Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)
Radio.«
Shaper warf einen Blick zu Mary. Sie wirkte durch die Neuigkeit weder mehr noch weniger betroffen als zuvor.
Im Bereitschaftsmodus .
Er seufzte. »Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass Fossey der Letzte war, der Tommy Boyle lebendig gesehen hat.« Er streckte die Handflächen vor. »Damit ist meine Aufgabe erledigt, oder?«
Dave schürzte die Lippen, zeigte sich unwillkürlich beeindruckt. Was bei Phyll, wie immer, schwieriger zu erreichen war.
»Was ist mit Dad? «, fragte sie und beugte sich unangenehm nah zu ihm.
Shaper schloss die Augen, zu erschöpft, um sich bedrohen zu lassen. »Ich hab nicht den blassesten Schimmer. Vielleicht hat Fossey auch ihn um die Ecke gebracht. Vielleicht hatte er auch nichts damit zu tun.« Mühsam richtete er sich auf. »Ihr habt mich ersucht, herauszufinden, was aus Tommy Boyle geworden ist. Das habe ich getan. Und damit bin ich raus.«
Er ergriff Marys kalte, regungslose Hand, entfernte sich einen Schritt vom Auto und hoffte, sie würde ihm folgen. Stattdessen stellten sich ihm die beiden Handlanger wie gegelte Felsblöcke in den Weg, und Phyllis stapfte mit dem Fuß in einer Pfütze auf.
»Das reicht nicht!«, fauchte sie. »Ich will wissen, was der tote Pisser da über meinen Dad gewusst hat, Shaper, und du …«
»Darf ich vorschlagen, ihn einfach zu fragen?«
Alle erstarrten. Köpfe wirbelten zu Mary herum, erschrocken von ihrem leisen Einwand. Sie hielt den Blicken unverwandtstand, und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Shaper, sie würde ihre Darbietung als Hellseherin vom Stapel lassen – ein Verhör aus dem Grab.
Stattdessen verdrehte sie die Augen und nickte ruhig in Richtung des Körpers.
Der stöhnte.
»Er lebt noch, ihr Trottel.«
Zusammen gingen sie Händchen haltend zurück zum Haus und drehten sich nicht einmal um, als der Mercedes in die Nacht davonbrauste. Dave hatte darauf bestanden, dass die Handlanger den Mörder in Jacken wickeln sollten, bevor er in den Kofferraum geladen wurde – »Denkt doch an die verdammten Bezüge! « –, und Shaper hatte mit Mary während des grausigen Vorgangs das Weite gesucht.
»Wir melden uns«, hatte ihm ein Zwilling nachgerufen, Shaper war nicht sicher, welcher.
Der Regen hörte auf, als sie sich der Villa näherten. Er konnte nicht so tun, als bestünde kein merkwürdiges Geflecht von Unbehaglichkeit zwischen ihnen, und der Geist Marys früherer Anschuldigungen – der Peilsender, der Verdacht, der Moment, in dem sie gedacht hatte, er hielte sie für die Mörderin – schwebte noch über ihnen. Auf abstrakte Weise spürte Shaper, dass damit versehentlich eine tiefere Trennlinie bloßgelegt worden war – die Unmöglichkeit von Vertrauen zwischen Lügnern –, doch im anhaltenden Griff der Krankheit gestaltete es sich wesentlich einfacher, das Unangenehme zu ignorieren und sich auf das Positive zu konzentrieren.
Der Killer war gefasst. Eine wunderschöne Frau hielt seine Hand.
George Glass war in Sicherheit.
Wie ein Junkie kurz vor dem Schuss trat er durch die Hintertür ein und wappnete sich dafür, sich in den Keller hinunterzuschleppen, um sich in der heilenden Gegenwart des alten Mannes zu sonnen. Einer von Vinces Klapperalarmen sprach an, als sie hineingingen – eine Reihe von Töpfen und Pfannen, die gegen die Tür lärmten –, und Shaper rief vorbeugend: »Keine Panik! Wir sind’s nur!«
Es kam ohnehin niemand angerannt, und selbst das konnte in seinem erschöpften Schädel keine Besorgnis wachrütteln.
Es ist vorbei.
Es ist verdammt noch mal vorbei.
Mary hielt ihn am Kopf der Treppe zurück, kramte in ihrer Handtasche und holte mit einem scheuen Gesichtsausdruck Glass’ ledergebundenes Notizbuch hervor.
Fast, so wagte er zu glauben, ein Lächeln.
Sie blätterte durch die Seiten und entfernte daraus einen länglichen Papierbogen.
»Für dich«, sagte sie. »Darauf sollte ich für ihn aufpassen. Ich sollte es dir geben, sobald alles erledigt wäre.«
Es handelte sich um einen Scheck. »Fünfzehntausend Pfund« besagten die in blauer Tinte gut leserlich geschriebenen Worte neben einer weit geschwungenen Unterschrift. Shaper starrte lange darauf und knallte im Geiste die Hacken zusammen. »Warum wollte er ihn mir nicht selbst geben?«, fragte er schließlich.
»Für den Fall, dass etwas passiert wäre, vermute ich.«
»Aber dann hätte ich ihn nicht verdient.«
Mary lächelte milde. »Ich nehme an, er wollte dich so oder so belohnen, Dan.« Sie drückte seine Hand.
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