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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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aber die Anstiftung zum Mord konnten wir ihm nicht nachweisen. Ansonsten war er sehr kooperativ, hat die Schiebereien am Bau mit Billigarbeitern zugegeben und die unterschlagene Million abgeliefert. Demnächst hat der Richter das Wort. Ich schätze, Salm erhält eine Haftstrafe knapp unter zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wird.«
    »Bundesverdienstkreuz womöglich?«
    »Jetzt werd nicht komisch, Elmar. Immerhin konnten die Löhne an die Arbeiter ausbezahlt werden, ist doch auch schon was. Bist doch sonst nicht so auf Rache aus.«
    Sonst nicht. Jetzt aber hatte ich die Steuerbehörde am Hals, und zwar wegen Salms Aussage gegenüber der Polizei. Doch jemand anders musste mich beim Finanzamt verpfiffen haben.
    Und wer das war, genau das wollte ich herausfinden: »Ich erinnere mich, dass die Kripo und das Finanzamt zwei Behörden sind.«
    »Was willst du damit andeuten?«
    »Datenaustausch, Hinweise?« Ich sprach die beiden Wörter so in die Sommerluft.
    Er wiegte den Kopf. »Normalerweise nicht, aber wenn jemand an hoher Stelle am richtigen Rädchen dreht… Wieso?«
    »Och, ein Klient von mir hat Schwierigkeiten mit dem Finanzamt.«
    »Wer hat die nicht?«
    »Eben. Und sonst? Wie läuft es bei dir?«
    Die Bedienung kam, sie brachte für Kurt ein alkoholfreies Bier und für mich ein Milchmischgetränk.
    »Mein Sohn sitzt stundenlang am Computer, meine Tochter ist verliebt und meine Frau will unbedingt eine Kulturreise zu den Schlössern an der Loire machen. Ich weiß nicht, was von alledem am schlimmsten ist. Und du?«
    »Ich reise demnächst nach Ibiza.«
    »Mensch, hast du es gut. Keine Sorgen, nix.« Verträumt schaute Heisterkamp den Tabakwölkchen nach. Es gab Ortsnamen, die die Fantasie beflügelten, und zwar in eine bestimmte Richtung, Ibiza gehörte ganz sicher dazu. Heiße Diskonächte, Balzrituale am Strand, wilde Gartenpartys, bei denen Prominente mit einem Glas Sekt in der Hand in den Pool sprangen. Klischees, die fast jeder im Kopf hatte, Kurt sicher auch.
    Umso überraschter war ich, als Kurt ziemlich übergangslos fragte: »Von dem so genannten Taubenmörder hast du gehört, Elmar?«
    »Stand ja in der Zeitung.«
    »Kollege Wim Tepass bearbeitet den Fall.«
    »Wie ist der so?«, wollte ich wissen.
    »Knallhart. Politisch steht er rechts von Attila. Der hat Augenzeugen, so habe ich gehört, schon mit Beugehaft gedroht, wenn sie nicht aussagen wollten.« Er trank sein Glas aus, drehte es in der Hand. »Warum interessiert dich das?«
    »Informationen kann man immer gebrauchen.«
    10.
    Tom Becker war ein guter Journalist. Er hatte Ahnung von Fußball, Film und Musik, eine Mischung, die man selten findet, zuverlässig und verbindlich war er auch. Genug gelobt, ich wollte etwas von ihm.
    Ich wählte die Nummer der WAZ-Redaktion. Natürlich war Becker in Zeitdruck, seine Seiten füllten sich ja nicht von alleine. Zudem musste er dauernd ans Telefon gehen, denn außer mir behelligte ihn noch eine Menge anderer Leute.
    Da gab es den Künstler, der vor der Eröffnung seiner Ausstellung einen Bericht in der Zeitung haben wollte, dreispaltig mit Foto und Lebenslauf. Und die Schriftstellerin, die die Besprechung ihres neuesten Werkes schon selbst formuliert hatte. Oder die Kleintierzüchter, die mit der Kündigung des Abos drohten, wenn nicht über ihr
    Vereinsleben berichtet wurde.
    Tom Becker kam mit Nervensägen dieses Schlages gut zurecht. Ich wäre bei solchen Klienten längst ausgerastet und hätte dann wochenlang keinen Auftrag gehabt. Im Augenblick aber hatte ich ja sogar zwei. Dora auf Ibiza suchen, das war eine fest umrissene Aufgabe und klang nach leicht verdientem Honorar. Wie ich meiner zweiten Klientin, Marie Laflör, helfen konnte, war mir noch nicht klar.
    Marie Laflör hatte mir gesagt, ich brauchte mir um das Honorar keine Sorgen zu machen. Nein, sorgen musste ich mich nicht, recherchieren musste ich, und das hieß nichts anderes, als herumzuschnüffeln und Verbindungen spielen zu lassen. Mit Letzterem war ich gerade beschäftigt, per Telefon.
    Ich fragte Tom Becker nach dem Taubenzüchterverein Heimattreu in Walsum.
    Ich hörte ihn etwas in den Computer tippen, Sekunden später sagte er: »Wir haben mal über eine Werkssiedlung in Walsum berichtet, die abgerissen werden sollte, und da spielte der Verein eine Rolle.«
    »Welche?«
    »Na ja.«
    Ich merkte ihm an, dass er nicht unhöflich werden wollte, und deshalb warf ich schnell ein, wie es mit einem Treffen am Abend aussähe. Auch nicht

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