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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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doch tatsächlich rot an.
    »Alles bestens«, brummte er. »Ich … ich leg mich selbst mal eben aufs Ohr. Bin völlig geschlaucht.«
    Damit stapfte er davon und murmelte bei jedem Schritt vor sich hin.
    Sandra sah ihm nach. »Geht es ihm gut?«
    »Hervorragend. Was ist mit ihrem Pa?«
    »Oh, der ist müde.« Sie senkte den Kopf und setzte eine nüchterne Miene auf. »Wenn Sie die Frage gestatten, Mr. Shaper, haben Sie Fortschritte erzielt? All die Sorgen zehren an ihm.«
    Insgeheim vermutete Shaper, dass all das Rumlaufen im Keller auch wenig hilfreich gewesen war. Die Erinnerung an jeneerstickenden Gänge stieß in seinem Verstand eine Reihe von Dominosteinen an – die Dunkelheit, der Stuhl, die Fesselungsvorrichtungen, der Fingernagel. Ehe er sich versah, fühlte er sich in das knisternde Rauschen jener letzten Wahnvorstellung zurückversetzt, und er erblickte die sich windende, sitzende Gestalt auf dem unheimlichen Thron vor sich, wild zappelnd, in dem Versuch, sich zu befreien.
    »Fortschritte?«, murmelte er und strich mit einem Finger unbewusst über den Pillenordner. »Oh ja.«
    Die zuckende Gestalt erhielt Gesichtszüge: Scharf geschnittene Wangen und tief in den Höhlen liegende Augen tauchten aus dem verschwommenen Rauschen auf.
    »Sagen Sie, Sandra«, setzte er an und schüttelte die Vision ab. »Ist Karl Devon je hierhergekommen? In den alten Tagen, meine ich.«
    »Karl?«
    Ihre Reaktion hätte Bände gesprochen, selbst wenn Shapers Sinne nicht außer Rand und Band gewesen wären. Ihre Züge fielen zusammen und konnten sich nur mit Müh und Not bei Unbehagen einpendeln, das eine tiefe, darunter brodelnde Abscheu überdeckte. Sie hätte nicht angewiderter wirken können, wenn sich Shaper in die Hand geschissen und sie ihr entgegengestreckt hätte. Er konnte beinah sehen, wie ihr Gehirn in die Straße nüchterner, unpersönlicher Unnahbarkeit einbog.
    »Manchmal, glaube ich«, antwortete sie tonlos. »Ein-, zweimal vielleicht.«
    Für einen Augenblick bekam der Schutzschild Risse und ließ ein flüchtiges Schaudern hindurch, bevor er sich wieder festigte. »Warum fragen Sie nach ihm?«
    »Oh, nur so ein Gedanke. Sie beide müssen etwa im selben Alter sein …«
    »Er ist ein Jahr älter.« Statisch, emotionslos, kalt.
    »Verstehe. Und Sie sind, äh … wenn Sie die Frage gestatten …«
    »Dreißig.« Beinah lächelte sie, erweicht von seiner Verlegenheit, und er hüstelte in die Faust, als er die Entscheidung traf, weiter nachzubohren.
    »Haben Sie zwei es je getrieben?«, platzte es aus ihm heraus.
    Schlagartig herrschte Eiseskälte.
    Hastig ruderte er zurück und fuchtelte mit den Händen. »Ich meine, ihre Leute waren unten im Wintergarten, haben sich zugedröhnt und Orgien gefeiert … Haben Sie zwei sich da nie … die Zeit zusammen vertrieben? So was in der Art?«
    »Ich habe ihn gehasst«, zischte Sandra.
    »Und umgekehrt?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Vielleicht schon.«
    Shaper beobachtete, wie ihre Kiefer mahlten, bevor sie seufzend einen tiefen Widerwillen überwand.
    »Karl hat jeden gehasst. Aber da Sie schon fragen – ja. Gegen mich hatte er besonders viel.«
    »Warum?«
    »Eifersucht. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich zu der Zeit mit Fossey ging. Das ist Karl sauer aufgestoßen.«
    Ah ja, der mysteriöse Mr. Foster.
    »Okay, Sie sind also mit Fossey zusammen. Karl ist stinksauer darüber. Ich wette, Ihr Dad war auch nicht allzu erfreut, oder?« Shaper dachte an die untypische Verärgerung des alten Mannes auf der Treppe zurück. »Immerhin hat sein Prinzesschen mit einem Drogenhändler rumgemacht. Und vor allem hätte es stattdessen ja Karl gegeben. Ein netter Junge, nicht wahr? Hat Ihr Vater sogar vor Gericht ausgesagt. Das hätte viel besser gepasst …«
    Er ließ die Äußerung ohne weiteren Kommentar in der Luft hängen, ein Haken mit einem Dutzend willkürlicher Würmer als Köder, eine optimistische Falle.
    Sandra schnaubte nur höhnisch. »Zum einen war ich nie irgendjemandes Prinzesschen , schon gar nicht das meines Vaters. Und zum anderen hat er meine Beziehungen nicht missbilligt, ganz gleich, mit wem, denn ich habe ihm nie davon erzählt. Alles klar?« Sie starrte Shaper finster an, als hätte sie ihn soeben im Profil ihres Schuhs entdeckt. »Ist das ein Beispiel für Ihre Ermittlungstechnik?«, spöttelte sie. »Denn ich muss schon sagen, wenn Sie nur mit albernen Szenarien um sich werfen, bis zufällig irgendeines zutrifft, dann bezahlt Ihnen mein Vater

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