Der beste Sex aller Zeiten
Männer ihrem Befremden anderweitig Ausdruck verliehen, fühlte ich mich wie ein Schlafzimmer-Zombie, oder zumindest unnormal. Einer von ihnen, Jörg, hatte ausgerechnet immer dann keine Lust, wenn ich welche signalisierte: ein Machtspielchen, das damit endete, dass ich mich komplett zurücknahm und wir immer nur dann Sex hatten, wenn es dem Herrn beliebte. Dass ich oft nicht voll dabei war, kann man sich denken. Außerdem ist ständige
Zurückweisung so ungefähr das Demütigendste, was einer Frau im Bett passieren kann. Da mag sie irgendwann gar nicht mehr.
Andere Männer wiederum machen bei einer selbst-
bewussten Bett-Amazone schlapp – siehe Harry. Wieder andere denken: «Ah geil, sie will, dass ich’s ihr besorge», und fahren schnurstracks in die Hauptverkehrsstraße. Etwa Carsten, mit dem ich Anfang des Jahres eine Affäre hatte.
Aus mir heute unbegreiflichen Gründen war ich ständig scharf auf ihn, und das zeigte ich auch. Er nahm es zum 171
Anlass, mir häufig und ohne Umschweife das Beste von sich zu geben – jedenfalls das, was er dafür hielt. Als ich ihm zum Abschied mitgab, er sei nicht der Superlover, für den er sich halte, war er völlig perplex. Tja. Jeder, der glaubt, er könne das Vorspiel weglassen, verdient dieses Prädikat nicht.
Ich weiß schon, warum ich mich normalerweise zurückhalte. Das Schöne, wenn der Angriff vom Mann ausgeht, ist: Er muss mich «verführen». Ich kriege einfach mehr Zuwendung und Streicheleinheiten – davon gibt’s ja selten genug –, und ich kann meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: einfach rumliegen und mich bedienen lassen.
Zur Belohnung darf er mir dann irgendwann «sein Bestes geben».
Oft liegt der Grund für meine Zurückhaltung in punkto Initiative aber darin, dass einer viel öfter verkehren will als ich und er daher viel öfter damit anfängt. Daraus ergibt sich, a)
dass ich kaum Gelegenheit finde, Lust und
Initiative zu entwickeln, da er mir immer zuvorkommt, b) dass ich mich bedrängt fühle, was mein Verlangen mindert, woraufhin er noch mehr Druck macht – was wiederum a) und b) verstärkt.
Tatsache ist, dass viele Frauen, die bei einem sehr akt-aktiven Mann triebtechnisch die trägsten Trantüten scheinen, sich genau zum Gegenteil wandeln, wenn sie dann mal einen Kerl haben, der sexuell träge ist.
Manchmal passiert das sogar beim selben Partner! Zum Beispiel wenn er eine stressreiche Phase hat, wo ihm nicht der Sinn nach Liebesspielen steht.
Sie ahnen schon, wie die Lösung aussieht: abwarten.
Üben Sie sich eine Zeit lang in Geduld, schmusen Sie nach wie vor, aber tun Sie nichts (NICHTS!), was sie als Beischlaf-Einleitung interpretieren könnte. Massieren Sie 172
sie zum Beispiel am ganzen Körper (mit weitem Bogen um Busen und Bär), dann sagen Sie, Sie seien müde –
selbst wenn Sie fast platzen, vor allem untenrum. Das wird sie ganz schön irritieren. Und zugleich auch beruhigen: dass Sie nämlich in der Lage sind, sie mit Zärtlichkeit zu verwöhnen, ohne es automatisch mit Sex zu verknüpfen.
Lassen Sie sie zappeln, bis sie nicht anders kann, als Sie zu verführen. Mit allem Drum und Drauf …
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ZORNSEX | Wut und Glut
Zorn und Leidenschaft gehen Hand in Hand, heißt es.
Catherine fragt sich: Kann man also Lust durch Streit entfachen?
Vorgestern Abend waren Hase und ich verabredet, bei mir zum Essen. Wie so oft kam er zu spät. Natürlich habe ich gezickt.
«Kannst du denn nie pünktlich sein? Ich bestell hier extra Pizza von meiner sauer verdienten Kohle und darf dann zusehen, wie sie kalt wird!» – «Reg dich nicht so auf.» – «Ich reg mich wohl auf. Deine Vorgänger waren immer zuverlässig, aber du –» – «Dann zieh dir doch wieder einen von deinen Schlafanzugträgern rein!» und so weiter, bis wir uns mächtig ins Feuer geschrieen haben.
Schließlich schmolle ich, und er sagt: «Dann kann ich ja gehen», weil er jetzt nicht angekrochen kommen will.
Wobei es mir natürlich sehr gefällt, wenn er’s doch tut, sichert mir das doch eine Extraportion Streicheleinheiten inklusive Kopfkraulen oder Fußmassage!
Während er seine Jacke anzieht, schließe ich die Wohnungstür ab und stecke mir den Schlüssel in den BH.
Er grinst, umarmt mich, und als Zeichen, dass man sich doch liebt, liebt man sich. Ei, was für eine Nummer! Ein Gemisch aus Innigkeit und Zorn. Ich will es intensiv und hart, ich beiße, kratze, vergrabe meine Fingernägel in seinem Fleisch, lasse meinen Ärger an seinem Körper aus
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