Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
versteckt, um wieder zu Kräften zu kommen.«
»Du bist also einfach hier eingebrochen.«
»Also … ja.«
»Warum hast du dieses Haus ausgewählt? Hast du dir keine Sorgen wegen der Bewohner gemacht? Also, von wegen Unschuldige gefährden und so?«
Lane holte Luft.
»Hör zu, als ich da unten um die Kurve gekommen bin, also vom Durand Drive aus, da hab ich gesehen, wie der Besitzer sein Haus verließ. Mit Gepäck und mit seinen Schlüsseln. Er verriegelte die Tür, deponierte seine Schlüssel im Briefkasten und fuhr los. Darum habe ich angenommen,
dass sonst keiner im Haus war. Keiner, der verletzt werden könnte. Also bin ich über die Straße gerannt, habe mir die Schlüssel geschnappt und aufgeschlossen, den Mikroständer aus dem Studio geholt und mich unten in der Toilette versteckt. Und jetzt hocken wir hier in der Falle.«
»Um wie viel Uhr war das?«
»Weiß nicht – vor ein paar Stunden?«
Das konnte nicht stimmen. Laut Virgil war der Klient – Andrew Lowenbruck – gestern am späten Abend abgeflogen und nicht erst vor ein paar Stunden. Das war schließlich der Grund dafür, warum er die Schlüssel im Briefkasten deponiert hatte … oder?
»Nur damit ich das richtig verstehe – du hast vor ein paar Stunden gesehen, wie der Besitzer dieses Hauses abgefahren ist?«
»Ja.«
»Du kennst Andrew Lowenbruck also?«
»Wen?«
Hardie lächelte. »Den Besitzer dieses Hauses.«
»Nein, keine Ahnung. Warum stellst du mir immer wieder diese Frage? Es ist nicht so, dass sich alle Leute in Hollywood untereinander kennen.«
Das war ein alter Trick der Cops. Immer und immer wieder dieselbe Frage zu stellen. Es ist erstaunlich, wie viele Leute beim zweiten, dritten, vierten Mal eine andere Antwort darauf gaben.
Hardie betrachtete Lane genau. Er war kein Verhörspezialist – in Wirklichkeit hatte er noch nie jemanden verhört. Das war nicht seine Aufgabe gewesen. Aber er hatte Nate unzählige Male dabei zur Seite gestanden. Er hatte behauptet,
dass Hardies Beobachtungen von unschätzbarem Wert seien, und dass es gut sei, ihn neben sich zu haben. Hardie wusste, dass das Schwachsinn war. Nate Parish war ein genialer Detective mit einem Spürsinn wie ein Luchs. Er fragte sich, was Nate mit der Schauspielerin und ihrer Geschichte angefangen hätte.
Ja, Hardie fragte sich, wie Nate die ganze Situation gehandhabt hätte. Er hätte bestimmt in 10,7 Sekunden Licht in die Sache gebracht. Er war wie ein verdammter Sherlock Holmes, er griff ein paar Details aus der Luft und setzte sie zu einer logischen, unumstößlichen Realität zusammen.
Ganz anders Hardie.
Mit seinem langsamen Reptiliengehirn.
Lane streckte die Hand aus und berührte seinen Kopf. »Hey, ich langweile dich doch nicht etwa?«
»Nein. Ich denke bloß nach. Erzähl weiter.«
»Dann habe ich hier drin gewartet. Ich hatte gehofft, dass sie es aufgeben und ich später Hilfe rufen könnte. Doch offensichtlich sind sie immer noch da draußen. Und jetzt wissen sie, dass ich hier drin bin.«
»Meinst du?«
»Keine Ahnung … nein. Ich denke, wenn sie hundertprozentig sicher wären, würden sie die Türen eintreten. Aber wahrscheinlich haben sie deinen Wagen gesehen, und …«
»Ms. Madden …«
»Du kannst ruhig Lane sagen.«
»Okay, Lane. Die Eine-Million-Dollar-Frage habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Warum glaubst du, dass diese Leute dich töten wollen?«
Sie zögerte. »Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie es ernst meinen.«
»Du hast keine Ahnung?«
»Hab ich das nicht gerade gesagt? Ich bin gestern Nacht durch die Gegend gefahren, um einen klaren Kopf zu kriegen – und ich habe nichts getrunken, ehrlich nicht, du kannst Haley, meinen Agenten, fragen. Und zack, tauchten wie aus dem Nichts diese Leute auf.«
Hardie dachte darüber nach.
»Zeig mal deinen Arm.«
»Warum?«
»Damit ich mir das Einstichloch ansehen kann.«
Artig machte sie eine feste, kleine Faust und zeigte ihm ihre Armbeuge. Hardie warf einen Blick darauf. Dort war ein Einstichloch, umgeben von einem Bluterguss. Man hatte ihr die Spritze regelrecht in den Arm gerammt, um das Loch waren ein paar Äderchen geplatzt. Trotzdem, das hätte sie sich auch selbst zufügen können. Als sie sich einen Schuss vor/während/nach einer Hollywood-Party gesetzt hatte.
»Darf ich mal anfassen?«
Lane grinste. »Du hast mich eben mit einem bärenmäßigen Todesgriff durch die Luft gewirbelt und dich auf mich gesetzt. Und jetzt fragst du, ob du
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