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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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    Wie aufs Stichwort bimmelte das Telefon.
    Ich hob ab und hoffte, dass es Marie war.
    Es war Kapuste. Kurze Einleitung, dann erwähnte er einen Zeitungsartikel und begann ihn mir vorzulesen: »… en la playa de Benirras, en San Juan, tras quedar enganchado en la cuerda de la baliza que…«
    »Tut mir Leid«, unterbrach ich ihn.
    »Ach so, ja. Also, am Strand von Benirras, nahe San Juan, wurde eine weibliche Leiche entdeckt. Nach Berichten der Guardia Civil hatte sich die junge Frau beim Tauchen in dem Seil einer Boje verfangen, mit dem Taucher ihren Platz anzeigen. Al parecer… dem Anschein nach war es der jungen Frau nicht gelungen, das Seil von ihrem Bein zu lösen.«
    Ich wollte Kapuste schon unterbrechen, als er einen Namen aussprach, der mir einen regelrechten Schauer über den Rücken jagte: »Bei dem Opfer handelt es sich um die tschechische Staatsbürgerin Kristine Palikova, die in dem Club Tank als Tänzerin auftrat.«
    Ich räusperte mich. »Ein tragisches Missgeschick, es kommt beim Tauchen immer wieder zu Unfällen.«
    »Nee, nee, Moment! Kristine und Tauchsport, nie im Leben!
    Außerdem fehlte bei der Leiche jegliche Taucherausrüstung, sie war nackt.«
    »Vielleicht ist sie beim Baden in Strömungen…«
    »Lieber Elmar Schlömm Mogge, ich kenne mich hier
    ziemlich gut aus und ich weiß ziemlich genau, wo welche Strömungen sind. Unfall, von wegen!« Er wurde richtig laut.
    »Ich habe ja nicht nur die Zeitung gelesen, nein, nein, inzwischen habe ich mich auch umgehört. Und wenn man so lange auf Ibiza lebt wie ich, dann hat man Verbindungen.«
    »Ist ja gut, was also haben Sie gehört?«
    »Kristine ist umgebracht worden. Und wollen Sie wissen, wie? Taucher haben das Mädchen unter Wasser an die Boje gefesselt und andere Taucher, Perverslinge, Sadisten, haben mit ihren verdammten Unterwasserkameras den Todeskampf des Mädchens gefilmt.«
    »Das ist…«
    »Ja, das ist doch mal was anderes, als Barrakudas oder Korallen oder Zackenbarsche in ihren Höhlen abzulichten. So ein Event, wie man heute ja wohl sagt, ist den Drecksäcken das Geld wert, das sie den Leuten, die diese eklige Veranstaltung organisiert haben, zahlen müssen.«
    »Wer sind die Leute, die das inszeniert haben?«
    »Na, die verdammten Bienenfresser!«
    Gerry und Terry. Steckten die beiden tatsächlich dahinter, und wenn ja, hatten sie Kristine womöglich deshalb umgebracht, weil die Stripperin mir den Tipp mit dem Institut in San Juan gegeben hatte? Oder war dieser inszenierte
    ›Unfall‹ unter Wasser nur, angeregt durch ein Pfeifchen Gras, ein Hirngespinst des Malers Kapuste?
    Noch lange saß ich da und blickte auf das Telefon. Ich dachte an Kristine und an Dora und daran, was ich eben über die echten Bienenfresser erfahren hatte: »Ein schöner bunter Vogel«, hatte Kapuste erklärt. »Wie der Name schon sagt, frisst dieser Vogel Bienen. Er fängt seine Beute im Flug, bringt sie zu einem Baum und schlägt sie dort so lange gegen einen Ast, bis sie ihn nicht mehr stechen kann. Ja, sehr schön sind die Vögel«, hatte der Maler wiederholt und hinzugefügt: »Klug und brutal.«
    In der Nacht schlief ich schlecht.
    43.
    Der nächste Tag fing auch nicht viel besser an. Regen klopfte an die Scheiben. Und dann klingelte der Postbote, zwar nur einmal, dafür aber umso ausdauernder.
    »Hallo-ho, ein kleines Einschreiben, Herr Mogge!« War das die neue Post, kundenfreundlich bis zur Penetranz, oder wollte mich der Mann angesichts meiner zerknitterten Miene nur aufmuntern? Ich haute meine Unterschrift irgendwo auf das Leuchtfenster seiner elektronischen Empfangsbescheinigung.
    Ein Bescheid vom Finanzamt Duisburg-Süd, mit freundlichen Grüßen, Rico Skasa. Der Mann, mit dem ich meine gebratenen Tauben geteilt hatte, machte mich darauf aufmerksam, dass nach Berücksichtigung meiner Teilzahlung nun der restliche Betrag für die erste Rate fällig sei. Was als Nächstes an Zahlungen auf mich zukam, überflog ich nur:
    Nach hier vorliegender Mitteilung haben Sie im o. g. Zeitraum aus freiberuflicher Tätigkeit Honorare bezogen in Höhe von…
    Bitte zahlen Sie spätestens bis zum… Festgesetzt werden verbleibende Beträge…
    Ich hätte das Bett

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