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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Dort verweilte er, gebannt von gedankenloser Unbilligkeit, willens, aber unfähig voranzuschreiten, bis seine Kundalini durch die Berührung meiner Hände nach außen beschworen wurde, und …«
    Und so weiter.
    Rund zwanzig Personen, die Shapers Ankunft völlig ignorierten, saßen da und lauschten der monotonen Litanei. Auf den ersten Blick schien es sich um einen Haufen durch und durch gewöhnlicher Leute zu handeln, doch bei näherer Musterung fiel Shaper auf, dass es alle gewagt hatten, auf einen inneren Funken von Esoterik hinzuweisen. Eine konservativ gekleidete Frau trug ihr Haar zu einem steinähnlichen Dutt geknotet über einer einzigen, bunten Rastalocke. Ein Mann mittleren Alters mit Rektorbrille und einer kahlen Stelle, die sich nicht übersehen ließ, hatte sich mit roter Pulverfarbe ein Bindi über die Augen gekleckst, während sich eine junge Frau neben ihm, die offenbar direkt von der Arbeit gekommen war, die Zeit genommen hatte, über ihre nüchterne Jacke eine safrangefärbte Weste anzuziehen.
    Für sein Empfinden zeugte jede der verhaltenen Eigentümlichkeiten von Scham, von schüchtern aufflackernder Individualität, die tief unter der Angst vor Spott verborgen lag. Auf abstrakte Weise erinnerte ihn die Gruppe an Kingsleys Haus mit seinen kleinen Farbtupfen, wenngleich die Atmosphäre hier vor etwas wesentlich Bedürftigerem, weniger Zufriedenem strotzte. Diese Leute, erkannte er, waren unerfüllte, ständig unzufriedene Menschen, deren Seelen dermaßen nach mehr hungerten – nach Antworten, nach Fortschritt, nach Schwingen, die sie über das Banale erhoben –, dass sie die Vernunft der Leichtgläubigkeit geopfert und langsam, Schritt für zögerlichen Schritt, den Weg hierher gefunden hatten.
    Die Augen vor der Wahrheit verschließende Hippies.
    Shaper stolperte über einen Phrenologiekopf aus Keramik, derals Türstopper benutzt wurde, und stieß einen leisen Fluch aus. Niemand schien es zu bemerken.
    »… auf diese Weise«, dröhnte die Stimme, »führte ich ihn zu jenem letzten Plateau, dem Nirvikalpa Samadhi , und wartete, als sein Herz zu schlagen aufhörte. Dort offenbarte sich endlich die unveränderliche Realität. Dort erlangte er einen göttlichen Zustand – eine Transzendenz, die für uns alle, für euch alle erreichbar ist –, so dass seine mannigfaltigen Identitäten vereint und dem Universum überantwortet wurden. In jenem Augenblick wurde jede Zelle seiner kruden Körperlichkeit vom Meer der göttlichen Liebe und Glückseligkeit geflutet.«
    Irgendwo in dem Gelaber musste sich ein Witz verbergen. Shaper war zu entnervt, um ihn zu entdecken.
    Der Sprecher war Glass. Er saß in seinem Protopyjama mit geschlossenen Augen auf einem riesigen Kissen, die Hände im Schoß gefaltet, um das Zittern zu unterdrücken, und schien zu schlafen, gefangen in einer merkwürdigen Trance. Bei diesem Anblick spürte Shaper, wie seine Wahrnehmung fies aus den Gleisen sprang und ihm dasselbe Strahlen von Weiß und Violett zeigte, verdichtet wie bei einer Doppelbelichtung. Auch als er den Blick leise knurrend abwandte, fester entschlossen denn je zuvor, es hinter sich zu bringen, blieb es irgendwie unmöglich, Glass’ roboterartigem Monolog zu lauschen, ohne dessen Autorität bedingungslos zu akzeptieren. Shaper bereute unwillkürlich, innerlich die Leichtgläubigkeit der Anwesenden verspottet zu haben. Die alte Stimme strotzte vor der Verheißung von Erlösung und Bedeutung. Besser noch: In ihr schwang das Versprechen praktischer Strategien zu deren Erreichen mit.
    Auf der Suche nach Ablenkung zwang er sich, stattdessen auf die Frau neben Glass zu achten, die Notizen kritzelte wie eine Sekretärin, die ein Diktat aufnahm. Er erkannte das mit rotem Leder gebundene Tagebuch in ihren Händen – dasselbe, das vorher der alte Mann in seinem Haus hervorgeholt hatte. Glass’ Memoiren, verfasst mit Kugelschreiber und jeder Menge Nonsens.
    Die junge Frau schaute kurz auf, begegnete seinem Blick mit einem unbedachten Lächeln … und als löse sich eine Gewitterwolke auf, als sängen Engelschöre das Lied der Entrückung – regte sich etwas in Shapers Schritt.
    Halleluja!
    Halleluja, o Herr!
    »Durch die korrekte Anwendung dieser Methode«, leierte Glass weiter, der von der erektilen Wiederauferstehung nichts mitbekam, »löst sich alle Haftung des Geistes an das Karma auf, wie es damals jenem unglücklichen Staatsmann widerfuhr. Als er sich der Göttlichkeit des Mahasamadhi näherte, kehrte

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