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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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»und rennt beim ersten Anzeichen von … was eigentlich los? Einer ›Entwicklung in dem Fall‹?«
    Der Polizeibeamte stellte mit theatralisch schmalen Lippen behutsam seine Tasse ab. Shaper wartete einfach. Canton gelang es nie, lange die Klappe zu halten.
    »Weil du genauso gut wie ich weißt«, stieß der Mann hervor und verschränkte die Arme vor der Brust, »dass sich niemand ein Bad einlässt und seine verfluchten Räucherstäbchen anzündet, wenn er nur Sekunden davor steht, zum Doggingplatz loszuwieseln, um den Arsch hinzuhalten.«
    »Sehr anschaulich ausgedrückt. Und? Hat die Spurensicherung etwas gefunden?«
    »Nee, nee, Kumpel« Canton wackelte gereizt mit dem Finger. »Du zuerst. Was ist für mich drin, wenn ich dir mehr erzähle?«
    »Das sind vertrauliche Klienteninformationen. Tut mir leid.«
    »Also hat dich jemand beauftragt.«
    »Was bist du doch blitzgescheit.«
    »Red endlich, du abgerissener kleiner Arsch.«
    »Weißt du, wir müssen echt an deinem Umgangston arbeiten.«
    Cantons Miene verfinsterte sich wie eine Gewitterwolke.
    »Schon gut, schon gut – Herrgott noch mal.« Shaper zeigte mit ausholender Geste durch die Wohnung. »Du weißt, womit sich Kingsley den Lebensunterhalt verdient hat, oder?«
    »Wie du gesagt hast, ein Stricher. Die örtlichen Kollegen haben ihn seit Jahren in den Akten.«
    »Ja schon, aber … Es gibt dabei Abstufungen, Kumpel. Passauf, da sind einerseits die gewöhnlichen Stricher, die ihren Arsch für dreißig Mäuse hinhalten. Dann sind da die Spezialisten – sie werden dafür bezahlt, sowohl aktiv als auch passiv zu sein, und kassieren vielleicht einen Hunderter für die Nummer. Und dann gibt’s noch solche wie Kingsley.«
    »Und?«
    »Der Kerl hat einen Riesen die Nacht verlangt, Canton. Auserlesene Klientel. Und nicht nur Kerle – er hat alles gefickt. Und wen er auch beglückt hat, diejenigen haben es genossen, wie sie noch nie zuvor etwas genossen hatten. Zumindest hatte er den Ruf. Er war so was wie ein Held. Der Beste der Besten.«
    »Und hinaus willst du damit worauf?«
    »Ich will damit auf Folgendes hinaus, mein Freund: Selbst wenn er in jener Nacht einen Job hatte und selbst wenn er losgezogen ist, ohne seine Hippiestäbchen auszumachen, wäre der letzte Ort, wo er hingegangen wäre, ein versiffter Spannerplatz unten neben den Gleisen. Er stand ein bis sieben Klassen über so etwas.« Shaper spülte seine Tasse ab. »Ich vermute, dass er dort hingeschafft wurde.«
    Canton lehnte sich zurück und verdaute die Information. »Was noch?«
    »Nichts. Es sei denn, du kannst mir sagen, ob heute Nacht auch vor einigen anderen Häusern Bullen parken …«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    Shaper kaute auf der Innenseite einer Wange, als er an Sandras leises Flehen zurückdachte. » Keine Polizei   – bitte .«
    Er gelangte zu dem Schluss, dass Canton nicht zählte. Außerdem brauchte er es Glass gegenüber ja nicht zu erwähnen.
    »Eine putzige alte Dame, die in Chelsea vom Dach gestürzt ist. Vor zwei Nächten.«
    Canton schüttelte den Kopf.
    »Oder der Raubüberfall vergangene Nacht. Im Queen’s Park.«
    Der Polizist zuckte mit den Schultern. »Ja, ich glaub, ich hab davon gehört. Und?«
    Nun war Shaper damit an der Reihe, sich theatralisch zu geben. »Oh, nichts, nichts …«
    Mit einem leisen Fluch kritzelte Canton eine Notiz.
    »Wie auch immer.« Shaper grinste. »Ich hab dir meinen gezeigt. Jetzt lass du die Hosen runter.«
    Canton bedachte ihn mit einem langen, nachdenklichen Blick und trommelte mit den Fingern gegen seine Tasse. Shaper beobachtete ihn aufmerksam und blendete eine geisterhafte Wahrnehmung prunkvollen Violetts sowie das Geräusch von Schreibmaschinen aus.
    Muss was Deftiges sein .
    »Die Spurensicherung hat hier tatsächlich etwas gefunden«, räumte der Polizeibeamte schließlich ein. »Einen Fingerabdruck. Ihrer Einschätzung nach noch frisch, gleich draußen neben der Tür. Noch dazu in Wachs.«
    »Von der Kerze oben?«
    Canton schüttelte den Kopf. »Dachte ich zuerst auch. Aber nein, ist was anderes, purer Talg – wird noch genauer untersucht. Jedenfalls ist das nicht das Seltsame daran. Sie haben den Abdruck durchs System gejagt und einen Treffer gelandet. Du weißt ja, wie beschissen selten das ist.«
    »Wer?«
    Canton lachte, als könne er es selbst kaum glauben.
    »Boyle«, antwortete er und goss den Rest seines Kaffees in das Spülbecken. »Tommy Boyle.«
    »Oh«, stieß Shaper hervor. Eine Gänsehaut breitete

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