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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Brief? Den an deine Mutter, geschrieben von Alice Colquhoun, der Kontoführerin. In dem es darum ging, Stillschweigen über die Behandlung zu bewahren.«
    »J-ja.«
    »Da stand drin, dass in dem Fonds genügend Geld sei, um die Versuchsperson sechs bis acht Jahre von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Richtig?«
    »Und? Was hat das mit …«
    »Fossey wurde unmittelbar nach Tommy Boyles Verschwinden weggesperrt – das war vor fünfzehn Jahren. Aber er wurde erst vor drei Jahren entlassen.«
    Sie sah ihn nur groß an. Er musste an sich halten, um sie nicht zu schütteln.
    »Also war er insgesamt zwölf Jahre drinnen. Das bedeutet, dass jemand das Konto aufgefüllt haben muss.«
    Seine Gedanken schwenkten jäh zurück zu dem Brief, der sich versteckt hinter der letzten Seite von Mrs. Devons bizarrem Tagebuch befand.
    Nach diesem Zeitraum fällt es in Meister Gs Ermessen, weitere Gelder bereitzustellen, bis er die Gefahren als hinlänglich gemildert ansieht   …
    »Ich dachte immer noch, Karl sei der Mörder, als ich es gelesen habe«, erinnerte er sich. »Ich weiß noch, dass mir schon damals durch den Kopf ging, dass die Zahlen nicht stimmen. Denn … Karl hatte gesagt, er wurde erst unlängst wegen örtlicher Unruhen im Ausland entlassen – irgendetwas Militärisches, meinte er. Als wäre immer noch aktiv aus dem Fonds bezahlt worden. Deshalb ging ich davon aus, dass Glass ihn aufgestockt haben musste, bevor sein Gedächtnisverlust kam, oder dass irgendjemand irgendwo Blödsinn verzapft hatte … oder irgendetwas in der Art. Aber das Geld hatte gar nichts mit Karl zu tun, oder? Es war dazu gedacht, Fossey im Irrenhaus festzuhalten. Und das bedeutet, dass jemand entschieden hat, wann genau Fossey freigelassen werden sollte, und zwar vor drei Jahren.«
    Verständnis ließ Marys Züge wie ein gesprengtes Gebäude in sich zusammenfallen. »Und … und wenn Glass sich nicht selbst um seine Finanzen gekümmert hat …«
    Shaper zog die Augenbrauen hoch und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu. Seiner Wahrnehmung nach versuchte derDietrich fortwährend, sich zu verwandeln, und nahm abwechselnd den vagen Anschein pulsierender Raupen, blutiger Organe oder glitschiger Sexspielzeuge an. Er hörte auf, seinen Augen zu trauen, und lauschte stattdessen seinen Muskeln, die den Dietrich qualvoll behutsam schoben, zogen und wackelten.
    »Und das war nicht das Einzige, wofür Glass’ Geld benutzt wurde«, murmelte er.
    »Was meinst du damit?«
    Eine Leiche, die schlaff und nass in einem Van hängt.
    Der Hals und die Handgelenke feucht und aufgerissen.
    Eine Tasche   – und ihr Inhalt   – weggefetzt.
    Ein Abfindungspaket.
    »Nichts«, sagte er.
    Ein weiterer Schrei drang hinter der Tür hervor, begleitet von einem neuen röchelnden Schluchzen, und Mary schien drauf und dran, frustriert mit den Füßen zu stampfen. Dann ereilte sie ein Gedanke, und sie drängte sich zurück in Shapers Blickfeld.
    »Sandra hat gesagt, Fossey hätte sie verprügelt«, meinte sie. »Er hätte versucht, sie zu vergewaltigen. Warum also hat sie ihn überhaupt rausgelassen? Warum hat sie nicht einfach weiter in den Fonds einbezahlt? Und ihn drinnen verrotten lassen?«
    »Vielleicht ist es gar nie passiert.« Shaper zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat Sandra gelogen. Wäre nicht das erste Mal.«
    Das Fenster , dachte er. Von wegen, linke Seite .
    »Also wollte sie, dass Fossey … dass er …« Mary schwenkte eine Hand. »Dass er tut, was er getan hat?«
    Die Morde .
    Shaper hielt inne. Das grausige Kügelchen seines Verständnisses wuchs weiter, wurde Schicht für Schicht wie eine wachsende Perle ergänzt und behinderte seine Konzentration. Fosseys traurige Stimme sickerte wie Sirup durch seine Erinnerung.
    »In Wirklichkeit habe ich niemanden getötet« , sagte die Stimme. »Ich hab bloß versucht zu helfen.«
    Er dachte zurück an den Toten in der Hafengegend, den Künstler mit dem albernen Namen und dem aufgeschlitzten Hals. Dabei fiel ihm ein, wie er mit noch von der Hetzjagd pochendem Herzen darüber gerätselt hatte, wie der Mörder schneller als er zurückkommen konnte, um die Aufgabe zu Ende zu bringen …
    Er erinnerte sich an den armen, übel zugerichteten Karl, der voller Qualen auf dem Boden lag, während Max Vicar auf ihn blutete und der Mann, den er geliebt hatte – Fossey –, eine flackernde Kerze hielt, zur Treppe schaute und flüsterte: »Es liegt nicht an mir   …« Und das tat es auch nicht, begriff

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