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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Land‹.«
    »Und genau so ist er. Für den ist die Nachkriegszeit noch nicht zu Ende, nur dass er damals statt seiner biederen Ehefrau, die immer noch im geblümten Kittel einer Trümmerfrau umherläuft, ein halbseidenes Flittchen an seiner Seite hatte, eine Schlampe mit Silikontitten und Lippen, die sie zu einem Sofakissen hat aufblasen lassen.«
    »He, nichts gegen Leute, die für Arbeitsplätze in den Schönheitskliniken sorgen.«
    »Nein, überhaupt nichts, Elmar. Störend war eigentlich nur, dass Schneider auch noch mit meiner Kollegin anbändelte.«
    »Mit Dora.«
    »Ja. Aber richtig scharf war er auf den speziellen Nachtisch, den Eingeweihte, und zu denen zählt er, sich auf der Toilette servieren ließen, mit dem schönen Nebeneffekt, dass sie zwar die Droge zu sich nahmen, im Falle eines Falles aber nicht belangt werden konnten, weil der reine Konsum straffrei ist.«
    »Kein Handel, kein Besitz, verstehe. Wie aber ist es zu dem Zwischenfall beim Landeanflug gekommen? Doch nicht etwa, weil Schneider auf der Bordtoilette kokst, das kann es doch nicht gewesen sein.«
    »Indirekt schon.«
    »Das musst du mir erklären.«
    »Also, beim Landeanflug hat der Kopilot bestimmte Aufgaben. So muss er beispielsweise mit dem Mann im Tower die Flughöhe abstimmen. Wenn er aber stattdessen damit beschäftigt ist, heimlich Videoaufnahmen von einem Staatssekretär zu machen, der die Nase im Koks und seine Finger in einer Stewardess hat, dann wird es haarig. So war es in diesem Fall. Plötzlich befanden wird uns auf Kollisionskurs mit einer anderen Maschine. Hartes Ausweichmanöver – ich glaube, die Folgen kennst du.«
    Ich nickte. »Dass auf deutscher Seite kein Interesse bestand, die Ursachen des Zwischenfalls zu untersuchen, leuchtet mir jetzt ein. Warum aber hat auch die spanische Seite nichts unternommen? Schließlich muss doch jede noch so kleine Unregelmäßigkeit gemeldet werden.«
    »Weil der Mann im Kontrollturm die Meldungen und
    Bestätigungen nicht, wie’s ja Vorschrift ist, auf Englisch durchgab, sondern auf seinem geliebten Spanisch. Das kommt schon mal vor, macht normalerweise auch nichts, diesmal aber schon. Eine Verkettung von Fehlern, eine Verflechtung von Schuld. So geht es doch meistens.«
    »Und deshalb hieß es, wenn ihr nichts sagt, sagen wir auch nichts.«
    Verena hob die Hände. »Nun vermute mal nicht gleich ein Komplott. Da muss man nichts absprechen.«
    »Nein, es genügt, an der Aufklärung nicht interessiert zu sein, das kenne ich noch aus dem Polizeidienst.«
    »Du hast es erfasst. Elmar, du hattest nach meinem Motiv gefragt. Nun, ich möchte Dora hier in Deutschland haben, um sie gegen Schneider aussagen zu lassen. Der Mann muss weg!«
    Sie kreuzte die Finger vor den Augen. »Hinter Gitter!«
    »Verena, verrenn dich nicht! Figuren wie Schneider hat jede Partei, die gibt es bei der Polizei und in allen Organisationen, die wachsen nach wie die Haare in Männernasen. Wenn du meinst, dass so ein Typ wie Schneider weg muss, weil er keinen Stil hat und, was dabei viel mehr ins Gewicht fällt, weil er Steuergelder verschwendet, dann brauchen wir Beweise.
    Dann müsstest du selbst zum Beispiel auch aussagen.«
    Sie legte ihre Fingerspitzen auf meinen Unterarm. »Was das betrifft: Ich stehe selbst in der Geschichte nicht gut da. Es war nämlich meine Aufgabe an jenem Tag, ein mütterliches Auge auf die beiden Küken Dora und Kristine zu haben und die Kabine klarzumelden. Was aber die Beweise angeht, die kannst du kriegen. Unser Kopilot ist ein Mann mit vielen Talenten. Er hat den Stoff besorgt, das Bordbuch kopiert und, wie gesagt, dieses Video gedreht. Du müsstest ihn nur ausfindig machen und ihm dann ein Angebot unterbreiten…«
    »… eins, das er nicht ablehnen kann.«
    »Genau, Elmar, wäre mal was anderes, als Graffiti-Sprayern aufzulauern.«
    Ich verzieh ihr die bissige Anspielung, denn die Nacht war mild und zudem gab es Wichtigeres zu bedenken. Ich dachte an Skasa und das Finanzamt Duisburg-Süd, dem ich in den nächsten Tagen mein auf Ibiza verdientes Honorar überweisen musste; ich dachte an die Drecksäcke, die Steuergelder verjubelten und mit Biedermiene die Wähler betrogen – all das und die Aussicht auf ein fettes Honorar bewirkten bei mir einen für meinen Charakter doch eher ungewohnten Robin
    Hood-Effekt. Aufräumen! Den Rächer spielen. Ich konnte den ganzen Laden hochgehen lassen. Alle! Die Schreiberlinge, die für einen Flug mit Flamingo nur Lobeshymnen verfassten, die

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