Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)
die Stufen hinunter.
»Hallo Kumpel«, sagte Vicar mit geschundener Nase und blutigen Zähnen. »Schön, dass du dich uns anschließt.«
Und er grinste.
Benommen mühte sich Shaper auf die Beine. Er stand zu sehr unter Strom, um sich auf Schäden zu untersuchen, und nahm nur ein wirres Chaos von stärkeren und schwächeren Schmerzsignalen wahr. Zu viele, um zu unterscheiden, was davon ernst sein mochte und was nur auf sein Leiden zurückging. Er richtete einen finsteren Blick auf Vicar.
»Ich hab mich geirrt«, versuchte er es keuchend. »Falscher Name, falscher Typ.« Shaper zeigte auf Karl. »Er ist es nicht.«
Vicar lächelte nur.
»Lass ihn gehen, ja? Er ist es nicht, Max. Er weiß nichts. Ich mein’s ernst.«
Vicars Augenbrauen spielten Bestürzung. »Du meinst es ernst? Meine Güte .« Er wischte sich Blut und Speichel von den Lippen.Ohne nach unten zu sehen, stupste er Karl mit einem Fuß. »Karli-Boy? Mr. Shaper sagt, ich hab den Falschen.«
Karl stöhnte.
» Er sagt, du weißt gar nichts darüber.«
Obwohl sich Shaper einige Stufen unterhalb von Karls Kopf befand und das ausgestreckt am Boden liegende Opfer nur teilweise sehen konnte, bemerkte er, wie feucht Karls Augen waren. Tränen kreuzten die Schnitte auf seinen Wangen, und eine bösartige Aura verdichtete sich wieder um ihn …
Warum zum Teufel lächelt er immer noch?
»Also warum wiederholst du nicht, was du zu mir gesagt hast, als ich hier eingetroffen bin, Karl? Warum machst du das nicht?«
Trotz allem, obwohl er kaum Kontrolle über seinen Körper hatte, stieg Shaper, erfasst von einer Neugier, die seine Angst deutlich überwog, zurück hinauf zum Treppenabsatz.
Karl, der zu seinen Füßen lag, glich einem zischenden Sandsack.
»Ich habe Tommy Boyle getötet«, sagte er. »Und Sam Coram. Das war alles ich.«
Shapers Hirn gab nach. All seine Gewissheiten brachen zusammen, all seine Überzeugungen wankten, kippten, zerbarsten.
Aber das ist nicht möglich.
Wieso um alles in der Welt tust du d…
Jäh schloss sich eine Krabbenschere um seine Hand, und hinter dem Dunst der Bestürzung – Vicar! – versuchte Shaper, sich zu wehren, holte zu einem matten Schlag aus. Der bewirkte kaum mehr, als an dem schlangenartigen Grinsen zu kratzen, und bevor er die letzten Reste seiner Energie wachrütteln konnte, tauchte sein alter Freund, die Machete, in Vicars Hand auf. Aller Kampfgeist entwich aus Shaper. Die Krankheit schrak einen Deut zurück, und die gesamte Welt wirkte trüber, weicher, weniger real.
Mit Resignation ging eine kranke Freude einher, das wusste er.
»Guter Mann«, meinte Vicar. Und kicherte.
Und schwang die Machete auf Shapers Gesicht.
Shaper erfuhr einen explosionsartigen Moment des Grauens bei der eigenartigen Vorstellung, dass sein Kopf gespalten wurde, doch kaum hatte die Angst eingesetzt, wogten Schatten wie eine blutige Welle herbei und verschluckten sie.
Er versank samt und sämtlich in Teer.
Kapitel 31
Shaper erwachte und wünschte, er hätte es nicht getan. Schon wieder.
Irgendwo klingelte ein Telefon.
Er brauchte einige Zeit, um zu erkennen, dass er sich in dem Wandschrank befand. Er schwitzte und hatte nur das Zischen des Boilers als Gesellschaft. Durch den Spalt zwischen den Türen drang Licht so dünn wie ein Laserstrahl herein, begleitet vom fernen Stöhnen Karl Devons.
Er brauchte noch länger, um zu begreifen, dass sein Kopf noch in einem Stück war.
Der Griff. Der Dreckskerl hat mich mit dem Machetengriff getroffen.
Das Telefon, stellte er fest, war sein eigenes – kein Klingelton, sondern ein Alarm, der in ebenso gnadenlos fröhlichem wie gleichmäßigem Takt abging. Seinen Kopfschmerzen war das Geräusch alles andere als zuträglich.
Er hatte überall Schmerzen. Seine Handgelenke waren hinter seinem Rücken gefesselt, durch seine Finger pulsierte ein stumpfes Prickeln. Und als er den Mund öffnete, um zu schreien, protestierten seine Kiefer: Zwischen den Lippen steckte ein trockener Klotz.
Geknebelt .
Sein Unterarm ziepte bei jeder Bewegung – die Haut spannte sich straff und fühlte sich zugleich klebrig und pulvrig vor trocknendem Blut an. Neben dem Pochen der blauen Flecken auf seinem Rücken und seinen Schultern spürte er einen grellen Schmerz, dort wo der Griff der Machete gegen seine linke Wange gekracht war. Doch rings um das alles, weit schlimmer als die pulsierenden Wehwehchen, toste der Sturm in seinem Schädel.
Alles bröckelte auseinander. Das Gewicht seiner
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