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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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einen Blick nach draußen geworfen hast?)
    »Was machst du da?«, fragte Lane.
    »Ich bringe dich vor denen in Sicherheit.«
    »Nein, verdammt noch mal.«
    Hardie legte seine Hand auf den Türknauf, atmete einmal tief durch, löste mit dem Daumen die Verriegelung und zog die Tür auf.
     
    Die Vorrichtung, die am Türrahmen angebracht war, nannte sich »Wespennest«.
    Nichts Besonderes. Man brauchte sie nur auf Augenhöhe zu befestigen und den Auslösemechanismus einzustellen, dann war sie einsatzbereit. Die Zielperson musste lediglich
die Tür öffnen, und bumm   – kriegte sie die Ladung ins Gesicht.
    Die Ladung allerdings … also, die war etwas ganz Spezielles.
    Bei dem Spray handelte es sich um waffenfähiges Gift, das das Opfer innerhalb weniger Sekunden bewusstlos machte und nach ungefähr einer Minute tötete, indem es jenen Bereich des Gehirns vorübergehend ausschaltete, der die Herzfunktion steuerte. Sobald es seinen Job erledigt hatte, baute es sich rückstandslos ab. Der Gerichtsmediziner konnte so viele Bluttests anordnen, wie er wollte, er würde absolut nichts finden.
    Und die Opfer traf es meist völlig unvorbereitet.
     
    Irgendwas klickte und zischte –
    PSSSSSCH
    – und Hardie spürte kalte Tropfen Spray in seinem Gesicht. Bevor sein Gehirn überhaupt realisierte, was hier los war, wusste sein Körper, dass hier etwas absolut nicht stimmte . Er fummelte mit der Hand am Türknauf herum und fühlte sich auf einmal unglaublich kraftlos. Ihn fröstelte, und er war benommen, und er hatte keine Ahnung, was los war, NEIN NEIN NEIN brüllte er sein Gehirn an, als könnte er es so davon abhalten, runterzufahren und

NEUN
    Sie schrecken vor nichts zurück …
Sie sind allgegenwärtig und allmächtig.
    GEOFFREY O’BRIEN, HARDBOILED AMERICA
     
     
     
     
    M it Anfang zwanzig hatte Hardie sich einer Operation zur Korrektur einer Nasenscheidewandverkrümmung unterzogen. Eine junge Krankenschwester mit weicher Haut und hübschen Augen hatte ihm damals die Hand gehalten, während er in den kalten, hellen Operationssaal geschoben wurde. Für einen Moment war es Hardie egal gewesen, dass man sein Gesicht gleich mit einem scharfen Messer malträtieren würde. Denn er lag unter einer warmen Decke und hielt die Hand einer jungen Frau. Schließlich ließ sie ihn los, und jemand bat ihn, von zehn rückwärts zu zählen, doch er konnte sich nicht mal erinnern, überhaupt neun gesagt zu haben. Dann blinzelte er und kam wieder zu sich, und die hübsche Frau hielt immer noch seine Hand. Sie lächelte und sagte, war doch gar nicht so schlimm, oder?
    Genauso fühlte sich das hier an  – er konnte sich vage daran
erinnern, dass er mit einer hübschen Frau zusammen gewesen war.
    Doch als er jetzt zu sich kam, war da keine hübsche Frau mehr.
    Er war in schwarze Plastikfolie gehüllt.
     
    Genauer gesagt, in einen Leichensack.
     
    Und als ihm das klar wurde, merkte er noch etwas: Er bekam keine Luft. Hier drin war überhaupt keine Luft. Als hätte er sich wie ein kleines Kind unter einer dicken Decke versteckt, während draußen der schwarze Mann lauerte, und er traute sich nicht, sie anzuheben, obwohl er unbedingt frische Luft brauchte.
    Verzweifelt tasteten Hardies Hände nach dem Saum, dem Reißverschluss, nach irgendwas. Doch er konnte sich nicht richtig bewegen. Schließlich fanden seine Fingerspitzen das andere Ende des Reißverschlusses, das, an dem man ziehen konnte. Er drückte den Zeigefinger dagegen und versuchte, es zu bewegen. Komm schon . Seine Finger zitterten. Er drückte fester. Er brauchte dringend Luft. Wenn er nicht bald frische Luft bekam, würde er erneut das Bewusstsein verlieren. Und diesmal würde er wahrscheinlich nicht wieder aufwachen. Hardie drückte erneut. Der Reißverschluss bewegte sich einen halben Zentimeter. Das reichte.
    Er zwängte seinen Finger durch die Öffnung und zog ihn nach unten. Das gab seiner Brust den Rest, doch das spielte jetzt keine Rolle, denn wenn er keine Luft in seine Lunge bekam, dann wäre die beschissene Brustverletzung sein geringstes Problem.

     
    Anzahl der Todesfälle durch Ersticken pro Jahr: 3300.
     
    Hardie sog gierig den Sauerstoff in sich hinein, dann zog er den Plastikuterus über den Kopf, über Schultern und Körper. Jetzt erkannte er, wo er war. In der Diele, in der Nähe der Haustür. Hier hatte er das Bewusstsein verloren, und jemand hatte ihn in einen Plastiksack gestopft. Und dieser jemand hatte ihn einfach hier liegen lassen wie eine

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