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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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explodiert. Gehört hatte Lane allerdings nichts. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, mit dem Arsch voran zur Treppe zu rutschen und nach unten zu laufen, sich in Sicherheit zu bringen, vielen Dank auch. Erst die eine Treppe runter, dann die andere, ohne Pause, bis sie den Wandschrank im Schlafzimmer erreichte, wo sie sich an Andrews Hosen und Hemden vorbeizwängte und ihre Finger über die Gipskartonplatte gleiten ließ. Zu der speziellen Stelle, die er ihr vor zwei Monaten gezeigt hatte, weil er dachte, das würde sie beeindrucken.
    Mein persönlicher Panikraum , hatte er es genannt.
    Doch in Wirklichkeit benutzte Andrew den Geheimraum als Versteck für seine Drogen und Mastertapes. Selbst der Makler, der ihm das Haus verkauft hatte, wusste nichts davon. Vor einiger Zeit war Andrew beim Einräumen seiner Klamotten über einen Schuh gestolpert und in den
Schrank gefallen. Dabei blieb er mit der Hand an dieser speziellen Stelle hängen, und die ganze Wand  – die offensichtlich aus einem Stück gefertigt war  – neigte sich ein paar Zentimeter nach rechts. Andrew räumte die Klamotten aus und rüttelte an der Wand, bis sie sich ganz öffnete und dahinter ein zweiter, doppelt so großer Wandschrank zum Vorschein kam.
    Bei seinen anschließenden Nachforschungen fand Andrew heraus, dass irgendein reicher Bursche das Gebäude während der Prohibition gebaut hatte  – und wohl noch ein paar andere Häuser aus den Anfangstagen des Beachwood Canyons. Offensichtlich handelte es sich um ein Alkoholversteck, eine Art Zwischenlager. Andrew beschloss, es im Geiste des ursprünglichen Hausbesitzers ebenfalls als Lager für organische Stoffe zu benutzen, deren Konsum, Besitz oder Verkauf die Regierung ihren Bürgern verboten hatte. Er bewahrte einen irre großen Vorrat Pot hier auf.
    Eines Abends war ihnen langweilig gewesen, und Lane hatte gefragt, ob er was dabeihabe, und auf Andrews Gesicht hatte sich ein Grinsen breitgemacht und er hatte gesagt: Soll ich dir mal was Cooles zeigen?
    Was Cooles , das ihr gerade das Leben gerettet hatte.
    Vor ein paar Minuten hatte Lane die anderen draußen an der Tür gehört, wie sie geklopft und dagegen gedrückt hatten. Sie wissen nichts von dem Raum, hatte sie sich gesagt. Sie wissen nichts davon.
    Sie wussten nichts davon.
    Und verschwanden wieder.
    Lane beschloss, hier so lange wie nötig auszuharren. Sie wusste, dass der menschliche Körper eine Woche ohne Essen
auskommen konnte, und ein paar Tage ohne Wasser. Vielleicht käme Andrew bald zurück, so dass diese Leute gezwungen waren, abzuziehen und sich anderen Aufgaben zu widmen. Es war ein lächerlicher Gedanke  – Charlie, der Haussitter hatte gesagt, Andrew sei in Russland. Und sie hatte es geschafft, sich nichts anmerken zu lassen … dennoch, vielleicht war er doch nicht so lange weg. Vielleicht wusste er, dass etwas nicht stimmte, und würde sie holen und die Sache in Ordnung bringen.
    Dann hatte sie gehört, wie Charlie Fuck! gerufen hatte, und ihr wurde klar, dass der Albtraum vielleicht vorüber war, dass sie vielleicht nicht hier ausharren musste …
     
    Hardie stand vor ihrem bewusstlosen Körper und betete, dass er sie nicht getötet hatte. Was wäre das für eine grausige Ironie: Nachdem er es mit drei durchgeknallten Fremden aufgenommen hatte, um eine fremde Frau zu retten, brachte er sie am Ende versehentlich um. Dafür gäbe es keine plausible Erklärung.
    Lane hustete und stöhnte.
    »Gott sei Dank«, sagte Hardie.
    Er trug ihren halb bewusstlosen Körper in die Mitte des Stockwerks. Aus ihrer Nase war Blut gespritzt, und ein Auge war bereits geschwollen. Sie stand unter Schock. Das ginge jedem so, wenn man ihm derart ins Gesicht geschlagen hätte.
    Hardie befolgte die goldenen Regeln bei Schockzuständen: Er legte ihre Beine hoch (auf einen Stapel Notenblätter, die er im Studio gefunden hatte), überprüfte ihre Atmung und vergewisserte sich, dass ihr Puls nicht zu schnell war.

    »Lane.«
    »Was …«
    »Lane, Gott sei Dank. Entspann dich und konzentrier dich auf deine Atmung. Alles wird gut.«
    Das war wichtig bei Personen, die unter Schock standen. Sie waren wie kleine Kinder, die mitten in der Nacht aus einem Alptraum erwacht waren. Man musste sie beruhigen. Ihnen zu verstehen geben, dass man die Situation im Griff hatte und dafür sorgte, dass ihnen nichts Schlimmes passierte. Also, kein zweites Mal.
    »Was … was ist mit mir passiert?«
    »Wie’s aussieht, habe ich dir ins Gesicht

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