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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Gebaren erinnerte ihn an Mrs. Swansons Mädchen: bar jeglicher albernen Erwartungen hinsichtlich der romantischen Bedeutung von Sex oder Sexualität. Als sie den Kreisverkehr am Swiss Cottage passierten, ließ der Gedanke an Professionelle irgendwo in den trüberen Gefilden seines Gedächtnisses eine Glocke läuten.
    »Jetzt hab ich’s«, sagte er. » Tova, die Walkürenjungfrau . Auf Ihrer Telefonsexwerbung war dieser spitze Helm mit allem Drum und Dran. Schwedin, richtig? Sie sind 2002 hierhergekommen.«
    Sie starrte aus dem Fenster und ließ keine Regung angesichts des Ausflugs ins Reich der Erinnerungen erkennen. »2003.«
    »Sie waren eine der Ersten, oder? Bei den Corams, meine ich. Sie hatten die Agentur gerade erst gegründet … ›EsCort Flagranti‹, um Himmels willen. Billiger ging’s kaum, trotzdem ein einträgliches kleines Geschäft.«
    »Einträgliches kleines Geschäft«, wiederholte Tova. Leise. Kalt.
    Shaper kniff die Augen zusammen und versuchte, sich zu erinnern. Der fragliche Zeitraum lag in einem verschwommenen Bereich seines Gedächtnisses, der kurz nach seinen Tagen in der Schule begann und bei der Katastrophe endete, die alles davor verschorft hatte. Die Vergangenheit dort blieb – mit etwas Geduld und einer Menge Interpretation – für ihn sichtbar, aber die Drogen hatten zum Glück jedes Gefühl einer persönlichen Verbindung zu ihr gekappt und alles in Bernstein versiegelt. Wenn er nun darauf zurückblickte, war es eher so, als betrachte er es aus den Augenwinkeln oder als blättere er die schäbige Biografie eines anderen durch. Und für jede Erinnerung, die es wert war, sie wiederaufleben zu lassen, gab es ein Dutzend, das vor Gewalt und Gehässigkeit strotzte und sicher unter Jahren eines chemischen Winters erstarrt lag.
    Mittlerweile grub er nicht mehr allzu tief.
    Ein Gedanke bahnte sich den Weg aus dem Eis hervor.
    »Haben wir je … äh …« Er machte mit der Hand eine eindeutige Geste.
    Ungerührt schüttelte sie den Kopf. »Sie waren mit Anna zusammen.«
    Nun war es Shaper, der kalt erstarrte. Er konzentrierte sich mit einem gezwungenen Lächeln aufs Fahren. »Ah«, brummte er. Fast ohne Beben in der Stimme.
    Allein der Name jagte eiskalte Nägel durch seine Schultern und verursachte ein Pochen im Bereich hinter den Ohren. Er biss sich auf die Innenseiten der Wangen und dachte an alles Mögliche, nur nicht an sie. Wie auf ein Stichwort begann eine seiner Hände zu zittern.
    Fünf Minuten verstrichen in Stille. Belsize Road, Kilburn, Queen’s Park. Eine Schar von Gestalten in Neonjacken stand am abgesperrten Eingang zum Kinderspielplatz. Ein Einsatzwagenrollte daneben an den Straßenrand – einer der schwarz lackierten Sorte.
    Wieder mal eine Messerstecherei, vermutete Shaper. Jugendliche, die auf andere Jugendliche losgingen.
    Dem unschönen Gedanken folgte ein für Londoner Verhältnisse typisches inneres Schulterzucken, begleitet von einer perversen Erleichterung über die geistige Ablenkung. Vielleicht hatte er sich das Zittern doch nur eingebildet. Im Augenblick konnte er es jedenfalls nicht mehr fühlen.
    »Von hier nach Süden«, meldete sich Tova zu Wort, als sie Kensal Rise erreichten. »Holland Park.«
    »Piekfein.«
    »Er ist reich. Mein Kunde.«
    Ah .
    »Also sind Sie immer noch … na ja, Sie wissen schon …« Wieder die eindeutige Geste. »Für die Corams?«
    »Ich arbeite nicht mehr für sie. Bin ausgestiegen.«
    »Sehr klug, sehr klug.« Er räusperte sich. »Ich selbst hab etwas Ähnliches gem…«
    »Hab ich gehört.«
    Der Weg, der Shaper in dieses ausgesprochen schwierig zu definierende Nischendasein geführt hatte, war selten durch die strahlendsterilen Gefilde der »Legalität« verlaufen. Schon mit sechzehn hatte er sich ohne Gewissensbisse, wenngleich damals noch dilettantisch, der Fragwürdigkeit zugewandt – ein patziger kleiner East-Ender mit gebrochener Nase, der die Kinder feiner Pinkel verprügelte, um die Schule zu überleben, auf die er nach dem Tod seines Vaters geschickt worden war. In den Jahren seither hatte er mehr als kaum ein anderer von den geheimen blauen Flecken unter Londons für Touristen schöngepinselter Haut gesehen – vorwiegend im Dienst der besagten Familie Coram, die einst auch Tovas Gehalt bezahlt hatte. Mittlerweile verbrachte er einen beträchtlichen Teil seiner Zeit mit dem Versuch, all die blauen Flecken zu vergessen, die er selbst verursacht hatte. Undobwohl er heute einen entgegengesetzten und weniger

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