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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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zerstörerischen Ansatz verfolgte, hing sein Erfolg davon ab, dass seine Kunden – durch die schleierhaften Kanäle, die die Leute an ihn verwiesen – davon überzeugt waren, dass er noch wusste, wie es ging.
    Ein Ruf, damit hatte er sich widerwillig abgefunden, haftete einem wesentlich hartnäckiger an als eine Karriere.
    Ein weiterer beunruhigender Gedanke ließ ihn das Gewicht auf dem Sitz verlagern. »Das … hat doch nichts mit ihnen zu tun, oder? Mit den Corams, meine ich.«
    »Gar nichts.«
    »Denn ich … hab mit alldem wirklich nichts mehr zu schaffen.«
    Und ich kehre auch nicht mehr dorthin zurück. Nicht zu denen .
    Nicht zu diesem barbarischen Abklatsch einer Familie. Nicht zu Maude, ihren Kindern und dem durchdringenden Gestank von Verrat, der sie wie eine atomare Wolke umgab.
    Nie wieder.
    Gott, ich vermisse sie   …
    »Es hat nichts mit ihnen zu tun«, beteuerte Tova.
    »Gut.« Mit einem professionellen kurzen Naserümpfen lenkte er den Van in die Ladbroke Grove und geriet hinter einen Bus. Auf einem Werbeplakat am Heckfenster stand: »Überraschung!« Darunter befand sich eine Zeichentrickschildkröte, die einem verdutzt wirkenden Hasen davonlief, ein Röhrchen Energietabletten in einer Klaue. Instinktiv tauchte Shapers Hand in seine Tasche, um über den Reißverschluss des Medikamentenordners zu streichen …
    Der natürlich nicht da war. Den er blindlings durch seine Wohnung gepfeffert hatte. Keine große Sache. Nur keine Panik. Sind bloß ein paar Stunden. Dann geht’s zurück zur Entgiftung.
    »Wohin fahren wir, Tova?«
    »Hab ich Ihnen schon gesagt. Holland P…«
    »Das hab ich nicht gemeint.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mein Patient hat mich angerufen. Um zehn Uhr vormittags. Ich stand noch unter der Dusche – für ihn ist das sehr früh.«
    Shaper versuchte, sich nicht vorzustellen, wie sie unter der Dusche aussehen mochte. Und tat es unweigerlich doch.
    »Er klang sehr aufgeregt. Wollte mit jemandem reden, der … Dinge herausfindet, verstehen Sie? Ich habe Sie vorgeschlagen. Er ist sehr wohlhabend – und will nur reden.«
    »Ein ›Patient‹?«, wiederholte Shaper. Dann zog er ein Grinsen auf, als es ihm dämmerte. »Sie meinen … Sie sind die unanständige Krankenpflegerin?«
    Tova warf ihm einen Blick unzweideutiger Unverbindlichkeit zu. »Nein. Ich meine eine richtige Krankenpflegerin.« Mit einem Ruck zog sie ihre Jacke beiseite. Darunter kam das Weiß und Blau einer Pflegeruniform zum Vorschein.
    »Oh.« Er hüstelte in eine Faust. »Entschuldigung.«
    Danach fuhren sie schweigend weiter.
    Es kostete vier Pfund zwanzig, den Wagen für die Mindestdauer auf einem Platz mit Parkuhr einen halben Kilometer von ihrem Ziel entfernt abzustellen, und das atmosphärische Knistern von Wohlstand verringerte sich auch danach nicht. Tova führte Shaper eine von Allradfahrzeugen und Potenzersatzautos gesäumte Allee entlang und dann die Stufen der weißen Marmorterrasse einer Villa hinauf, die vermutlich durch ein Wurmloch aus dem alten Rom hergebeamt worden war. Irritiert fiel ihm auf, dass trotz der Fülle ordentlich gestutzter Bäume weit und breit kein einziger Vogel zwitscherte.
    Ich hasse, hasse, hasse diese Viecher .
    Tova verschaffte sich mit ihrer persönlichen Schlüsselkarte Zugang. Shaper hatte halb mit Netzhauterkennung oder einem bewaffneten Pförtner gerechnet. Anschließend erklomm sie einerotbraune Treppe zu einer geschnitzten Eichentür. Ein weiterer Schlüssel.
    Shaper ballte in den Jackentaschen unablässig die Hände zu Fäusten, während sie die Tür öffnete. In seinem Hinterkopf bahnte sich eine unerklärliche Paranoia an. Er versuchte, sich auf die Fülle kostspieliger Einrichtung statt auf den eigenen, verschwitzten Zustand zu konzentrieren, und ihm wurde klar, dass er, da London nun mal London ist, im Umkreis von zwei Straßen drei Crackhöhlen in verfallenden Gemeindebauten kannte. Betrachtete man die zusammengepferchten Klassenunterschiede der Stadt aus ausreichender Entfernung, verschmolzen sie zu einer einzigen, verschwommenen Mittelklasse.
    Aus der Ferne betrachtet blieb gewaltiger Reichtum fast unsichtbar.
    Von innen betrachtet hingegen entpuppte er sich als mahagonigetäfelter, ausschweifend luxuriöser und düsterer Palast – weit düsterer, als er hätte sein sollen. Dunkle Läufer reihten sich makellos in Parkettgängen aneinander, und kastanienbraune Fensterläden erstickten das Licht.
    Zu still .
    Tova hantierte in einem Schrank gleich

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