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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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der Königin überzogen hatte. Das schuppige Untier rührte sich nicht. Elivara zitterte in einem wilden Fieber. Sie nahm ihre Umgebung nicht mehr wahr.
    Mythors Grimm steigerte sich fast zu besinnungslosem Hass. Sein Schwert hob sich zum tödlichen Stich, aber im letzten Moment riss er sich zurück. »Ich rate dir, schnell Erfolg zu haben, Aerinnen«, sagte er leise, aber in einem Tonfall, der jeden in diesem Raum erschreckte. »Befreie sie von dieser Kreatur!«
    Die Freunde sahen schweigend und erstarrt zu, wie Gerinnen mit einem unbekannten Ritual begann.
    Der kleine, dicke Mann strich mit beiden Händen über seine Ohren. Seine Haut glänzte gläsern im Schein der flackernden Öllampen. Er ging nahe an die Liege heran, dann hob er beide Arme bis an die niedrige Decke. Er schloss die Augen und fing mit einem dumpfen, an- und abschwellenden Gesang an. Die Schlange rührte sich nicht.
    Mit beiden Armen führte Aerinnen kreisende Bewegungen aus. Seine Finger beschrieben seltsame Figuren; jede davon schien eine besondere Bedeutung zu haben. Er brach plötzlich in die Knie und krachte schwer unmittelbar vor Elivara auf die Bretter. Sein Gesang ging unverändert weiter, aber nicht ein einziges Wort davon war zu verstehen.
    Elivaras Zittern wurde stärker. Die Schwanzspitze der Reptilienbestie begann nervös zu zucken.
    Ohne mit dem komplizierten Spiel der Finger aufzuhören, ohne die kreisenden Bewegungen der Arme und des Kopfes zu unterbrechen, ohne den Gesang zu verändern, pendelte jetzt Aerinnens Oberkörper vorwärts und zurück. Sein Körper spannte sich auf unnatürliche Weise, sein Hinterkopf berührte die Fersen. Zum Schrecken über Elivaras Zustand kam jetzt noch die Verwunderung über dieses absolut fremdartige Verhalten. Es war, als sei Aerinnen völlig in der Gewalt seines Dämons.
    Mitten in der Luft, direkt vor Aerinnens Brust, bildete sich eine dünne graue Rauchfahne. Sie stieg in Spiralen auf, bildete ebenso seltsame Figuren und Schleier, wie sie seine Finger beschrieben, und ließ das Bild der Schlange und Elivaras undeutlicher werden.
    Mythor fühlte, wie ihn die gleichmäßigen Bewegungen und der durchdringende Gesang des Dämonenpriesters einzuschläfern begannen.
    Sofort witterte er eine Falle, straffte sich und hob wieder das Schwert, dessen nadelfeine Spitze sich in die Bodenbretter gebohrt hatte. Schlagartig war er wach, und er bereitete sich auf einen tückischen Angriff des kauernden Mannes vor.
    Der Körper der Schlangenbestie bewegte sich langsam und träge, als erwache die Kreatur aus einer Kältestarre. Eine Windung löste sich vom Oberkörper Elivaras, dann drehte sich die zweite Umklammerung auf. Atemlos und hingerissen zwischen Staunen und Wut, verfolgten die Freunde diesen erstaunlichen Ablauf. Der Körper der Bestie fing an, sich von der Schwanzspitze aus zu verfärben.
    Aerinnen bewegte sich auf den Knien, ohne das Schwanken des Körpers zu unterbrechen, nach links, in die Richtung auf Elivaras Kopf. Die Verfärbung der Bestie schritt fort. Fast ihr gesamter Körper war jetzt stumpf und ohne Glanz. Die Schuppen ähnelten den kristallartigen Schichten über Elivaras Gesicht. Die Arme des Dämonenpriesters fielen herab und schwebten über dem Drachenkopf des Bestienhelms.
    Die nächste Schlinge des muskulösen Körpers zog sich von Elivaras Schultern. Die Bestie ringelte sich, ohne den Griff um den Kopf zu lockern, auf der Liege zusammen. Die Finger Aerinnens berührten den Schädel.
    Die Augen öffneten und schlossen sich. Sie schienen gelbe Blitze auszusenden. Der dumpfe Gesang dauerte; an, der Rauch verdichtete sich zu rätselhaften Figuren. Lautlos öffneten sich die Kiefer, der Bestienschädel wich in einer langsamen Bewegung vom Kopf der Königin und drehte sich wie suchend hin und her.
    Aerinnen sang und summte weiter. Seine Finger, seine Arme und der Körper waren zur Ruhe gekommen. Die Bestie öffnete lauernd den Rachen; die Zähne und die lange Zunge kamen zum Vorschein. Die Kreatur war regungslos, und dann, von einem Augenblick zum anderen, : machte sie einen Satz von der Liege bis zu Mythor, stieß während des Vorschnellem ein zischendes Fauchen aus und griff Mythor an.
    Mit dieser Attacke hatte Mythor nicht gerechnet, aber seine Wachsamkeit ließ ihn richtig handeln. Er hatte das Schwert in der richtigen Position, winkelte es an und stach zu. Alton fuhr wie ein Speer in den Rachen des Untiers.
    Dann sprang Mythor zur Seite, riss das Schwert zurück und schlug zu. Er

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