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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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er.
    »Was?«
    Er wirbelte zu Mary herum. »Die verdammte Unterschrift.«
    Sie warf ihm einen abwesenden Blick zu und lauschte weiter aufmerksam an der Tür. »Hä?«
    Schlag keine Wellen. Stell es nicht infrage.
    Es ist vorbei, es ist vorbei, es ist   …
    »Du hast gesehen, wie es Glass geht. Das Zittern! Ich meine, er braucht dich, um seine Erinnerungen aufzuschreiben.«
    »Und?«
    Er zückte den Scheck. »Wie also hat er das gemacht?«
    Mary schien sich zu entspannen, als sei Shapers aufkeimende Panik keines weiteren Gedanken würdig. »Ach das …« Schulterzuckend tat sie seine Bedenken ab. »Er hat mit Geld nichts am Hut. Du hast ja gesehen, wie’s um sein Gedächtnis bestellt ist – er würde vergessen, was er bezahlt hat, sobald es erledigt ist. Um Geldangelegenheiten kümmert er sich schon seit … keine Ahnung, vielleicht knapp zehn Jahren nicht mehr.«
    »Wer ist dann …«
    Plötzlich stolperte Tal, und der Baseballschläger fiel klappernd zu Boden. Instinktiv fing ihn Shaper auf. Sein Verstand rotierte wie eine Kreissäge, während er den Jungen behutsam zu Boden senkte und dabei die Thermoskanne mit Kaffee umstieß.
    Irgendwo klopfte Mary durch mehrere psychische Zwiebelschichten erneut an die Tür.
    Keine Antwort.
    »Tal?«, murmelte er. »Kumpel?«
    Der Junge gluckste nur, und in der aufsteigenden Flut von Panik und Sinnesverzerrungen stellte Shaper fest, dass sich seine Augen wie von einer unwiderstehlichen Kraft angezogen auf die Sohlen der Schuhe des Jungen hefteten.
    »Tal …«, hörte er sich sagen.
    »Hm?«
    »Tal, du hast Sägemehl an den Füßen.«
    »Und?«
    »Woher stammt es, Tal?«
    Mühsam öffnete der Junge bleischwere Lider und nickte verwirrt in Richtung der Metalltür. »Eishaus«, sagte er. »Das … das ist der kühlste Raum hier unten. Miss Glass hat gesagt, dort wäre es am besten für Freddie.«
    »Was zum Geier«, stieß Shaper hervor, »ist ein Eishaus?«
    »So was wie … wie ein Lagerraum. Miss Glass hat’s uns erklärt. Aus früheren Zeiten, verstehst du?« Der Junge stemmte sich hoch. »Im Winter hat man Eis vom See reingeschafft und in Heu gepackt. Blieb das ganze Jahr über gefroren.«
    Alice Colquhoun , erinnerte sich Shaper mit rasendem Herzen. Sägemehl und Stroh an den Laufschuhen  …
    Details ratterten durch seinen Kopf wie eine Maschinenpistole, die ihm Löcher ins Hirn pustete. Textfetzen aus Briefen vermengten sich mit Zahlen, Zeiten, einzelnen Wörtern … Eine Thermoskanne mit Kaffee flog sich überschlagend durch das brodelnde Bild; eine vage Ahnung von Bewegung schien sie anzutreiben. Sie schien nicht zum Rest zu passen und wirkte dadurch völlig verrückt.
    Lügen senkten sich auf Lügen. Verbindungen bildeten sich.
    Und mit der Wucht einer Abrissbirne wurde Shaper von Selbstverachtung erfasst – Du Arsch! Du bescheuerter Arsch! Shaper wirbelte herum, packte Mary am Kragen, knurrte ihr regelrecht ins Gesicht und schwenkte seinen Scheck wie eine Rassel.
    »Glass’ Geld! Wer verwaltet sein Geld, Mary?«
    »Was glaubst du wohl?«, stammelte sie. »Sandra natürlich.«
    Und durch die verriegelte Tür drang gedämpft und geschlechtslos ein gellender Schrei, der lange, lange Zeit andauerte.

Kapitel 38
    Aus nächster Nähe fühlte sich das Eisen kalt an. Kondenswassertropfen prangten darauf wie ein Ebenbild des salzigen Schweißes auf Shapers Kopf, und irgendwo hörte er das näselnde Leiern einer Sitar gleich einem in dem Metall verborgenen Code.
    Im Labyrinth seiner Taschen waren nur noch zwei der Foliendietriche übrig. Mittlerweile hatte er Mühe, sein Zittern zu unterdrücken, während er den ersten behutsam im Schloss hin und her schob und fühlte, wie sich die Folie an jede gezackte Kerbe anpasste. In ihm loderte eine Konzentration, die er kaum lange aufrechterhalten konnte.
    Irgendjemand brüllte ohne Rücksicht auf seine Nerven ohne Unterlass, und dass Mary unruhig auf und ab lief, lenkte ihn mindestens genauso sehr ab.
    »Was ist da drin los?«, wollte sie wissen. »Wer ist das?«
    Shaper versuchte, nicht hinzuhören – sein Gehirn arbeitete nach wie vor fieberhaft daran, den Verdacht zu erhärten. Von seinen Händen tropfte Schweiß.
    Aber Mary ließ sich nicht ignorieren: »Dan!«
    »Pass auf«, fuhr er sie unwirsch an und milderte seinen Tonfall sofort, als er Tränen in ihren Augen glänzen sah. »Denk … denk darüber nach, was Glass noch bezahlt hat, ja?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel … Erinnerst du dich an den

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