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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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zurückwich und das Sägen aufhörte und … und …
    Und jemand soll mir irgendwelche verfickten DROGEN geben!
    Aber er konnte sich nicht rühren.
    Und die Welt wurde verrückt.
    Eine Stille hielt Einzug, eine so vollkommene Leere, dass Shaper nicht einmal mehr die eigene Atmung wahrnehmen konnte, und ihn erfasste die irre Vorstellung, dass er Antilärm hörte, so dichte Geräusche, dass sie ihre gleichwertigen und entgegengesetzten Schwingungen aufhoben.
    Du Junkie. Du durchgeknalltes Wrack von einem beschissenen Junkie.
    Dann flackerte Kerzenlicht durch den Spalt.
    Eine Stufe knarrte unter jemandes Fuß, und wie Öl glitt etwas Schwarzes in Shapers schmalen Sichtschlitz.
    Eine Stimme – die von Vicar, so glaubte er. Sie schien von der Fremdartigkeit der Angst ebenso gedämpft wie von der Angst selbst und zischte: »W-wer zum Teufel bist du denn?«
    Und etwas Blau-Gold-Weißes mit einem Hauch von flüssigem Rot, wo sich der Mund befinden sollte, beugte sich nach unten, langsam wie Rauch und anmutig wie Dampf, und sagte: »Pst!«
    Fossey .
    Der Gedanke kroch wie Schimmel über Shaper, verwüstete und blähte jede Zelle seiner Psyche. Er ist gekommen   … Warum hierher? Warum jetzt?
    Etwas Silbriges blitzte auf. Eine Latexhand tauchte in seinem eingeschränkten Sichtfeld auf und tastete an den Schranktüren. Vicars Hand zog matt an der Machete, bevor sie kraftlos den Halt verlor und abglitt, begleitet von einem Chor feuchter Laute und einem erschrockenen Gurgeln.
    »Du bist gekommen …« Karls Stimme, unmöglich kräftig, geflutet von Freude und ja, Shaper konnte es beinah fühlen, von Lust . »Oh! Du bist meinetwegen gekommen!«
    »Ja«, flüsterte die Bestie.
    »Ich wusste es. Ich habe gewartet. Ich habe … habe versucht, zu helfen . Die Leiche … die Leiche in d-deiner … Ich hab sie verbrannt, Foss! Ich hab die dazu gebracht, sie für dich zu halten! Ich habe geholfen!«
    »Ja.«
    Die Stimme kroch in Shapers Knochen, ein Gebilde aus Seufzen, Spinnweben, aneinanderschabenden Grabsteinen und scharfen Messern auf Stahl. Eine Schlangenstimme. Fosssss .
    Irgendwo stöhnte Vicar, ein durch Flüssigkeit gedämpfter Laut. Shaper mühte sich ein letztes Mal nach vorn, schaukelnd wie ein Schiff auf einem gequälten Ozean, und presste die Augen an den Schlitz.
    Vicar kauerte auf den Knien. Eine rote Fontäne schoss unter seinem Kinn hervor, ein kupferner Glanz befleckte seine Zähne. Seine Augen rollten in den Höhlen, sein Mund stand klaffend offen, doch der Körper weigerte sich, zu akzeptieren, dass er bereits tot war. Hinter ihm – hinter jener röchelnden, zusammenbrechenden Gestalt, die wenigstens ein Mindestmaß an Sinn ergab – stieß Shapers Sicht allein auf blankes Chaos: Blut, Pein, Schweiß, ein schlaffes Opfer, ein verwüstetes Bein, eine flackernde Flamme auf einer wächsernen Faust, ein Handschuh, der zärtlich, liebevoll über eine verschwitzte Stirn strich.
    Und etwas Schwarzes. Ein Teufel, der in Blau und Gold und Rot höhnisch grinste.
    »Ich liebe dich«, stieß Karl keuchend hervor. »Ich liebe dich, und du bist meinetwegen gekommen.«
    Der Killer bückte sich tiefer. Shaper verzog das Gesicht angesichts des Sturms, der sich hinter seinen Pupillen zusammenbraute. Das volle Gewicht des sich anbahnenden Zusammenbruchs vibrierte durch ihn hindurch, versetzte seinem Körper Stromstöße fauliger, betäubender Wahnvorstellungen, und er wand heftig die Handgelenke in ihren Fesseln, um durch den Schmerz seine Sinne zu reinigen.
    »Nicht deinetwegen, Karl …«, hauchte die Stimme. »Tut mir leid. Nicht deinetwegen.« Ein schwarzer Finger streckte sich und zeigte geradewegs nach unten. »Nur wegen deiner Augen. Deiner besonderen Augen.«
    Der Sturm verdichtete sich, kam näher, und wie ein Schwimmer vor einem Tsunami raste Shapers Gehirn durch grausame, kabbelige Wellen.
    Seine Augen? Aber   …
    Und dann erinnerte er sich. Er sah Karl vor sich, der in der Kneipe auf ihn gewartet und seine Absichten schon vor ihrer Begegnung geahnt, seinen Namen bereits gekannt hatte. »Sie sind ’ne Spürnase, oder?« , hatte der Mann gesagt. »Ein Schnüffler   …« Er erinnerte sich an die schwarze, auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit durch den Spalt im Vorhang und an Karls giftigen Blick im Verhörraum – ein bösartiges Zwinkern durch einen blickdichten Spiegel. Und er erinnerte sich daran, wie Mary eine Panik im Gerichtssaal vor fünfzehn Jahren beschrieben hatte. »Er fing an, zu behaupten, Karl

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