dann den armen Onkel Julius ein paar Tage im Hause hatte, und er hatte ständig an ihren Kindern herumgemäkelt und über ihr Essen genörgelt und sich über schlechthin alles beschwert, dann trat immer zwischen Mamas Augenbrauen eine Falte. Sie wurde genauso schweigsam und sonderbar, wie Papa es immer war, sobald Onkel Julius nur zur Tür hereinkam. Und Birger und Betty hielten sich fern und waren fast nie zu Hause, solange Onkel Julius da war.
«Lillebror ist der einzige, der ein bißchen gut zu ihm ist», pflegte Mama zu sagen.
Aber selbst Lillebror konnte es zuviel werden, und als Onkel Julius das letzte Mal bei ihnen zu Besuch war, hatte Lillebror in seinem Block eine Zeichnung von ihm gemacht und unter das Bild geschrieben: Er ist blöde.
Onkel Julius sah es zufällig, und da sagte er:
«Dieses Pferd ist nicht besonders gut getroffen!»
Nein, Onkel Julius fand so ungefähr nichts besonders gut. Er war kein einfacher Hausgast, das war mal sicher, und wenn er dann endlich seinen Koffer packte und zurück nach Västergötland reiste, war es Lillebror so, als blühte das ganze Haus plötzlich auf und finge an, eine kleine fröhliche Melodie zu trällern. Alle wurden munter und aufgekratzt, so, als wäre irgend etwas Lustiges vorgefallen, und dabei war es nichts weiter, als daß der arme Onkel Julius abgefahren war.
Nun aber würde er kommen, wie im Brief stand, und mindestens vierzehn Tage bleiben. Das würde ganz bestimmt sehr nett werden, schrieb er, und außerdem hatte der Arzt gesagt, er brauche Behandlung und Massage, denn er sei morgens immer an allen Gliedern steif.
«Nun ja, aus ist es mit der Kreuzfahrt», sagte Mama. «Lillebror will nicht mitkommen, und Onkel Julius will herkommen!»
Da aber schlug Papa mit der Faust auf den Tisch und sagte, er für seine Person gedenke die Kreuzfahrt zu machen, und er gedenke Mama mitzunehmen, und wenn er sie vorher kidnappen müsse, Lillebror könne mitkommen oder zu Hause bleiben, wie es ihm gefalle, bitte sehr, er könne selbst wählen, und Onkel Julius möge kommen und bei ihnen wohnen und zum Arzt gehen, soviel er wolle, oder auch in Västergötland bleiben, wenn er das lieber wolle, er aber gedenke die Dampferfahrt zu machen, und wenn zehn Onkel Juliusse kämen, so, und nun wüßten sie
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