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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Klodt –
    Hobbyfilmer, Kokskurier und ehemaliger Kopilot bei Flamingo-Jet-Charter – zu besprechen hatte. Schöne Alternative.
    Es gab noch eine weitere Möglichkeit, was die Pläne der Killer anging, und das war die für mich denkbar schlechteste.
    Im Vorbeifahren konnten sie mir eine Kugel verpassen.
    Was tun? Schnell!
    Ich schätzte, dass mir bis zum Anlegen der Fähre noch zwei, höchstens drei Minuten Zeit blieben. Und was ich dann brauchte, war ein kleiner Vorsprung.
    Schiffsklappe und Blech an der betonierten Anlegestelle hatten sich noch nicht ganz berührt, die Fähre war noch nicht zum Stillstand gekommen, da rannte ich bereits los.
    48.
    Ich rannte. Vorbei an zwei Radfahrern und einer Mutter mit Kinderwagen, vorbei auch an sechs, acht Autos, die im Begriff waren, auf die Fähre zu fahren.
    Am Ende der Reihe stand ein Ford Scorpio halb schräg zur Straße, älteres Baujahr, tiefer gelegt, mit einem Frontspoiler, der zum Schneepflügen geeignet schien.
    Seine Scheinwerfer blinkten kurz auf. Der Fahrer drehte den Motor hoch. Die Beifahrertür schwang auf. Ich warf mich in den Schalensitz. Indem er Brems- und Gaspedal gleichzeitig antippte, brachte der Fahrer den Wagen in Fahrtrichtung, mit einem weiteren Antippen ließ er ihn die Anhöhe vom Rheinufer die Fährstraße nach Orsoy hochschießen, durch eine Deichunterführung und zwei Kurven.
    »V6-Cosworth-Rennmaschine wie im Jaguar, drei Liter Hubraum, 24 Ventile, über 200 PS«, erklärte der Fahrer. In seinem dunkelblauen Anzug und mit der feinen Krawatte hätte ich Cetin fast nicht wiedererkannt.
    »Was isse los, Chefe, voll krass die Bullen?« Er grinste mich an und wiederholte, betont artikuliert: »Herr Mogge, sind die Ordnungshüter hinter Ihnen her?«
    »Nein, zwei Killer, mit Motorrad.«
    Sein Gesicht wurde ernst. »Polizei wäre mir lieber.«
    Er blickte in den Rückspiegel und drückte das Gaspedal durch. Obwohl wir schon schnell fuhren, wurde ich in den Sitz gepresst. Ich legte den Leinenbeutel mit der Kassette ab und streifte mir die Hosenträgergurte über, die ausgezeichneten Halt gaben. Gerade noch rechtzeitig, denn die nächste Kurve nahm der Fahrer mit Powerslide, ohne die Geschwindigkeit zu verringern. Im Vorbeihuschen nahm ich ein Schild wahr, das Tempo 30 anzeigte, dann waren wir durch Orsoy durch.
    »Danke, Cetin!«
    »Noch können wir nicht sicher sein, dass wir Ihre Freunde abgeschüttelt haben.«
    Auf jeden Fall hatte ich mit dem jungen Türken schon jetzt einen guten Griff getan. Der Bursche konnte fahren. Wie gut, dass gerade er mir eingefallen war, als ich daran dachte, auf der Orsoy-Seite für alle Falle einen Sicherheitsposten aufzustellen. Einen Moment hatte ich auch an Kurt gedacht, doch der wäre bei der Fahrt durch Orsoy mit dem Tempo auf vierzig runtergegangen und hätte mich dann allenfalls mit seiner Dienstpistole schützen können – wenn er dann überhaupt noch dazu gekommen wäre.
    Cetin fuhr mit nahezu unverminderter Geschwindigkeit, wortlos und sehr konzentriert, ab und zu warf er einen Blick in den Rückspiegel. Er hatte den Weg über die Dörfer gewählt.
    Ich drehte mich um. Ein paar Autos, aber kein Motorrad in Sicht, gelobt sei das platte Land. Manchmal war der Rhein zu sehen, vom Fluss her trieben Nebelschwaden über Felder mit Mais, Raps und Sonnenblumen. Hinter Bauernhöfen ragten, wie gigantische Spargelstangen, schlanke Schornsteine in den Abendhimmel. Ich atmete durch, roch Landluft. Doch nicht lange, hinter der Hornberger Brücke änderte sich der Geruch.
    Industrieabgase. Weil über längere Zeit und trotz gewagter Durchfahrten an gelben Ampeln ein grauer BMW hinter uns blieb, fuhren wir einen Schlenker. Im Vorbeifahren sah ich Kappesfelder, Kuhweiden und in der Ferne einen Baggersee; langsam entspannte ich mich.
    In Rheinhausen ging es erneut über den Rhein, dann die Achse bis Hamborn und schließlich näherten wir uns wieder Walsum.
    Es war halb acht.
    »Lass uns noch ein wenig rumfahren«, bat ich Cetin. »In einer halben Stunde hört der Fährbetrieb auf.«
    Wir kreuzten durch Overbruch und Alt-Walsum, dann bog Cetin in die Rheinstraße ein.
    Ende einer aufregenden Rundreise, aber womöglich Anfang einer guten Zusammenarbeit, denn ich hatte einen Plan.
    Die Anlegestelle lag verlassen. Keine Passagiere, keine Müßiggänger, die das Anlegemanöver beobachten wollten, kein Polizeiwagen.
    »Da vorne steht er, mein guter alter Kombi.«
    Cetin fuhr ganz nah an ihn heran, sodass ich hineingucken konnte.

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