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Der Besucher - Roman

Der Besucher - Roman

Titel: Der Besucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Waters
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Fäden ganz aus dem Stoff, und plötzlich hatte sie den Knopf in der Hand. Wir mussten beide lachten. Sie fuhr mit dem Daumen über den Lederbezug und legte mir dann mit einem neuerlichen Anflug von Verlegenheit den Knopf auf meine ausgestreckte Handfläche.
    Ich steckte den Knopf in die Tasche und sagte: »Ja, das bringt wohl das Leben als Junggeselle mit sich, fürchte ich.«
    Ich hatte den Satz wirklich nur so dahingesagt, ohne irgendwelche Hintergedanken. Es war eine Bemerkung, wie ich sie auf Hundreds schon unzählige Male gemacht hatte. Doch als mir klar wurde, was meine Worte implizierten, stieg mir das Blut ins Gesicht. Caroline und ich standen da wie erstarrt; ich brachte es nicht über mich, ihr ins Gesicht zu blicken. Stattdessen wanderte mein Blick zu Mrs. Ayres. Sie betrachtete ihre Tochter und mich ein wenig fragend, als hätten wir einen gemeinsamen, ihr unverständlichen Witz gemacht, in den wir sie nun selbstverständlich einweihen würden. Als wir nichts sagten und bloß mit verlegen geröteten Gesichtern dastanden, veränderte sich ihre Miene. Es war, als würde ein Licht sich rasch über eine Landschaft hinwegbewegen: Der fragende Blick wich einer plötzlichen Erleuchtung, aus ihren Augen strahlte der Glanz überraschten Begreifens, und schließlich wandelte sich das Erstaunen in ein verkrampftes, wissendes Lächeln.
    Sie wandte sich zu dem Tisch an ihrer Seite, streckte die Hand aus, als suche sie geistesabwesend nach irgendetwas, und stand dann auf.
    »Ich fürchte, ich bin heute ziemlich lästig gewesen«, sagte sie und hüllte sich in ihre Tücher.
    »Aber nein, gütiger Himmel, das könnten Sie niemals sein«, sagte ich nervös.
    Sie blickte mich nicht an. Stattdessen schaute sie Caroline an. »Warum bringst du Dr. Faraday nicht noch zu seinem Auto?«
    Caroline lachte. »Ich glaube nicht, dass Dr. Faraday Schwierigkeiten hat, zu seinem Auto zurückzufinden, so oft, wie er schon hier gewesen ist.«
    »Ja, natürlich«, sagte ich. »Machen Sie sich keine Mühe.«
    »Nein«, sagte Mrs. Ayres. »Ich bin es, die hier die Mühe gemacht hat. Das wird mir jetzt klar. Die ganze Zeit habe ich vor mich hingeschwätzt … Herr, Doktor, legen Sie doch bitte den Mantel wieder ab und bleiben Sie noch ein bisschen. Wegen mir müssen Sie doch wirklich nicht davonlaufen. Ich habe oben noch einiges zu erledigen.«
    »Aber Mutter«, meinte Caroline. »Wirklich! Was ist bloß in dich gefahren? Dr. Faraday muss noch Hausbesuche machen.«
    Mrs.Ayres sammelte noch immer ihre Sachen zusammen. Ohne auf Carolines Äußerung einzugehen, sagte sie: »Ich wette, ihr beiden habt noch einiges zu bereden.«
    »Nein«, erwiderte Caroline. »Ganz und gar nicht. Überhaupt nichts.«
    Ich sagte: »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    »Gut, dann wird Caroline Sie noch ein Stück begleiten.«
    Wieder lachte Caroline, dann sagte sie mit strenger Stimme: »Nein, das wird Caroline nicht! Herr Doktor, tut mir leid. Was für ein Unsinn das alles ist! Und alles bloß wegen eines Knopfes! Ich wünschte, Sie wären geschickter mit Nadel und Faden … Mutter wird mir jetzt keine Ruhe lassen. Mutter, setz dich wieder hin. Was immer du dir da denken magst – du bist auf dem Holzweg. Es ist auch nicht erforderlich, dass du das Zimmer verlässt. Ich gehe selbst hinauf.«
    »Bitte tun Sie das nicht«, sagte ich rasch und streckte meine Hand nach ihr aus. Diese Geste und der gefühlvolle Unterton, der sich in meine Stimme geschlichen hatte, taten wohl ihr Übriges, uns preiszugeben. Caroline war schon entschlossenen Schrittes auf dem Wege zur Tür, nun schüttelte sie beinahe ungehalten den Kopf. Und im nächsten Augenblick war sie fort.
    Ich sah, wie sich die Tür hinter ihr schloss, dann wandte ich mich wieder zu Mrs. Ayres um.
    »Ja, ist es denn so weit hergeholt, was ich da denke?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich hilflos.
    Sie holte tief Atem, und ihre Schultern senkten sich, als sie ihn wieder ausstieß. Dann kehrte sie zu ihrem Sessel zurück, ließ sich hineinsinken und bedeutete mir, mich wieder auf meinen zu setzen. Ich hockte mich unbehaglich auf die Sesselkante, immer noch in meinem Mantel und mit Hut und Schal in der Hand. Einen Moment lang schwiegen wir beide. Ich sah, wie sie sich ihre Worte zurechtlegte. Als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme unnatürlich heiter und hell, wie stumpfes Metall, das zu lange poliert worden ist.
    »Natürlich habe ich mir schon oft überlegt, ob Sie und Caroline ein Paar

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