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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Landtags, müsste der den Dienstjahren nach nicht längst Parlamentarischer Staatssekretär sein?«
    »Bist ein Sack, Elmar Mogge.«
    Sie bremste ziemlich hart ab und hielt dann dicht hinter einem Möbelwagen, der vor meinem Haus stand.
    Wahrscheinlich zog ein neuer Mieter ins Erdgeschoss. Meinem letzten Nachbarn, einem Fotografen, hatten Rabauken die Unterarme durch eine Druckerpresse gemangelt. Vielleicht war es dieses unschöne Ereignis gewesen, das sich
    herumgesprochen und eine Neubelegung bislang verhindert hatte.
    Ich schnappte meine Reisetasche von der Rückbank des SL
    und ging zum offenen Hauseingang. Männer in Overalls mit Tragegurten über der Schulter kamen mir entgegen.
    Ich winkte Verena zu, sie hupte, aber es klang nicht besonders freundlich.
    40.
    Duschen, saubere Wäsche anziehen, Marie anrufen!
    Doch dann sah ich als Erstes, nachdem ich die Tür zu meinem Wohnbüro aufgeschlossen hatte, das Faxpapier, das sich bis auf den Boden schlängelte. Ich riss das Papier entlang der Abreißkante ab, bändigte es auf dem Schreibtisch und überflog die Texte, zuerst den handgeschriebenen: Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
    Um sieben ward er ins Grab gesenkt;
    Sie aber schon um achte Trank roten Wein und lachte.
    Überschrift Ein Weib von Heinrich Heine. Bei ihrem ersten Besuch hatte Marie die erste Strophe laut vorgelesen, dies hier waren die letzten Zeilen, sie klangen vielversprechend, aber auch ein bisschen makaber im Zusammenhang mit dem Nachsatz: Herzliche Grüße, Marie Laflör – soll ich eine Flasche Wein mitbringen?
    Die restlichen Faxmitteilungen waren ausnahmslos
    Werbeschreiben. Ich knüllte das Papier zusammen und warf es in den Abfallkorb.
    Unter der Dusche überlegte ich, welche Musik ich auflegen und was ich anziehen sollte. Mit dem Handtuch um die Hüfte langte ich nach dem Telefonhörer.
    41.
    Sie hatte tatsächlich eine Flasche Rotwein mitgebracht. Doch die stand jetzt ungeöffnet auf dem Küchentisch, denn allein trinken, das wollte sie auch nicht.
    »Wasser, Tee, Milch?«
    »Milch ist genau richtig«, sagte sie.
    Da war ich aber froh, denn bevor sie eingetroffen war, hatte ich gerade noch genug Zeit gehabt, ein paar
    Grundnahrungsmittel einzukaufen.
    Marie trug einen geblümten Wickelrock und einen leichten Strickpulli, kleine Glöckchen als Ohrringe. Schön sah sie aus, etwas scheu. Und sie roch gut.
    »Schwarz steht dir«, sagte sie.
    »Hmm.«
    Am Telefon hatten wir so offen über unsere Wünsche gesprochen; jetzt, da wir uns gegenüberstanden, verhielten wir uns ziemlich gehemmt. Keiner wollte einen Fehler machen.
    Dass wir über ihren Mann sprechen mussten, war uns beiden klar, irgendwann, nur nicht jetzt.
    »Erzähl mir etwas über Ibiza«, sagte sie.
    »Eine Insel mit schönen schlichten Häusern und aufgeputzten Besuchern, die auf der Suche nach sich selbst sind oder nach einem Partner für die Nacht.«
    »So schlimm?«, fragte sie.
    »Nicht schlimmer als anderswo, nur fällt Übles in der Sonne mehr auf.« Ich berührte sie am Arm. »Ach, ich erzähle und biete dir nichts an. Die Milch.«
    Marie nickte, machte ein paar Schritte, lehnte sich schließlich gegen den Türrahmen zwischen Büro und Küche und sah mir zu, wie ich mich zum Kühlschrank bückte.
    »Willst du dich nicht setzen?«, fragte ich über die Schulter.
    »Ich habe nicht allzu viel Zeit, in einer Stunde muss ich meinen Sohn abholen, er spielt bei Nachbarskindern.«
    Als ich die Milch für sie in ein Glas geben wollte, schüttelte sie den Kopf, sodass die Glöckchen an ihren Ohren klirrten.
    Sie kam auf mich zu, nahm die Flasche und setzte sie an ihren Mund. Marie trank einen Schluck, schaute mir in die Augen und ließ die Milch über ihre Lippen schlabbern; eine weiße Spur, die über ihr Kinn zum Hals und dort weiter zu ihrem Brustansatz rann.
    Es gab mir einen Stich ins Herz, vor Erregung. Seelenkundler würden wohl auf ein Schlüsselerlebnis in meiner Kindheit tippen. Oder auf ein Übermaß an Verliebtheit. Wie dem auch sei, die Situation wirkte auf mich äußerst erotisch. Ich war ganz wild auf diese Frau vor mir. Und plötzlich gab es kein Zögern mehr, ich schob meine Furcht, etwas falsch zu machen, beiseite, ging auf sie zu und nahm sie in die Arme.
    Ich leckte ihr die Milch aus den Mundwinkeln und vom Hals.
    Mein Herz pochte, ich fühlte Zärtlichkeit und Verlangen, was für eine wunderbare Mischung.
    »Dich so zu halten, daran habe ich oft gedacht.«
    »Ich auch«, sagte sie. »Eine Woche kann lang

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