Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
so ein komischer Raum. Ich wollte mich da verstecken und muss dabei den Öffnungsmechanismus ausgelöst haben. Und dann bin ich in diesen Raum gekrochen, habe die Tür hinter mir geschlossen und …«
»Ein geheimer Wandschrank«, wiederholte Hardie.
»Glaubst du mir etwa nicht? Geh runter und überzeug dich selbst. Das Ding ist wirklich da. Und ein paar Pfund Pot, falls du auf so was stehst.«
»Nein, nein, die Sache mit dem geheimen Wandschrank glaube ich dir. Das klingt vollkommen überzeugend. Das hier ist L. A., und L. A. ist voller seltsamer Dinge.«
»Und warum starrst du mich dann so an?«
»Weil ich dir nicht abkaufe, dass du rein zufällig darauf gestoßen bist, während du auf der Suche nach einem Versteck durch den Wandschrank gestolpert bist. Du wusstest davon.«
»Wenn ich davon wusste, warum habe ich mich dann nicht dort versteckt, als du heute Morgen ins Haus gekommen bist?«
»Weil du wütend warst«, sagte Hardie, »und dachtest, ich wäre einer von denen. Du wolltest einen dieser Typen fertigmachen. Nein, ich kaufe dir nicht ab, dass du zufällig auf diesen magischen, geheimen Wandschrank gestoßen bist.«
Lane kniff die Augen zusammen, doch ihr Gesicht verriet keinerlei Emotionen. Hardie nahm an, dass man sie deswegen so gut bezahlte.
»Klingt das zu Deus-ex-machina -mäßig für dich?«, fragte sie.
»Pass auf, du redest mit einem Mann, der mal für die Cops gearbeitet hat. Und wenn sich ein Cop durch eins auszeichnet, dann dadurch, dass er eine Nase dafür hat, wenn jemand Schwachsinn erzählt. Da man den ganzen Tag damit zu tun hat, wird man zu einer Art Experte dafür.«
Lane ignorierte ihn einfach.
»Du hast keine Ahnung, was der Ausdruck bedeutet, oder? Deus ex machina . Gott aus der Maschine. Wenn eine ausweglose Situation durch eine unerwartet auftretende Figur oder Begebenheit gelöst wird.«
»Ich weiß, was das heißt. Mr. Roach hat uns das in der neunten Klasse im Englischunterricht beigebracht.«
»Na, so was. Ich habe das erst in der Schauspielschule gelernt.«
»Und du wechselst das Thema und versuchst mich von dem Schwachsinn abzulenken, den du mir gerade aufgetischt hast.«
»Du hast schon mal gedacht, dass ich lüge. Wegen der Leute, die versucht haben, mich zu töten. Tja, und wie sich herausgestellt hat, war das die Wahrheit.«
»Wahrscheinlich gibt es für das, was du gerade tust, auch einen lateinischen Ausdruck, aber er fällt mir nicht ein. Pass auf, dein Privatleben interessiert mich einen Scheiß. Ich werde deine Geheimnisse nicht an die Klatschpresse verkaufen. Und mir ist auch egal, worauf dein Liebhaber …«
»Ich kenne den Besitzer dieses Hauses nicht. Wer auch immer das ist!«
»… dieser Andrew so steht. Aber wenn du das weißt, dann weißt du vielleicht auch, was er hier im Haus so aufbewahrt. Etwas so Nützliches wie eine Pistole zum Beispiel.«
Lane blinzelte.
»Es gibt keine Pistolen im Haus. Ich habe nachgeschaut, als ich hier eingebrochen bin. Denkst du etwa, ich bin blöd? Du kannst von Glück sagen, dass ich keine Pistole gefunden habe, sonst hätte ich dir wahrscheinlich eine Kugel in den Kopf gejagt.«
Das klang einleuchtend für Hardie. Allerdings würde er nicht behaupten, er hätte »Glück« gehabt. Wenn er Glück gehabt hatte, dann die Du-hast-einen-Autounfall- underfährst-dass-du-Krebs-hast-Sorte von Glück. Sie werden wahrscheinlich an Ihren Verletzungen sterben, trotzdem werden wir Sie zusätzlich einer Chemo unterziehen, für den Fall, dass Sie durchkommen sollten .
Doch der magische geheime Wandschrank und der Pot-Vorrat gingen Hardie nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht dealte Lowenbruck ein bisschen nebenher.
Wenn ja, vielleicht hatte er bei seinem Vorrat auch eine Knarre.
Hardie half Lane auf die Füße und brachte sie zur Toilette. Ihr Auge sah schlimm aus. Er hoffte, dass sie nicht in den Spiegel schaute, denn dann würde sie vielleicht erneut mit dem Mikroständer auf ihn losgehen.
»Schließ dich hier ein«, sagte Hardie. »Und lass außer mir niemanden rein. Bin gleich wieder da.«
»Was hast du vor?«
»Ich schau mal in deinem magischen Wandschrank nach. Und lass vielleicht etwas Gras mitgehen.«
Lane musste unwillkürlich kichern. Wahrscheinlich war ihr von dem Schlag ins Gesicht noch schwindlig. Während Hardie das sagte, hörte er in seinem Hinterkopf eine schrille Stimme:
Du bist ja so witzig.
Aber zu mehr taugst du nicht. Du kannst sie nicht beschützen.
Du kannst niemanden
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