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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Krankheit, Kumpel. Die Wirkung der Drogen lässt mit jeder Stunde nach.
    Und dennoch …
    Er stellte sich Glass mit seiner Gruppe vor, wie sie mit Sprechgesängen um den grässlichen Stuhl tänzelten, sich davor versammelten wie Höflinge …
    Was haben sie hier unten gemacht?
    In seiner Vision brüllte eine Gestalt auf dem Stuhl, sie schüttelte sich, die Arme festgezurrt, die Finger blutig, da die Nägel an der einzigen Oberfläche brachen, die sie erreichen konnten, der Hals durchgestreckt bei jedem neuen Aufschrei vor …
    Was?
    Grauen? Wut? Schmerz?
    Ekstase?
    Wofür braucht eine Bande von Hippies einen Folterstuhl?
    Etwas fiel ihm ins Auge, das sich sogar durch die halluzinogene Show abzeichnete: ein gelblicher, unebenmäßiger, in uraltem Staub halb verborgener Brocken, der wie ein Granatsplitter aus dem Mahagoni ragte.
    Fingernagel .
    Behutsam löste er ihn und verstaute ihn in einer Tasche des Pillenordners, dann erhob er sich mit einem letzten Schaudern. Ohne Glass gestaltete es sich zunehmend schwieriger, zu ignorieren, wie zutiefst unheimlich der Keller wieder geworden war. Shaper hüstelte in eine Faust und eilte zum Ausgang.
    Die anderen traf er auf der Haupttreppe an.
    Sandra und Vince behüteten Glass, als bestünde er aus Glas. Die Frau stützte ihn auf einer Seite, während der Hüne einen Schritt dahinter in Torhüterhaltung folgte; auf den ersten Blick, um den alten Burschen aufzufangen, sollte er fallen, wahrscheinlicher jedoch, um Sandra unterwegs auf den Hintern zu glotzen. Es war Vince gewesen, der das professionelle Urteil gefällt hatte, eine kompakte Kammer im ersten Stock sei der sicherste Raum im Haus, daher schien es nur angemessen zu sein, dass er beim Brimborium mitwirkte, das damit einherging, Glass dort unterzubringen. Shaper stand unbemerkt im Hauptflur und musste über den unbeholfenen, behäbigen Anblick der drei unwillkürlich grinsen.
    Und zwischen den Zeilen lesen.
    Zum Beispiel, als Vince »versehentlich« zu schnell ging und mit Sandra zusammenstieß. Zum Beispiel, als hin- und hergelächelt wurde und sich Sandras Wangen leicht röteten und sich jede Menge sonstiges Ficken mit Blicken zwischen den beiden abspielte.
    Shaper verdrehte die Augen und hoffte, Glass würde es nicht bemerken.
    Glass bemerkte es.
    »Sie da«, brummte der alte Mann und hielt inne, um mit zittrigem Finger auf Vince zu zeigen. »Hören Sie auf damit.«
    »Sir?«
    »Sie wissen schon, was ich meine.«
    Shaper runzelte unten die Stirn, gelinde überrascht von der aufrichtigen Verärgerung in des Alten schwacher Stimme.
    »Und überhaupt«, fuhr Glass fort, »sollen Sie mich beschützen, nicht mein Kindermädchen spielen.« Mit einer missbilligenden Geste erklärte der Greis die Angelegenheit für erledigt, und als er oben ankam, nahm er seinen Stock wieder an sich. »Tova ist hervorragend in der Lage, das zu übernehmen, und sie ist nicht pervers.«
    Sandra wandte den Blick ab und begegnete dabei zufällig dem von Shaper – ein gemeinsamer Moment der Verwirrung und Besorgnis.
    »Tova!«, rief der alte Mann. »Wo steckt sie nur? Tova! Kommen Sie hier rauf!«
    »Dad?« Sandra ergriff seine Hand. »Tova ist weg, Dad. Du … du hast sie gefeuert.«
    »Was?«
    »Erinnerst du dich nicht mehr? Der Brief, den du ihr geschickt hast. Sie hat ihn gestern bekommen.«
    »Also … ich …« Glass lehnte sich an die Brüstung, als hätte ihm die eigene Verwirrung alle Kraft geraubt. In sein knittriges Antlitz trat ein Ausdruck solcher Unsicherheit, dass Shaper unwillkürlich zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinaufeilte, während sich auf seinen Lippen bereits unvertraute Worte des Trostes bildeten.
    Schon gut, alter Freund. Mir geht’s genauso. Würde glatt den eigenen Kopf vergessen, wenn er nicht angewachsen wäre.
    »Sie gefeuert?«, murmelte Glass und kam damit Shapers Mitgefühlsbekundung zuvor. Dann hellten sich die Züge des alten Mannes unvermittelt auf, und er lächelte. »Ja, richtig. Jetzt erinnere ich mich. Und es ist gut so – hab sie nie gemocht.«
    Damit tapste er in sein Zimmer und schwang die Tür hinter sich zu.
    Sandra verharrte noch einen Augenblick, hin- und hergerissen zwischen Besorgnis und Unentschlossenheit, dann folgte sie ihm mit einem eindringlichen Blick zu Shaper. »Ich muss nur … Manchmal braucht er Hilfe.«
    Die zwei Männer warteten betreten draußen und lauschten durch die Tür Sandras gedämpfter Stimme im selben süßen Tonfall, den sie bei Freddie benutzte.
    Es

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