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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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zum Beispiel fühlten es mit ihren
Fingern, die sie kurz eintauchten. Die Bierwürze sollte nicht mehr heißer sein ›als
die Luft an einem Sommertag‹, so lautete zum Beispiel eine Redewendung. Bis es so
weit war, dauerte es Stunde um Stunde.
    Manchmal
war die Würze sogar bereits verdorben, bevor die Gärung beginnen konnte. Eigentlich
war dies einer der häufigsten Gründe, wenn ein Bier misslang.
    Eines
Tages hatten er und Albert wieder einen Hopfensud fertig. Sie wussten, jetzt hatten
sie viel Zeit, bis der Bottich hinreichend abgekühlt war.
    Der Auslauf
des Bottichs war mit einem Holzpflock verschlossen. Niklas war bereits früher aufgefallen,
dass der Pflock beinahe verfault war und wollte bei Bruder Lothar, dem Zimmermann
des Klosters, bald einen neuen Verschluss bestellen.
    Während
er und Albert in einer anderen Ecke des Brauhauses noch die letzten Vorbereitungen
bei den Gärbehältern trafen, löste sich der Pflock und die heiße Bierwürze lief
auf den Boden.
    Keiner
der beiden bemerkte etwas, bis der süßliche, malzige Geruch der frischen, heißen
Würze zu ihnen drang. Albert wollte gleich hinlaufen, Niklas hielt ihn, im Gedenken
an das, was Bruder Thomas passiert war, behutsam zurück.
    »Halt,
Albert, es ist gefährlich heiß dort. Lass uns ganz vorsichtig sein, damit wir uns
nicht verbrühen.«
    Langsam
gingen sie um die immer größer werdende Pfütze auf dem Boden herum. Sie hatte schon
beängstigende Ausmaße angenommen. Bei dem Versuch, den Pflock aufzuheben, der herausgerutscht
und auf den Boden gefallen war, tappte Niklas mit seiner Sandale in die Pfütze hinein.
    Albert
erwartete einen markerschütternden Schmerzensschrei, der blieb indes aus. Stattdessen
tauchte Niklas auch eine Hand erstaunt in die Lache und murmelte:
    »Das ist
erstaunlich, von der Hitze ist nicht mehr viel übrig geblieben. Wie kommt das?«
Erst da verstand Albert, dass Niklas schon weiter gedacht hatte.
    In den
nächsten Tagen grübelte und experimentierte Niklas herum. Allein die Tatsache, wie
es möglich war, die Hitze so schnell aus der Würze herauszunehmen, beflügelte seine
Kräfte und seinen Erfindergeist. Er versuchte herauszufinden, ob der Steinboden
verantwortlich war für die wundersame Abkühlung. Er baute einen kleinen Bottich
aus Stein und verglich die Temperatur mit der eines Holzbottichs. Nein, das konnte
nicht der Grund sein!
    Schließlich
stellte er fest: Die Größe der Pfütze im Vergleich zur Tiefe war das Entscheidende.
    Auch auf
die Gefahr hin, eine neue Erfindung könnte als Gotteslästerung angesehen werden,
ließ er Lothar ins Brauhaus kommen und gab ihm einen Auftrag.
    »Bau uns
bitte ein Gefäß, das groß genug ist, um den Inhalt von einem großen Bottich aufzunehmen.
Gleichzeitig jedoch darf die Würze nicht höher als eine Handbreit stehen.«
    Lothar
verstand zuerst nicht, was Niklas wollte. Schließlich nahm Niklas etwas Kreide und
zeichnete unbeholfen auf dem Boden auf, was er haben wollte. Lothar schüttelte nur
den Kopf über so viel Unverstand, sagte dennoch die Arbeit zu und ging.
    Während
Lothar an dem neuen Bottich arbeitete, räumten Niklas, Albert und ein paar Helfer
das Brauhaus so um, dass das neue Gefäß unter die Braugefäße zu stehen kam. Peter
tauchte ein paar Mal auf und schimpfte los, aber er ließ sie gewähren, »solange
ich mein Zeug noch wiederfinde, wenn ich es brauche«.
    Nach vier
Wochen war es so weit; Lothar und seine Gehilfen brachten das Gefäß ins Brauhaus.
Es war an der längsten Stelle zwölf Ellen lang und an der breitesten acht Ellen
breit. Noch nie hatte jemand so ein seltsames Gefäß gesehen.
    Die schmalen
Seitenwände hatte Lothar schräg angesetzt, sodass es oben größer war als auf der
Unterseite. Ebenfalls waren die Seitenwände nicht gerade, sondern nach außen hin
leicht gekrümmt.
    »Na prächtig,
Lothar, was hast du denn da für ein seltsames Schiff gebaut?«
    »Bist
du jetzt unter die Schiffbauer gegangen?«
    »Dabei
ist das Meer so weit weg!«
    So spotteten
einige der Brüder, die aus Neugierde vorbeigekommen waren.
    Tatsächlich
hatte das seltsame Gefäß entfernt Ähnlichkeit mit einem Schiff, wenn auch einem
sehr breiten, flachen.
    Nur das
Segel fehlte.
    Niklas
hörte mit und war erstaunlicherweise froh über diesen Spott, weil er nicht bösartiger
oder misstrauischer Natur war, und so gab er dem Gefäß spontan den Namen Kühlschiff.
    Auch Peter
machte Scherze darüber und sogar Albert konnte ein Grinsen nicht unterdrücken,

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