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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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durchtrennte mit einem einzigen wilden lieb den Körper der Bestie zwischen Nacken und Schädel. Die Kreatur fiel zu Boden und starb fauchend und zuckend.
    Gleichzeitig sprangen Mythor und Nottr vor. Nottr rammte sein Krummschwert in den Schädel. Mythor spießte den Körper auf, der sich sterbend um die Schwertklinge ringelte. Sie rissen das Schott auf, sprangen aufs Deck hinauf und warfen die tropfenden Reste ins Wasser.
    »Das war's«, murmelte Mythor und hoffte, dass die Beschwörung Elivara auch von ihrer Maske und dem Fieber befreien würde. Sie eilten zurück in den Heckraum und sahen, dass Sadagar und Aerinnen einander schweigend anstarrten. Sadagar hielt eines seiner Wurfmesser in den Fingern der rechten Hand, und in der linken Hand hielt er einen Fächer aus fünf weiteren. Der Dämonenpriester wagte nicht, sich zu rühren.
    Mythor hielt sich am Türrahmen fest, starrte Aerinnen an, dann Elivara, schließlich sagte er: »Ich habe damit gerechnet, Priester.«
    Aerinnens stechende Augen suchten schon wieder nach einer Fluchtchance. Von Elivaras Gesicht war die Maske abgefallen, aber die junge Königin lag unverändert starr da und hielt die Augen geschlossen.
    »Was hättest du an meiner Stelle getan?« fragte Aerinnen nicht ohne Logik zurück.
    »Etwas anderes, auf alle Fälle«, murmelte Mythor. »Ist jetzt die Gefahr von Elivara genommen?«
    »Was ich tun kann, habe ich getan«, versicherte der Dämonenpriester.
    Kalathee setzte sich wieder neben Elivara und hob das nasse Tuch auf. Einige Augenblicke lang wusste niemand, was zu tun sei. Mythor schwang das Schwert und setzte es Aerinnen an die Brust.
    »Bevor wir in See stechen«, sagte er und lächelte kalt, »sind noch einige Dinge zu klären, Priester. Kalathee und Sadagar, ihr kümmert euch um die Königin!«
    Im gleichen Augenblick machte die Königin einen langen, wimmernden Atemzug. Ihre Finger hörten zu zittern auf. Nottr stand regungslos vor dem Schott. Er rechnete fest damit, dass Aerinnen einen neuen Versuch machen würde, ihnen zu entkommen. Er hatte nichts mehr zu verlieren.
    »Warum habt ihr Nyrngor angegriffen? Was sind eure Pläne? Und ich denke, du kannst uns einiges über die Mächte der Schattenzone erzählen, denen du so hingebungsvoll dienst.«
    Eben noch hatte der Priester mächtig und rätselhaft gewirkt.
    Jetzt, als er erschöpft neben dem Sessel stand, sah er nicht anders als ein nasser, dicker Mann aus. Über die gläserne Haut seines Gesichts rannen die Schweißtropfen.
    »Caer ist.«, begann er, und als er Luft schöpfte, um weiterzusprechen, das Schwert als ständige Drohung an seiner Kehle, zuckten seine Arme in die Höhe. Er gurgelte und riss den Kopf zurück. »Caer will, dass Drudin die Krieger.«
    Ein Krampf schüttelte seinen Körper. Mythor erkannte, dass der Dämon aus seiner Erstarrung erwacht war und jetzt zu handeln begann. Dann riss es Aerinnen die Beine unter dem Körper weg. Er schlug schwer zu Boden. Mythor sprang zurück, als er sah, dass Aerinnen an allen Gliedern zuckte, als bohrten sich Dolche in seine Nerven. Er stieß grässliche Laute aus, die nichts Menschliches hatten. Sein Mund öffnete sich weit; weißer Schaum trat auf seine Lippen. Er schrie, stöhnte und keuchte. Seine Kehle zog sich zusammen, als ob ihn unsichtbare Finger würgten. Sein Körper wurde hochgewirbelt, streckte sich und zog sich zusammen, und seine Schreie schmerzten in den Ohren der Freunde.
    Kalathee schrie vor Schrecken, und Elivara richtete sich auf. Niemand bemerkte es. Jeder starrte nur den verdrehten, tobenden und gequälten Dämonenpriester an.
    Mythor riss sein Schwert zurück und wich aus, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. »Er kann nicht antworten«, flüsterte er mit bleichem Gesicht. »Er darf nicht antworten. Sein Dämon.«
    Aerinnen starb einen schrecklichen Tod. Aus seinen Ohren liefen dünne Blutfäden. Schaum quoll aus seinem Mund, seine Schreie wurden schwächer. Sein Körper war in ununterbrochener Bewegung. Unheimliche Kräfte tobten in ihm. Er krallte seine Finger in die Ritzen der Bodenbretter, riss lange Späne heraus und brach sich die Finger dabei. Dann, völlig übergangslos, lag Aerinnen ruhig. Er keuchte noch einmal auf, jede Bewegung erschlaffte.
    »Bei Erain!« murmelte Mythor fassungslos. »Er stirbt.«
    »Mir scheint, er hat's schon hinter sich«, meinte Nottr.
    In den wenigen Augenblicken, seit Aerinnen still da lag, überzog ein Ausdruck sein geschundenes Gesicht, der seltsam genug war.

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