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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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all dies hatten mit ansehen müssen … aber hey, er hatte das Drehbuch nicht geschrieben.
    Wie auch immer, »Jane« musste nicht mal jemanden töten, während »Philip« einen Vierfachmord begehen würde.
    Und keinen Text! »Jane« hatte keinen Text!
    Sie mussten die Sache jetzt zu Ende bringen. Der falsche Philip versuchte sich gedanklich auf den ersten Schuss vorzubereiten, denn egal, wie sehr man sich moralisch was vormachte, man drückte immer noch den Abzug und jagte einer lebenden, atmenden Person eine Kugel in den Hinterkopf. Selbst wenn man sich für einen knallharten Burschen hielt, ging einem so was trotzdem an die Nieren. Und wie.
    Und dann wurde die Haustür aufgetreten, ein durchgeknallter Typ in Polizeihemd und blutverschmierter Jeans kam hereingestürmt, in jeder Hand eine Pistole, und stürzte direkt auf sie zu, und der Mann, der Philip spielte, fragte sich, ob er ein, zwei Seiten im Drehbuch überblättert hatte.
     
    Damit hatte Hardie nicht gerechnet.
    Er hatte vielmehr damit gerechnet, dass seine barbusige Freundin, der groß gewachsene Bursche oder einer dieser gesichtslosen Lakaien hier herumgeisterte, die Luftbläschen aus einer Spritze schnippte, Leichensäcke öffnete und
sämtliche Oberflächen mit Lappen und Allzweckreiniger abwischte.
    Er hatte nicht damit gerechnet, auf zwei Drecksäcke mit Pistolen zu treffen, die in einem schlichten, geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer eine Familie als Geiseln hielten.
    Und um ehrlich zu sein, er hatte nicht damit gerechnet, dass sie noch lebten. Hardie hatte geglaubt, er würde in das Zimmer stürmen, um Vergeltung zu üben, in einem Akt alttestamentarischer Rache.
    Hardie hob die Glock in seiner rechten Hand und drückte ab. Die Kugel erwischte den Dreckskerl an der Schulter und wirbelte ihn wie einen Kreisel herum; er krachte gegen einen flachen Tisch, der mit kleinen gerahmten Fotos übersät war.
    Dann drehte Hardie sich um und richtete die Pistole auf die Dreckstussi, die sich inzwischen aufgerappelt hatte und rückwärts über die Wohnzimmercouch kletterte. Er verpasste ihr eine Kugel in den Arm. Und sie stieß einen schrillen Schrei aus, während sie von der Couch geschleudert wurde und auf den Boden knallte. Sie schrie erneut, ein spitzer, wütender Aufschrei, dann fing sie an zu stöhnen.
    »Halt, halt, halt«, murmelte der Typ und duckte sich, als Hardie näher kam. »Bitte nicht schießen, das ist nicht das, wonach es aussieht, bitte.«
    Da meldete sich hinter Hardie krächzend eine Stimme zu Wort.
    »Das ist Philip Kindred. Ein Serienkiller. Und das da hinter der Couch seine Schwester. Hören Sie nicht auf ihn, er lügt.«

    Hardie wandte sich dem Mann mit dem nackten Oberkörper zu, der das gesagt hatte  – Jonathan Hunter –, und im selben Moment verspürte er einen zweifachen Schmerz aus Verbundenheit und Schuldgefühlen. Verbundenheit, weil sie beide Väter waren, die nur ihre Familie schützen wollten. Und Schuldgefühle, weil Hardie die wahre Geschichte vom Albtraum der Hunters kannte. In einem anderen Leben wären sie zusammen ein Bierchen trinken gegangen. Der Quasi-Cop aus Philadelphias Arbeiterklasse und der Fernsehproduzent aus Los Angeles. Aber nicht heute. Nicht nach dem, was Hardie ihnen jetzt schonungslos verklickern musste.
    Die Wahrheit.
    »Kennen Sie den Typen?«, fragte Hardie.
    »Wir haben vor ein paar Tagen ein Special über ihn und seine Schwester gebracht. Ich schätze, er ist vorbeigekommen, um mir zu sagen, was er von der Sendung hält. Hab ich recht, du Scheißkerl?«
    Der Reptilien-Cop-Bereich von Hardies Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um noch mitzukommen, doch er glaubte, er hatte kapiert. Das war der große Plan seiner barbusigen Freundin. Sie hatte ihn vor Tagen in die Wege geleitet. Allerdings nicht allein. Lane hatte recht gehabt. Die Unfall-Leute hatten tatsächlich Verbindungen zu den höchsten Stellen.
    »Aber wer sind Sie überhaupt?«, fragte Jonathan Hunter.
    »Ich bin Charlie Hardie.«
    »Schön, aber wer sind Sie ? Warum sind die hier? Woher wussten Sie, dass diese Leute es auf uns abgesehen haben?«
    »Sie müssen irgendwo einen Schutzengel haben.«

     
    HARDIE.
    Der Name flackerte wie eine Leuchtschrift nackter Wut in Manns Gehirn auf.
    HARDIE.
    Sie wusste, dass sie ihn im Hotelzimmer hätten töten sollen, sie hatte sich dafür stark gemacht, darauf gedrängt, förmlich darum gefleht. So einen Mann lässt man nicht am Leben. Nicht nach allem, was er gesehen hatte. Doch Gedney hatte

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