Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
Murmeln, aber Karlsson schüttelte jedesmal den Kopf.

    Da begriff Lillebror, was Karlsson im Auge hatte: die Pistole! Die lag ganz hinten in der rechten Schreibtischschublade in einer Streichholzschachtel. Es war die kleinste Spielzeugpistole der Welt und auch die feinste. Papa hatte sie einmal, als er von einer Auslandsreise nach Hause kam, für Lillebror mitgebracht, und Krister und Gunilla waren tagelang neidisch gewesen, denn eine solche Pistole hatte noch keiner von ihnen gesehen. Sie sah genauso aus wie eine richtige Pistole, obgleich sie so klein war, und wenn man damit schoß, kam ein Knall, genauso heftig wie von einer richtigen Pistole. Es sei unbegreiflich, sagte Papa, wie sie so laut knallen konnte.
    «Du mußt vorsichtig sein», sagte er, als er Lillebror die Pistole hinreichte. «Du darfst nicht damit herumlaufen und die Leute zu Tode erschrecken.»
    Aus bestimmten Gründen hatte Lillebror es unterlassen, Karlsson die Pistole zu zeigen. Er fand es selbst nicht gerade anständig, und es nützte im übrigen auch gar nichts, denn gestern hatte Karlsson sie dann doch entdeckt, als er Lillebrors Schreibtischfächer gründlich untersuchte. Karlsson fand die Pistole auch besonders fein. Vielleicht war das der Grund, weshalb er heute Geburtstag hatte, dachte Lillebror, und mit einem kleinen Seufzer holte er die Streichholzschachtel heraus.
    «Ich gratuliere zum Geburtstag», sagte er.
    Karlsson stieß zuerst ein Geheul aus, dann stürzte er sich auf Lillebror und küßte ihn heftig auf beide Backen, und dann öffnete er die Streichholzschachtel und riß mit einem Juchzer die Pistole heraus.
    «Der beste Beste Freund der Welt, das bist du, Lillebror», sagte er, und da freute sich Lillebror plötzlich so sehr, als hätte er hundert Pistolen. Er gönnte Karlsson diese eine kleine kümmerliche, an der ihm offenbar so viel lag, von ganzem Herzen.
    »Du mußt verstehen», sagte Karlsson, «ich brauche sie wirklich. Ich brauche sie abends.»
    «Wozu denn?» fragte Lillebror voller Unruhe.
    «Wenn ich daliege und Schafe zähle», sagte Karlsson.
    Karlsson beklagte sich hin und wieder bei Lillebror über seinen schlechten Schlaf.
    «Nachts schlafe ich wie ein Stein», sagte er immer, «und vormittags auch. Aber nachmittags liege ich nur immer da und wälze mich von einer Seite auf die andere, und manchmal kann ich auch abends nicht einschlafen.»
    Dafür hatte Lillebror ihm einen Kniff beigebracht. Wenn man nicht einschlafen konnte, dann sollte man nur einfach die Augen zumachen und sich vorstellen, man sähe eine Menge Schafe über einen Zaun springen. Alle diese Schafe sollte man der Reihe nach zählen, und zwar gerade in dem Augenblick, wenn sie sprangen. Davon wurde man schläfrig, und kaum hatte man sich’s versehen, da war man eingeschlafen.
    «Weißt du, ich konnte heute abend nicht einschlafen», sagte Karlsson. «Und lag da und zählte Schafe. Und da kam ein kleines, ungezogenes Schaf, das wollte nicht springen, nee, es wollte und wollte nicht springen», sagte Karlsson.
    Lillebror lachte. «Weswegen wollte es denn nicht springen?»
    «Es wollte einfach nur Streit machen und stänkern», sagte Karlsson. «Es stand am Zaun und bockte und wollte einfach nicht springen. Und da dachte ich, wenn ich eine Pistole hätte, dann wollte ich dir schon beibringen, wie du springen mußt, und da fiel mir ein, daß du, Lillebror, eine Pistole in der Schreibtischschublade hast, und dann fiel mir ein, daß ich Geburtstag habe», sagte Karlsson und streichelte verzückt die Pistole.
    Nun wollte Karlsson sein Geburtstagsgeschenk ausprobieren.
    «Knallen muß es tüchtig, und lustig will ich’s ha’m, sonst mach’ ich nicht mit.»
    Aber Lillebror verbot es sehr entschieden. «Kommt nicht in Frage! Wir wecken das ganze Haus auf.»
    Karlsson zuckte mit den Schultern.
    «Na, wennschon! Das stört doch keinen großen Geist! Die können schließlich hinterher weiterschlafen! Haben sie keine eigenen Schafe, die sie zählen können, dann können sie sich meine leihen.»
    Lillebror wollte trotzdem nicht erlauben, daß Karlsson zur Probe schoß, und da kam Karlsson auf einen Gedanken.
    «Wir fliegen zu mir rauf», sagte er. «Ich muß ja überhaupt einen Geburtstagsschmaus geben. Ist Torte da?»
    Lillebror mußte gestehen, daß keine Torte da war, und als Karlsson darüber knurrte, sagte Lillebror, das störe doch nun wirklich keinen großen Geist.
    «Torte, das hat nichts mit Geist zu tun», sagte Karlsson. «Aber dann müssen wir

Weitere Kostenlose Bücher