Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
durchgeführt. Wahrscheinlich wusste er besser als ein professionelles Zimmermädchen, wie man in einem Hotelzimmer den Resetknopf drückte. Sie hatten keinerlei Spuren hinterlassen. Die einzigen Beweise hier erzählten die Geschichte von …
Charles D. Hardie, ein ehemaliger Mitarbeiter der Polizei, der inzwischen als Haussitter arbeitet und zu einem brutalen Alkoholiker geworden ist, verliert endgültig den Bezug zur Wirklichkeit, als ihm seine Lieblingsschauspielerin Lane Madden über den Weg läuft.
Hardie ist früher schon in Hollywood gewesen und spioniert Madden bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach.
Er nimmt einen weiteren Auftrag als Haussitter an, weil er weiß, dass sie in der Stadt ist — er hat in der Klatschpresse Artikel über sie gelesen. Am Freitagabend folgt Hardie ihr nach einer Party in Brentwood zu ihrer Wohnung in Venice, weiter durch die Berge, vorbei am Mulholland Drive, und den Freeway 101 hinunter.
Aber er ist zu ungeduldig. Er bremst mit seinem Mietwagen zu schnell ab und verursacht einen Unfall. Voller Panik verfrachtet er Madden in sein Auto und flüchtet vom Ort des Geschehens. In seinem kranken Hirn strickt er sich eine wilde Heldenstory zurecht, in der er sie vor unbekannten Angreifern rettet — wie in den Actionfilmen, in denen Ms. Madden mitgespielt hat.
Hardie bringt sie zum Haus, das er bewachen soll, oben in den Hollywood Hills. Madden versucht zu entkommen und versetzt Hardie mit einem Metallrohr eine Stichwunde. In seiner Wut schlägt er wild auf sie ein und steckt das Haus in Brand, dann befördert er Madden in den Lieferwagen einer Baufirma weiter den Hügel hinauf und fährt ins Zentrum von Hollywood, um weiter seine Wahnvorstellungen auszuleben.
In der Überzeugung, dass dies ein »Rendezvous« ist, schleppt Hardie sie in das berühmte Restaurant Musso & Frank, zum Entsetzen der Mitarbeiter — doch niemand ruft die Polizei, denn Madden ist für ihr seltsames Benehmen in der Öffentlichkeit bekannt. Allerdings muss man ihr zugutehalten, dass sie versucht, das Spielchen mitzuspielen, in der Hoffnung, die tickende Zeitbombe namens Charles Daniel Hardie zu entschärfen.
Doch ihr Plan geht nicht auf, Hardie bringt sie in ein Hotel
in Los Feliz, bricht in ein Zimmer ein, wo er Madden verprügelt, vergewaltigt und schließlich erwürgt. Die Polizei findet ihn auf dem Boden des Hotelzimmers, gelähmt vor Entsetzen, während er etwas von »Unfall-Leuten« faselt, die versucht hätten, Madden umzubringen.
Mann war nicht gerade stolz auf den Handlungsablauf. Es war bestimmt nicht ihre beste Arbeit, und es gab noch jede Menge Löcher zu stopfen (die Flugzeiten, die Unfallberichte, die Schäden am Mietwagen, die imitiert werden mussten). Doch was wollte man machen? Nachdem Hardie sich so stürmisch und in aller Öffentlichkeit in die Geschichte gedrängt hatte, musste der Handlungsablauf umgeschrieben werden, um ihm eine Nebenrolle zu geben. Mann machte ihn unsterblich. Von nun an würde man Charles Daniel Hardie in einem Atemzug mit Mark David Chapman, Robert John Bardo und Anthony Gary Silvestri nennen. Namen, die noch jahrelang unter Prominenten immer wieder Thema wären; Hardie würde zu einem Schreckgespenst werden, zu einem warnenden Beispiel.
Angesichts der schmutzigen Wäsche, die Hardie in Philadelphia hinterlassen hatte, war es fraglich, dass sich jemand allzu große Mühe machte, seinen Ruf wiederherzustellen. Denn das würde eine Menge Dreck aufwühlen, den die Stadt lieber unter Verschluss halten würde.
Jetzt war es Zeit, die Polizei zu verständigen und sich auf den Weg zu ihrem eigentlichen Auftrag zu machen — der, den sie bis heute Morgen für den kniffligeren der beiden gehalten hatten. Doch das war nicht der Fall. Verglichen mit den wahren Wundertaten, die ihr kleines Team in den letzten fünfzehn Stunden vollbringen musste, war der Job
relativ unkompliziert. Sie musste sich nicht mal die Hände schmutzig machen. Sondern nur mit O’Neal im Lieferwagen hocken und den Dingen ihren Lauf lassen.
»Alles okay?«
»Alles sauber«, sagte O’Neal.
Mann wusste, dass sie Hardie nicht anrühren durfte, auch wenn sie ihm gerne die Augen in seinen Schädel geprügelt hätte. Stattdessen begnügte sie sich damit, sich hinunterzubeugen, sein Kinn mit der behandschuhten Hand anzuheben und zu sagen:
»Wir sehen uns in der Hölle wieder, Alter.«
FÜNFUNDZWANZIG
Bei der Schauspielerei kommt es auf Wahrhaftigkeit an.
Wenn man die vortäuschen kann, hat
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