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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Versuch, zu dem alten Mann zu gelangen, gedankenlos vorwärts.
    Er lebt noch .
    Sandras Messer schwenkte instinktiv in Richtung der Bewegung, und Shaper packte Mary an den Schultern. Dabei bildete er sich ein, zu hören, wie sich ihr rasendes Herz dem anschwellenden Takt der Tabla anpasste.
    »Bleibt zurück«, zischte Sandra. »Oder … oder ich …«
    Sie beendete den Satz mit einem plötzlichen Japsen und wirkte mit einem Mal belustigt. Das Messer neigte sich nach hinten und ließ Shapers Blick in die Düsternis neben ihr wandern, wo eine flüchtige Bewegung den Schatten einen Hauch von Kontur verlieh.
    Es war Vince. Er saß ausgestreckt am aufsteigenden Sturz der Wand. Sein Kopf baumelte zu einer Seite, und Shaper konnte sehen, dass er weder verwundet noch tot war, nur völlig benebelt und weggetreten, hingelehnt wie eine schlaffe Puppe. Sandra setzte die Klinge unter seinem Kinn an, schaute mit bösartiger Miene auf und begegnete Shapers Blick, als wolle sie die Wirksamkeit der Drohung ausloten. Er bemühte sich bestmöglich, schulterzuckende Gleichgültigkeit auszustrahlen – Leck mich, du Miststück   …  –, aber noch bevor er den Mund öffnen konnte, um mit Verhandlungen zu beginnen, drängte sich Tal mit einem Aufschrei an ihm vorbei.
    Shaper packte auch ihn und bekam das irre Gefühl, seine Berufung bestünde darin, impulsive Freunde im Zaum zu halten. Sandra kicherte nur.
    »Was hast du mit ihm gemacht?«, kreischte Tal. »Wenn du ihn verletzt hast …«
    »Oh, es geht ihm gut – er schläft nur tief und fest.« Vielsagend – und irgendwie ungerecht rational – zog sie die Augenbrauen hoch. »Vorausgesetzt, niemand begeht irgendwelche Dummheiten.«
    »Du hast ihn auch betäubt? Das kann nicht sein!« Tals Stimme nahm einen kindlichen Klang an, als er trotzig darauf beharrte, es besser zu wissen. »Er trinkt gar keinen Kaffee!«
    Sandra ließ ein nachsichtiges Lächeln aufblitzen. »Ach nein? Dafür steht er nach dem Sex umso mehr auf Bier.«
    Tal verstummte. Shaper spürte, wie die Schultern des Jungen herabsackten, wie alle Streitlust aus ihm abfloss und die Anspannung aus seinen Muskeln wich. Sanft zog er ihn zurück. Er wollte ihm nicht ins Gesicht blicken, wollte das langsame Sterben des Herzens nicht bezeugen müssen, jenen eisigen Schimmer von Verrat, der sein eigenes Leben vor fünf Jahren so dramatisch verändert hatte. Stattdessen drängte er sich nach vorn und konzentrierte sich ausschließlich auf das, was im Augenblick zählte.
    »Sandra«, sagte er. »Sie wollen das gar nicht tun. Sie … Sie brauchen Vince nicht. Lassen Sie ihn gehen, ja? Geben Sie mir das Messer.«
    Oh, wie Hollywood-mäßig .
    Die Frau behielt bloß ihre finstere Miene bei. Die Klinge rührte sich nicht. »Kommen Sie mir nur nicht so herablassend, Mr. Shaper. Sie brauchen mir nichts auszureden. Ich bin keine verdammte Irre.«
    Und ob du das bist, Schätzchen.
    Sie musste einen Ansatz seiner Ungläubigkeit erkannt haben. »Hinter alldem steckt Methodik!«, herrschte sie ihn an und klang dabei aufrichtig beleidigt. »Das ist kein … kein psychotischer Blutrausch, Mr. Shaper. Ich habe eine Aufgabe zu Ende zu bringen und kann dabei keine Störungen gebrauchen. Betrachten Sie Ihren Freund hier als einen Teil des Notfallplans.« Sie nickte erst in Vinces Richtung, dann auf Shapers Schuhe. »Ein Schritt, und ich schlitze ihm die Kehle auf. Zwei Schritte, und der alte Mann stirbt. Und das geht an die falsche Hexe dort, die wohl glaubt, ich hätte sie vergessen.«
    Mary, die langsam zu Glass vorrücken wollte, trat mit vor Zorn funkelnder Miene hinter Shaper zurück. Tal stöhnte nur irgendwo hinter ihnen.
    »Und beim dritten Schritt …«, sagte Sandra, die Gefallen an ihrer Machtstellung entwickelte. »Tja …« Sie schaute in die Düsternis im hinteren Bereich des Raums und streckte das Kinn in die Richtung vor.
    Es war Freddie. Im flackernden Licht konnte man ihn kaum erkennen. Sein Rollbett bildete eine unscheinbare Verlängerung der Schatten. Shaper hatte den Eindruck, dass der Blick seiner rollenden Augen auf dem Fleischfetzen in der Faust seiner Mutter ruhte. Als die Gruppe sich auf Freddie konzentrierte, hatte Sandra begonnen, dem Skalp leise zuzuflüstern und sich auf den Füßen vor und zurück zu wiegen.
    »Ich bin keine verdammte Irre« , hörte Shaper sie in Gedanken erneut sagen. Er musste dem Drang widerstehen, verächtlich auszuspucken, und richtete den Blick wieder auf den Knaben.
    Nur ein

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