Der Bierzauberer
Bratspieße, Hackmesser und irdene Deckeltöpfe brauchen
wir an zwei Stellen, ebenso wie Herdbesen und Pfannenringe. Und vergiss nicht die
zwei Salzfässer!«
Damit
war der häusliche Frieden einstweilen wieder hergestellt.
Weiterhin kaufte er einen
Wagen, mit dem er sein Bier transportieren wollte, sowie ein neues Kummet, um Pferde
oder Ochsen darin einzuspannen.
Von dem
Pferdehändler Tixus, mit dem Valentin befreundet war, erstand er zwei kräftige Arbeitspferde,
die er Sonne und Mond nannte und im Stall am Albach unterbringen wollte. Niklas
konnte nicht reiten, dies war dem Adel vorbehalten, aber er wollte nicht all seine
Reisen per Pedes oder im Eselskarren absolvieren. Nach kurzer Bedenkzeit kaufte
er daher noch einen zweiten, leichteren Wagen, der sich von nur einem Pferd ziehen
ließ.
Da Niklas sich in Bitburg
jetzt vor weiterer Verfolgung durch Bernard sicher fühlte, nahm er seine Lebensversicherung
– die beiden Briefe – aus seiner Geldkatze heraus und klemmte sie zwischen zwei
Balken in ihrem Schlafgemach. Dort würden sie sicher sein.
Das Grundstück
am Albach war schnell erworben und der Baumeister begann mit dem Bau des Gebäudes
nach Zeichnungen, die Niklas angefertigt hatte. Neben der Brauerei wollte er sein
eigenes Malz herstellen. Dazu brauchte er eine Tenne zum Lagern des Getreides, eine
Darre zum Trocknen des fertig gekeimten Malzes sowie einen Lagerraum für das fertige
Malz.
Niklas
hatte nach dem, was er in den Klosterbrauereien gesehen und gelernt hatte, noch
zusätzliche Ideen. Das Mühlrad sollte nicht nur zum Antrieb der Malzquetsche dienen.
Durch ein raffiniertes System aus Ledergurten sollten zusätzlich verschiedene Hebel
zum Heben oder Umkippen die Arbeit im Brauhaus erleichtern.
Der wichtigste
Mann für ihn war der Zimmermann, der sowohl die Mühle als auch die Bottiche herstellen
sollte. Es gab zwar zwei Küfer in Bitburg, deren Fertigkeiten reichten jedoch meist
nicht über Fässer hinaus.
Schließlich
wurde er fündig. Der Zimmermann Wilhelm, ein erfahrener, etwas seltsamer Mann, der
leicht hinkte, erschien ihm geeignet für diese Aufgabe.
Er hatte
die Angewohnheit, seine Bäume grundsätzlich nur in der Nacht und am liebsten bei
Vollmond zu fällen.
Ungefragt
erzählte er dies alles, während er Niklas einen Schuppen zeigte, in dem er große
Mengen an gutem, altem Holz zum Trocknen gelagert hatte.
»Vollmondholz
hält länger, lässt sich besser verarbeiten und bringt dem Besitzer mehr Segen als
anderes Holz.« Diese nächtlichen Aktivitäten waren auch der Grund für seinen latinisierten
Beinamen ›Notte‹.
Einige
Bitburger fürchteten sich vor ihm, der oftmals in der Nacht zur Arbeit ging.
»Die Nacht
gehört den Toten«, flüsterten sie ihm hinterher.
Niklas zeigte Wilhelm seine
Pläne, Zeichnungen der Mühle, die Größe der Bottiche und die geplanten Vorrichtungen
zum Ausleeren der Bottiche ineinander. Und, natürlich, auch die Zeichnung für den
Bau eines schönen Kühlschiffs. Niklas freute sich sehr darauf, von seiner Erfindung
endlich ein eigenes Exemplar zu besitzen.
Während
Wilhelm sich an die Arbeit machte, ging Niklas auf Kundensuche und überlegte, wo
er überall sein Bier verkaufen könnte.
Wertvoll
könnten zum Beispiel die Markttage sein. In der Zeit, wo am Rathaus die rote Fahne
ausgesteckt war, hatten auch fremde Verkäufer das Marktrecht. Dann drängten sich
alle um die Buden, viel Volk kam von auswärts und musste versorgt werden. Niklas
plante, den Bierverkauf mit einem eigenen Marktstand anzukurbeln.
Die Gerberei,
die gerade außerhalb der Stadttore lag, hatte er ebenso ins Auge gefasst.
Zusätzlich
reiste er viel durch das Bitburger Umland. Er hatte noch ein paar Wochen Zeit, bis
im Herbst die Brausaison begann, und wollte gerne neben der Stadtbevölkerung einige
der zahlreichen Burgen, Schlösser und Klöster in der Umgebung beliefern. Er hatte
schon erfahren, dass Peter de Foro nichts dergleichen getan und sich immer nur mit
der Versorgung der Bitburger Stadtbevölkerung zufriedengegeben hatte.
Zuerst
richtete er sein Auge auf die Herren von Hamm. Das Schloss Hamm, etwa acht Kilometer
westlich gelegen, wurde gerade groß ausgebaut. Die eindrucksvolle Wehranlage, die
bereits seit über 200 Jahren bewohnt war, lag auf einem lang gestreckten, von der
Prüm umflossenen Bergsporn. Im Schloss Hamm wurden regelmäßig Ritterturniere und
andere Feste abgehalten. Da wollte er dabei sein. Die Herren von Hamm hatten auch
einen
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